Streit um die Kassenprüfer beim Baiersdorfer SV
Autor: Dorothea Weiler
Baiersdorf, Freitag, 30. November 2012
Der Vorstand des Baiersdorfer SV legt den beiden Finanzhütern den Rücktritt nahe wegen unzulässiger Einmischung. Diese berufen sich bei der Hauptversammlung auf ihre Kontroll-Aufgaben. Grundsätzliche Fragen des Vereinslebens werden aufgeworfen - und das Publikum ist gespalten.
Als Laie würde man erwarten, dass ein Verein sich glücklich schätzt, wenn die Kassenprüfer nach Prüfung der Rechnungen und Kontobewegungen keinen einzigen Buchungsfehler finden. Im Baiersdorfer Sportverein (BSV) ist das jedoch ganz anders. Genau das nämlich machen die obersten Vorstandsmitglieder Oliver Rosic, Roland Lahme und Melanie Heupel-Hoyer, den Kassenprüfern ihres Vereins zum Vorwurf: keine Fehler gefunden zu haben. Denn statistisch gesehen, so argumentieren sie, müssten unter 700 Buchungen 20 Fehlbuchungen zu finden sein.
Tiefgehender Konklikt
In Wahrheit geht es aber, wie bei der außerordentlichen Hauptversammlung in der Gaststätte am Sportzentrum deutlich wurde, um einen tiefer gehenden Konflikt. Und so hat es den Anschein, als würde auch mit dem neu gewählten Vorstand keine Ruhe im Verein einkehren.
Das Präsidium, so Lahme weiter, habe mit seinen Kassenprüfern ein "zerrüttetes Verhältnis" und bitte diese daher um Verzicht auf ihr Amt, so dass sich "ein völlig neues Team" den Herausforderungen der Zukunft stellen könne. Auch habe man den beiden Betroffenen, Paul Höll und Toni Rampe, den Rücktritt bereits schriftlich nahe gelegt, doch fänden sich diese dazu nicht bereit.
Schwerwiegende Vorwürfe
Nach anfänglicher Zurückhaltung kamen die Mitglieder des Vorstands schließlich mit schwerwiegenden Vorwürfen an die Kassenprüfer heraus. Statt sich um ihr eigentliches Metier, die Kassenprüfung zu kümmern, so die Bemängelung, hätten sie sich in die Belange des Vorstands massiv eingemischt, beispielsweise, indem sie sich nur noch mit der Fußballabteilung befasst hätten, deren finanzielle Bevorzugung gegenüber anderen Abteilungen in den Augen vieler Mitglieder die Krise des Vereins verursacht hat.
Angeblich seien hinter dem Rücken des Präsidiums Gespräche mit dem Hauptsponsor des Vereins, Hanns-Thomas Schamel, geführt worden. Dass Schamel das Sponsoring des BSV um 20.000 Euro gekürzt habe, so Vizepräsidentin Melanie Heupel-Hoyer am Rande der Hauptversammlung, sei jedenfalls Fakt.
Oliver Rosic, Präsident des BSV, machte seinem Unmut darüber Luft, dass ihm einer der Kassenprüfer, nachdem er erfolgreich aus der Verhandlung mit einem ortsansässigen Geldinstitut gekommen sei, am Telefon Vorhaltungen gemacht hätte, es sei fahrlässig "in so einer Situation überhaupt Verträge abzuschließen".
Schwere Geschütze fuhr das Präsidium insbesondere gegen Toni Rampe auf, indem es eine Mail von ihm einblendete, indem er den Rücktrittsgrund des Vorgängerpräsidiums vor fünf Monaten als "billigen Bluff" bezeichnet. Das vorige Präsidium hatte den Verein offenbar wachrütteln wollen, indem es ihn als unmittelbar vor der Insolvenz stehend dargestellt hatte.
"Die Kassenprüfer haben uns in unserer Arbeit behindert", macht Melanie Heupel-Hoyer außerdem geltend. So hätten diese vom Präsidium Unterlagen angefordert, für die dieses nicht zuständig sei. Es habe sich um einen Ordner mit Fußballer-Verträgen von Januar bis Juni dieses Jahres gehandelt, einem Zeitraum, indem das neue Präsidium noch nicht im Amt war.
Paul Höll rechtfertigt sich
Es sei keineswegs die Absicht der Kassenprüfer, das Präsidium zu blockieren, rechtfertigte sich Paul Höll. Vielmehr habe er sogar seine Freude über das "phantastische junge Team" geäußert. Er lasse sich nicht unterstellen, dass mit dem letzten Kassenbericht irgend etwas nicht in Ordnung gewesen sei. Im Gegenteil sei dieser "eigentlich mit allen abgestimmt" gewesen.
Gemäß der Finanzordnung bestehe die Aufgabe von Kassenprüfern auch darin, die Wirtschaftlichkeit zu überprüfen, führte Toni Rampe an. "Nichts Schlimmes" sei in dem Bericht enthalten und es gebe "keine Punkte darin, über die wir uns im Dissens befinden". Kassenprüfer seien "für die Bewachung der Finanzordnung" zuständig und hätten nicht nur Buchungen zu kontrollieren, klärte ein Vereinsmitglied auf. Er habe sich am Kostendeckungsprinzip und an ökonomischen Gesichtspunkten zu orientieren. Sehr wohl hätten die Kassenprüfer das Recht, auf eventuelle Unstimmigkeiten oder Missstände aufmerksam zu machen.
Publikum ist gespaltem
Sehr unterschiedliche Stimmen wurden aus dem Publikum laut. Einerseits wurde von vereinsschädigendem Verhalten der Kassenprüfer gesprochen und vorgeschlagen, juristisch gegen sie vorzugehen, falls sie Zahlen an Dritte weitergegeben hätten. Andere sagten, die auf drei Jahre gewählten Kassenprüfer hätten sich nichts zu Schulden kommen lassen und müssten bis zum Ende ihrer Amtsperiode in ihrem Aufgabenbereich belassen werden.
Weiter wurde auf das zeitintensive Engagement des Präsidiums hingewiesen, das in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum seines bisherigen Wirkens "sensationelle Zahlen geliefert" habe. Die Mitglieder hätten dem Gremium ihr Vertrauen ausgesprochen und müssten jetzt auch zu ihm halten, wenn es die Kassenprüfer absetzen wolle. "Wir arbeiten 30 bis 40 Wochenstunden nicht bezahlt in unserer Freizeit für den BSV und haben sechs sinnlose Stunden mit unseren Kassenprüfern gesprochen, was uns nicht weiter gebracht hat", schlug Roland Lahme raue Töne an. Im Team mit diesen Kassenprüfern habe er kein Interesse mehr, weiterzuarbeiten.