Druckartikel: Steakmesser-Attacke: Verfahren eingestellt

Steakmesser-Attacke: Verfahren eingestellt


Autor: Jennifer Opel

Forchheim, Donnerstag, 26. Januar 2017

Dass ein Messer im Spiel war, das ist eine gesicherte Erkenntnis. Ob die Angeklagte ihren Mann damit bedroht hat oder nicht, wurde nicht festgestellt.
Symbolbild: Archiv


Einig waren sich die Angeklagte und deren Ehemann vor Gericht. Nicht einig aber am 17. Mai vergangenen Jahres, als die 34-Jährige aus dem Landkreis Forchheim auf ihren Ehemann losgegangen sein soll. "Wir streiten viel. Oder besser gesagt, haben viel gestritten. Jetzt haben wir das im Griff", sagte der angeblich Geschädigte.


Mann verfolgt seine Frau

Während eines Streits soll die Frau vor ihrem Mann im Haus davon gelaufen sein. "Ich wollte verschnaufen", sagte sie, "aber das geht nur, wenn er dann weg ist." Er sei ihr aber gefolgt und so seien sie dann vor der Küche gestanden. "Ich habe das Messer aus der Schublade geholt, aber nicht in der Absicht ihn zu verletzen", sagte sie und räumte ein, dass sie das Messer in der Hand hielt.

Daraufhin sei er dann gegangen. Das sei aber kein normales Verhalten, brachte Richterin Silke Schneider ein, doch die Angeklagte antwortete nur: "Sie wissen nicht, wie es bei uns im Streit zugeht." Es würde öfter laut werden und an diesem Tag sei es auch zu weiteren Handgreiflichkeiten gekommen - sowohl von ihm als auch von ihr. Mit dem Messer sei sie aber nicht auf ihn los gegangen, sie habe es lediglich in die Hand genommen.
Der Mann war nach dem Streit zur Polizei gefahren und hatte dort seine Frau angezeigt. "Er kam mit sichtlichen Verletzungen in die Dienststelle", sagte die Polizeibeamtin, die an diesem Maitag Dienst hatte, vor Gericht. Beim Abendbrot sei ein Streit eskaliert, sagte der Mann auf der Dienststelle, angeblich sei sogar der Sohn zwischen dem Vater und der Mutter mit dem Messer gestanden. Nur durch Wegdrehen habe er sich vor einem Stich mit dem Messer retten können. Die Polizei nahm die Frau noch in der Nacht fest und brachte sie vor den Ermittlungsrichter.


Andere Aussage als am Tattag

Vor Gericht bestätigte der 35-Jährige diese Aussage nicht. Im ersten Teil seiner Vernehmung sagte er überhaupt nichts, beteuerte aber, dass er aussagen möchte. "Ich lasse ihr, wenn es um unsere Probleme geht, immer wenig Freiraum", räumte der Ehemann ein.

Schließlich sagte er aus, dass im Laufe des Streits die Frau in die Küche gegangen sei, ihm ein Messer gezeigt habe und er dann das Haus verlassen habe. "Vielleicht habe ich da ein bisschen überreagiert", sagte er zu seiner Aussage bei der Polizei.

"Sie haben beim Ermittlungsrichter eine ganz andere Geschichte erzählt als heute", stellte Richterin Silke Schneider fest. Dies ärgerte sie sichtlich. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass Sie zur Polizei rennen, behaupten, Ihre Frau hätte versucht Sie zu erstechen, damit das ganze System in Gang bringen, und jetzt hier sitzen und fast wortgenau das gleiche erzählen wie Ihre Frau." Sie verstehe, dass der Mann seine Frau jetzt nicht reinreiten wolle - zumal beide wegen eines gemeinschaftlichen Betrugs unter Bewährung stehen. Aber: "Irgendeine Story erfinden, das geht gar nicht", betonte Schneider, "auch wenn sie da aufgebracht waren."

Verteidiger Jochen Horn sagte, er habe schon nicht verstanden, warum diese Sache überhaupt angeklagt worden sei und regte an, das Verfahren einzustellen, da er keine Bedrohung erkennen könne. Auch wenn Staatsanwalt Matthias Schmolke durchaus eine Bedrohung sah, stellte Richterin Schneider das Verfahren ein.
Es ist gut möglich, dass der Mann wegen seiner Falschaussage - eine von beiden muss schließlich falsch gewesen sein - belangt wird.