Stadtsanierer sagt Forchheim Servus
Autor: Andreas Oswald
, Samstag, 15. Sept. 2012
Der Chef der Sanierungsgesellschaft GWS und Forchheimer Wirtschaftsförderer Heinz Schwab geht in den Ruhestand.
"Ich sag' nix" - dies war sein Standardsatz, wenn er Zeitungsleuten begegnete. Und am Ende erfuhren die doch, was sie wollten - und manchmal noch ein bisschen mehr. Jetzt sagt Heinz Schwab "Adieu". Nach rund 18-jähriger Tätigkeit in Forchheim geht der Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft (GWS) und langjährige Wirtschaftsförderer der Stadt in den Ruhestand. Und den hat er sich verdient: Er hat mit vorbildlichen Sanierungsobjekten der Altstadt ein Facelifting gegeben, er hat dem Brennpunkt Forchheim-Nord mit dem Projekt "soziale Stadt" ein menschenwürdiges Gesicht verliehen - und er hat die Forchheimer Wirtschaftslandschaft zu ihrer jetzigen Blüte gebracht.
Gruß aus Forchheim überzeugte
"Mir könnet alles. Außer Hochdeutsch", dieser Baden-Württemberger Werbeslogan wird von Heinz Schwab verkörpert. Der Offenburger mit dem unverkennbaren Dialekt war 24 Jahre lang in der Verwaltung seiner Heimatstadt (60 000 Einwohner) mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut - mit der Stadtsanierung ebenso wie mit dem Ankauf militärischer Liegenschaften zur Umwandlung in zivile Nutzung. "Ich habe schon immer mit Grundstücken zu tun gehabt", erzählt der gelernte Vermessungsingenieur.
Dann kam das 25-jährige Dienstjubiläum und der 50. Geburtstag stand bevor - "das war für mich ganz schlimm", gibt Heinz Schwab zu. "Ich wollte vor dem 50. noch einmal neue Wege gehen." Die eröffneten sich in einer Stellenanzeige in der FAZ. Da wurde ein Führungsposten bei der städtischen Sanierungsgesellschaft in Forchheim angeboten. Ansprechpartner waren Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) und der inzwischen gestorbene Franz Nett, seinerzeit Sparkassenchef und damit GWS-Mitgesellschafter. Das erste Telefongespräch sei "ganz nett" verlaufen , aber die Sache sei ihm zunächst "zu kleinkariert" gewesen, gesteht Heinz Schwab. Dann aber sei am nächsten Tag ein Forchheimer Stadtprospekt in seinen Briefkasten geflattert, mit einem persönlichen Gruß von Franz Nett und der Aufforderung: "Bewerben Sie sich!"
Die Chemie hat gestimmt
Die Botschaft kam an. "Das hat sofort Sympathien bei mir ausgelöst", erzählt der jetzt scheidende GWS-Chef. Kurzum: Es folgte eine dreitätige Einladung nach Forchheim. "Als ich Franz Stumpf damals zum ersten Mal traf, merkte ich gleich, dass die Chemie stimmt - wir passen zusammen", erinnert sich Schwab.Und noch etwas hat er bei seiner Stippvisite sofort festgestellt: In Forchheim gibt es in Sachen Sanierung viel zu tun. "Das Krottental war damals ein einziger Parkplatz mit Pfützen."
"Schaffe schaffe Häusle baue", der schwäbische Spruch scheint Schwab in die Wiege gelegt worden zu sein. So wurde die Sanierung des Krottentals seine erste große Aufgabe. Es galt, das heruntergekommene Quartier zu beleben und zu gestalten. Das ist ihm gelungen mit einer harmonischen Verbindung von historischer Substanz und neuer Wohnbebauung.
Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass noch etwas dringend sanierungsbedürftig war: Die GWS selbst! Schwab macht kein Hehl daraus: "Es war ein schwieriges Unternehmen". Der Häuserbestand war desolat, die Personalzahl unwirtschaftlich. Die Konsequenz: Personalabbau, Häuserverkauf und Mieterhöhungen. "Das hat mir keine Sympathien eingebracht - die Zeitungen schrieben über Mietwucher", erinnert sich der GWS-Chef und ergänzt: "Ich hatte aber immer die Rückendeckung vom OB und dem Aufsichtsrat." Aus Schwabs Plan zur Gesundung der GWS entwickelte sich letztlich auch die Idee der Kooperation mit anderen Wohnungsbaugesellschaften und die Gründung des Hauses der Wohnungswirtschaft. Sein Abschlussprojekt. Es wird aber erst im kommenden Frühjahr in der Bammersdorfer Straße fertiggestellt sein. "Ich werde also nie selbst in das Haus einziehen können", bedauert Schwab.
Mit der Wirtschaft auf Du und Du
Das Kapitel Wirtschaftsförderung wurde 1998 für ihn aufgeschlagen. "Es war von Anfang an zwischen Franz Stumpf und mir klar, dass ich neben der GWS-Geschäftsführung noch etwas anderes machen sollte", erläutert Schwab. Dass es die Wirtschaftsförderung werden sollte, empfand er "als ein Geschenk" für sich. Weil er hier seine Mentalität und Stärken richtig einsetzen konnte. "Ich suche das Gespräch mit Menschen - und ich freue mich, wenn ich Leute zusammenbringen kann und sich daraus ein Geschäft entwickelt", erzählt der "Heinz Dampf in allen Gassen".
Sein Motto : "Wirtschaft findet in der Wirtschaft statt". Schwab versteht es, in guter Atmosphäre bei einem Gläschen Wein - gern darf's auch eines mehr sein - Netzwerke zu knüpfen. Beispielweise die "Karnbaum-Connection": Wo sich im hinteren Eck des Forchheimer Feinkostladens jeden Freitag die "Granden" der lokalen Politik und Wirtschaft treffen. Ein reiner Männerzirkel. "Das schweißt zusammen", schwärmt Schwab.
Gerne besucht der Wirtschaftsförderer mit Geschäftsleuten auch die Forchheimer Keller. Denn auch mit Bodenständigkeit kann man punkten. Das bleibt bei vielen Unternehmern in besserer Erinnerung, als die sterile Lounge irgendeines Hotels. Der Beweis: "Noch heute lässt sich ein bekannter Unternehmer zu seinen Betriebsfeiern eigens das Bier von Hebendanz liefern", berichtet Schwab. "Ich wollte mich absetzen von einer formellen Wirtschaftsförderung", erklärt er seine unkonventionelle Arbeitsphilosophie. Aus vielen Kontakten mit Unternehmern, die sich durch seine Empfehlungen in Forchheim angesiedelt haben,sind inzwischen freundschaftliche Beziehungen geworden. Seine Schlussbilanz als Wirtschaftsförderer: "Der Ruf Forchheims ist wahnsinnig positiv." Schwab gibt zu, dass er lieber zu überschwenglicheren Formulierungen greift als zum fränkischen Superlativ "passt scho" - aber es sei ganz einfach so:"Die Aura in Forchheim ist hervorragend".
Sein Herzblut fließt für die Stadt und ihre Menschen: "Wie die Franken sind, so lieb' ich sie. Nicht nur die Gebäude sondern auch die Menschen mit all ihren Ecken und Kanten sind hier authentisch."
Jetzt hat die Zeit der doppelten Haushaltsführung ein Ende für Heinz Schwab. Für seine Familie im Ländle heißt dies: "Papa ante Portas". Seine private Bilanz: "In den vergangenen 18 Jahren habe ich durch die Fahrten zwischen Forchheim und Offenburg rund ein Jahr auf den Gleisen verbracht!"