Druckartikel: Stadtrecht für Waischenfeld war ein Dank des Königs

Stadtrecht für Waischenfeld war ein Dank des Königs


Autor: Reinhard Löwisch

Waischenfeld, Mittwoch, 08. April 2015

Waischenfeld feiert heuer "700 Jahre Stadterhebung". Zwei bedeutende Männer nahmen entscheidenden Einfluss auf die Geschichte der Ortschaft.
Stich von Domenico Quaglio um 1830. Hier ist die alte Stadtbefestigung mit dem "Mühltor", das eines von vier Eingangstoren war, noch deutlich zu sehen. Foto: privat


Das ganze Jahr über feiert Waischenfeld das Jubiläum "700 Jahre Stadterhebung". Mit zahlreichen Veranstaltungen wird zwei Männern gedacht, die maßgeblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung des kleinen Juradorfes nahmen: König Ludwig der Bayer und Konrad von Schlüsselberg, der ehemalige Besitzer der Stadt Waischenfeld.

Am 8. Dezember 1315 unterzeichnete König Ludwig in Burglengenfeld ein Dekret, mit dem er sich bei "dem Edelmann Conrad von Schlüsselberg" für dessen militärischen Dienste in der Schlacht von Gammelsdorf (1313) und seiner Loyalität bei der Königskrönung Ludwigs im Jahre 1314 erkenntlich zeigte. Diese Urkunde ist die "Geburtsstunde" Waischenfelds als Stadt und als Markt.


Loyalität zahlt sich aus


Für Konrad II.

von Schlüsselberg hat sich die Loyalität zu König Ludwig ausgezahlt, denn mit der Ernennung von Waischenfeld zur Stadt, dessen Burg und Dorf er einige Jahre vorher vom Bistum Bamberg gekauft hatte, war der wirtschaftliche Aufschwung so gut wie sicher.

In weiteren Beurkundungen Königs Ludwigs 1316 und 1322 wurde um die Stadt ein halbe Bannmeile gelegt und die "Übertretung" in einer dritten Urkunde auf "10 Pfund Heller" festgelegt. Außerdem erteilte König Ludwig seinem Kriegsgefährten das "ewigliche" Wohn- und Handelsrecht für Juden.

In Waischenfeld finden sich heute nur noch wenige Spuren der "Stadt". Es gibt zwei Stellen, an denen noch eine Stadtmauer zu finden ist: beim "Bodershaus" (heute Rathaus 2) hinter der Hochwasser-Flutmauer und am Eingang zum "Börgla" links in einem kleinen Garten.


Stadtmauer war einst zwei Kilometer lang


Noch 1820, als der Waischenfelder "Rentamtaktuar" mit Namen Jacob Reiselsberger gereimte Geschichtsforschung betrieb, war das anders. Er schrieb über die Stadtmauer: "Ich ließ sie herummessen und sie enthielt 5000 baierische Schuh". Ein Schuh entspricht etwa 29 Zentimetern. Somit war die Stadtmauer damals fast zwei Kilometer lang. Im Pausenhof der Schule, links an der Betonmauer, ist auf dem Kopf stehend noch das alte Schlüsselberger Wappen zu finden. Es ist ein Überbleibsel des an Stelle der heutigen Schule 1969 abgebrochenen "Kasten- oder Rentamtes".

Aus alten Beschreibungen weiß man, dass das Wappen über dem Hauseingang in der Mauer eingelassen war. Die vier Stadttore sind schon im 19. Jahrhundert abgebrochen worden. Eines stand bei der Stadtmühle (das Mühltor, es wurde als letztes 1838 abgebaut), eines bei der Autowerkstatt Seger (unteres Tor), eines auf Höhe der Schreinerei Neuner (hinteres Tor) und das Obere oder auch Bamberger Tor am Weg zum Friedhof.


Mauer und Graben

Michel Hofmann, Würzburger Staatsarchivdirektor und Kenner der Waischenfelder Historie, beschrieb die mittelalterliche Stadt wie folgt: "Die Stadt ist durch eine Mauer und durch einen Graben davor scharf umgrenzt und gegen Feinde geschützt. Die Mauer gilt als wesentlich für den Stadtcharakter. Durch die Ummauerung wird die Stadt zur Burg, weshalb ihre vollberechtigten Einwohner Bürger heißen."

Die Stadt war Kraft kaiserlichen oder fürstlichen Privilegs meist mit einer Bannmeile versehen, innerhalb derer jeder Gewerbebetrieb und jeder Handel ohne Zustimmung der Stadt bei hoher Strafe verboten war. Dadurch war das wirtschaftliche Leben eines Landstriches in der zugehörigen Stadt konzentriert, deren Bürger eifersüchtig ihre Vorrechte wahrten.

Im Vergleich: Auf den Dörfern gab es im Mittelalter außer den unmittelbarsten landwirtschaftlichen Bedürfnisgewerben (Mühle, Schmiede) kaum einen Handwerker, keinen Bierbrauer (nur Zapfenwirte) und auch keinen Laden. Daher die Bedeutung der städtischen Werkstätten und Geschäfte, nicht zuletzt des städtischen Wochenmarktes.

Ein ausführlicher Aufsatz über die wirtschaftliche Bedeutung der Stadterhebung und ein weiterer Aufsatz über die Waischenfelder Hausnamen finden sich im neuen Waischenfeld-Buch, das anlässlich des Jubiläums vom Dritten Bürgermeister Kurt Neuner derzeit zusammengestellt wird und im April veröffentlicht werden soll.

Das Jubiläumsprogramm

30. Mai 14 Uhr geführte Wanderung auf dem Burgenweg mit dem Stadtherold Wolfgang Huppmann

30. Mai bis 30. Juni Fotoausstellung "Handwerker und Geschäftsleute im vorigen Jahrhundert" in den ehemaligen Verkaufsräumen von Willibald Sponsel

6. Juni 20 Uhr "700 Jahre - 700 Sänger/innen", Konzert am "Steinernen Beutel" mit Liveberichten auf Bayern 1

12. bis 14. Juni "25. Heimattag der Fränkischen Schweiz" mit Heimatabend, Kirchenparade, Gottesdienst, Frühschoppen, Festzug und Jugendprogramm, Handwerkermarkt

15. und 16. August 10 Uhr Waischenfeld feiert 700 Jahre "Stadterhebung" in der historischen Altstadt - Programm auf zwei getrennten Bühnen.

9. bis 18. Oktober "Waischenfeld leuchtet" - Romantische Illumination vom Stadtkern bis zur Burg

31. Dezember ab 19.30 Uhr große Silvesterfeier in der Bürgerhalle