Druckartikel: Stadtnah wohnen im Endreshof

Stadtnah wohnen im Endreshof


Autor: Elisabeth Görner

Forchheim, Sonntag, 06. August 2017

Viola Korneli will den Endreshof im Forchheimer Scheunenviertel liebevoll restaurieren. Auch eine Dokumentation über das Gebäude ist geplant.
Treppe mit gedrechseltem Geländer


Nach einer Studie zum Scheunenviertel im Jahre 2014 und nach einer von der Forchheimer Wohnungsbaugenossenschaft GWS in Auftrag gegebenen Voruntersuchung samt Erstellung eines Rahmenplanes in den Jahren 2015und 16 wurde nun der dritte Schritt getan - und das auch im wörtlichen Sinn:
Die Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft der Stadt Forchheim, kurz GWS, hatte zusammen mit den Eigentümern Interessierte zu einer ersten Ortsbesichtigung in der Wiesentstraße 59 eingeladen, zum so genannten Endreshof.


So viel wie möglich erhalten

Als Vertreter der GWS nahmen Reinhilde Wöhrmann-Distler und Alexander Dworschak an der Informationsveranstaltung teil. Vor allem für die Großfamilie des noch in dem Haus geborenen Georg Endres, einem Bruder des letzten namensgleichen Eigentümers, war der Gang durch und über das Anwesen noch einmal etwas ganz Besonderes.
Zwar stand diese Besichtigungsgang unter dem Thema: Abbrucharbeiten, aber genau genommen soll so viel wie möglich erhalten werden. So sah die recht große Gruppe der Besucher das noch vollständige Wohnhaus, das aus der Barockzeit stammt - mit seitlichem Anbau nach links von 1880 - die Reste eines sich an das Haus nach hinten anschließenden, nun aber tatsächlich abgerissenen Schweinestalls sowie einen quer dazu liegenden langen noch "jungen" Kuhstall von 1955. An dessen Rückwand kann man noch die hellen Flecken der Namenstafeln der Kühe erkennen. Dazu im rechten Winkel wieder Richtung Haus befindet sich die ehemalige Remise aus dem Jahr 1914, die aber auch als Futterlager genutzt wurde und in der man noch die verfüllten Vertiefungen von Silos erkennen kann.


Innenhof kein Parkplatz

So bildet sich zusammen mit dem ältesten Teil des Anwesens, einer Scheune von 1681, die vom Wohnhaus aus gesehen vor der Remise liegt, ein geräumiger Innenhof, von dem aus man Zugang zum Kellergewölbe der Scheune hat(te). Dieser Innenhof soll auch ein solcher erhalten bleiben und nicht zum Parkplatz umgewandelt werden, was eine zusätzliche Chance zum sozialen Miteinander der späteren Bewohner des gesamten Anwesens bietet.
"Dieser Hof hat eine großartige historische Vergangenheit", schwärmte die Stadtplanerin und Architektin Michaela Messmer aus Emskirchen. Auch heute habe das gesamte so genannte Scheunenviertel ein Riesenpotential für Forchheim. Sie sei eher verwundert, dass sich die Menschen nicht längst um - natürlich sanierte - Wohnungen in diesem Areal reißen, zumal sie so nahe am Stadtzentrum liegen.


Zentrumsnähe betont

Schon in den alten Zeiten waren die dort lebenden "städtischen Bauern" stolz, dass sie leicht ihre Produkte auf dem Markt anbieten konnten. Heute wären bzw. sind die Wege zum Einkaufen und zum Erledigen behördlicher Dinge kurz. Noch sind die Verhandlungen mit der Stadt nicht abgeschlossen, weshalb auch noch nicht klar ist, wie viele Wohnungen der "Endreshof" einmal beherbergen wird.
Schon zur Barockzeit hat man alte Materialien wiederverwertet; so erkennt man - nachdem alle Arten von Putz entfernt worden sind - im ehemaligen Wohnzimmer des Haupthauses eine totale Mischbauweise, bei der uralte große Sandsteine durch alte, handbeschlagene Ziegel ergänzt wurden.
Investorin Viola Korneli betonte immer wieder, dass zwar alles "auf Herz und Nieren" überprüft werde, dass aber auch diese Steine erhalten werden sollten, wenn auch neu verputzt. Dasselbe gilt für das meiste Holz etwa der Türstöcke, sofern es nicht zu sehr vom Holzwurm befallen ist.


Viel Handarbeit

Überhaupt gibt man sich größte Mühe, das ganze Anwesen genauso vorsichtig wie gründlich zu inspizieren und "harte Technik" wie Bagger und Kräne möglichst zu vermeiden. Nicht zuletzt, um auch die Nachbarn nicht irgenwie zu schädigen. Das ging so weit, dass der Schweinestall, der wegen seiner geringen Höhe als nicht verwendbar eingeschätzt wurde, quasi mit den Händen abgetragen worden ist!
Durch eine solche Arbeitsweise könnten auch schon beim Teilabbruch Kosten gespart werden, da man auch leichter unterschiedliche Materialien erkennt, die ja inzwischen säuberlich zu trennen sind!


Dokumentation geplant

"Bei einem Projekt wie diesem fällt schon einmal ein Erdaushub weg, der sonst - in Bezug auf Belastung - durch mehrmalige Proben eine Verteuerung herbeiführen würde. Dafür spielt hier jedwedes gebrauchtes Dämmmaterial eine große Rolle. Wie das für die Zukunft aussehen soll, wie die alten Gemäuer mit neuen Wohnungen gut "atmen" können und wie überhaupt eine hohe Wohnqualität erreicht wird, darüber machen sich schon längst die kompetenten Betreuer dieses Projekts viele Gedanken.
Wie dann alles weitergehen wird, darüber können sich Interessierte in einem Vierteljahr bei einer zweiten Ortsbesichtigung neue Kenntnisse verschaffen. Am Schluss soll es sogar eine Broschüre über das historische Gebäude und seine Geschichte geben: Sie soll alles beinhalten vom Teilabbruch bis zur Fertigstellung!