Stefan Zinner: "Mir kommen die Leute vor wie Schnellkochtöpf ohne Ventil"
Autor: Josef Hofbauer
Gasseldorf, Sonntag, 26. April 2015
Stefan Zinner präsentierte in Gasseldorf sein Programm "Wilde Zeiten".
Die Botschaft von Schauspieler und Comedian Stefan Zinner, den viele als Double von Markus Söder beim Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg kennen, ist klar. "Man muss auch mal nachgeben können" empfahl er den Gästen am Samstagabend bei Comedy auf'm Dorf in Gasseldorf.
"Mir kommen die Leute vor wie Schnellkochtöpf ohne Ventil" analysierte der 40-jährige Trostberger. "Irgendetwas stimmt nicht, irgendwas bringt die Menschen durcheinander. Es sind wilde Zeiten", behauptet der dreifache Familienvater, der zur Beruhigung mit seiner fünfjährigen Tochter Raklett-Käse einkaufen geht. Da flippt ein kleinwüchsiger Mann aus, als ihn die Fünfjährige aus Versehen anstößt. Zinner erzählt, er habe das aufgeregte Jungtier durch Streicheln zu beruhigen versucht. Keine gute Idee. "Papa, ich glaub', der mag die net", stellte daraufhin die Tochter fest.
Pragmatische Lösungen
Rollkoffer und Hundehomöopathen sind Stefan Zinner ebenso suspekt wie der Porsche-Cayenne-Fahrer, der über den Grünstreifen düste und sich vor Zinners Familienkutsche auf die Fahrbahn zwängte. Aber Zinner nimmt's gelassen, denn nach einem Kavaliersstart wird der Mittfünfziger geblitzt. "Guat, wennsd woaßt, wo in Münchn de Blitza stenga", lächelt der Comedian, der für pragmatische Lösungen gut ist.
So ist er überzeugt, dass die Kombination von Stadtlauf und Stierkampf zu neuen Bestzeiten führen würde. "Vielleicht langt aber auch schon eine Durchsage" überlegt Zinner. Und weil er nicht den Besserwisser spielen wollte, bestärkte er einen Norddeutschen, der mit Sandalen auf einer Bergtour war und fragte, ob er mit diesem Schuhwerk die Route bewältigen könne. "Ja freili" nickte der Bergfreund, dem später ein kreisender Hubschrauber auffiel. "Gsehn ham mia den Moo nimma."
In dem musikbetonten Programm singt Zinner über die Unwägbarkeiten des Lebens, am liebsten im Blues, denn "Blues befreit". Davon ist das Multitalent überzeugt.
Realitätssinn angemahnt
Immer wieder erinnert der erfahrene Familienvater, dass das Leben kein Computerspiel, keine Animation ist, sondern Wirklichkeit. Deshalb hat er auch einen Tipp, wie Menschen, die nur noch auf ihr Handy stieren und deshalb gegen Laternenmasten laufen, wiederbelebt werden können. Eine eingebaute Stimme, die das Wort meeting wiederholt und dabei immer lauter wird. Das hilft. Teenager könne auch eine Freundin den Weg in die Realität ebnen.
Stutzig machte Stefan Zinner, dass der Verkäufer eines trendigen Schuhgeschäftes ihn mit "Mein Herr" angesprochen hat und angeboten hat, die Musik leiser zu drehen. "Als ich dann nach Turnschuh g'fagt hab, wollt der wissen, wie alt m ein Kinder san", wunderte sich der 49-jährige, dem dämmerte, dass der Begriff Turnschuh offenbar schon seit längerer Zeit kaum noch verwendet wird. Und er folgert mit einem Country-Song: "Manche Sachen sollt man lassen." Andererseits fordert er aber auch dazu auf: "Manche Sachen soll ma machen." Die Entscheidung liegt bei jedem selbst.
Leb dein Leben
Zinner jedenfalls hat sich entschieden, die Esoterik-Welle nicht mitzumachen. Jahrhunderte habe die Menschheit versucht, Steine aus dem Wasser herauszuholen. Und jetzt werfen wir sie wieder rein. "Das passt nicht", ist Zinner sicher. Und auch der "Schweinsbraten marokkanisch" ist ihm suspekt. "Muslime und Schweinefleisch passt nicht zusammen", argumentiert der Comedian, der dieses Gericht unter die Rubrik experimentelle Küche einordnet. Das liegt in der Natur der Sache.Und Zinner ruft dazu auf: "Leb dei Leben wie a Goldfisch im Glas. Ab und zu wärs aber scho schö, wennst amal was anders machst."