St. Nikolaus in Ebermannstadt: Mit der Predigt nahe an den Kirchenbesuchern
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Freitag, 25. Oktober 2019
Beim Besuch des Sonntagsgottesdienstes in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Ebermannstadt sind die vorderen Kirchenbänke leer. Die rund 120 Besucher sind meist reiferen Alters.
Das Urteil unseres Testers:
Der Ebermannstadter Pfarrer Zlatko Kidjemet hat bewiesen, dass die Kirche den Menschen auch heute noch etwas zu sagen hat. Anschaulich hat er die Worte der Lesung erläutert, die christliche Botschaft eindrucksvoll erklärt. Indes: Die vorderen Kirchenbänke blieben leer. Jugendliche Gottesdienstbesucher? Fehlanzeige. Besonders deutlich lässt sich dieses Dilemma an der Zahl der Ministranten festmachen, die vor Jahren zu viert und zu sechst dem Pfarrer assistierten. Diesmal besuchte gerade mal eine einzige Ministrantin den Gottesdienst. Geht das Gottesdienst-Angebot der katholischen Kirche an den Bedürfnissen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorbei? Falls ja, ist sie ein "auslaufender Posten". Kleiner Lichtblick: Die Senioren gingen fast ausnahmslos zur Kommunion, feierten die Heilige Messe mit allem, was dazu gehört. Doch es bleibt die Frage: Quo vadis Kirche?
Die Bewertungen im Einzelnen:
1. Einstieg
In der Kirche gehen alle Lichter an. Der Pfarrer schreitet in Begleitung einer Ministrantin, einer Lektorin und einer Kommunionhelferin zum Altar. Der Organist zieht alle Register. Auf dem Spieltisch gleiten die Finger scheinbar wie von selbst über die Tasten. Bei dem frei gewählten Stück reicht das Spektrum von zierlichen Tönen bis zum schier unerschöpflichen, grenzenlosen Hörerlebnis. Ein majestätischer, feierlicher Beginn des Gottesdienstes. Übrigens: In Ebermannstadt teilen sich insgesamt sieben Organisten die musikalische Ausgestaltung der Gottesdienste. 2. Musik Der Organist beherrscht sein Instrument. Die Liedauswahl indes wirft Fragen auf, denn nicht wenige der Kirchenbesucher klappen das Gotteslob zu. Anderen bereitet das Mitsingen offenbar Mühe, denn sie hinken häufig bis zu einer Note hinter dem Organisten her. Wirkliche Feierlichkeit kommt deshalb nicht auf. Doch zum Ende des Gottesdienstes lässt der Organist bei einer Fantasie seinem musikalisch-künstlerischen Anspruch noch einmal freien Lauf - während die meisten Gottesdienstbesucher die Kirche bereits verlassen. 3. Lesung/Evangelium
Die Lesung stammt aus dem Hebräer-Brief und unterstreicht die Macht des Glaubens, aufgezeigt am Beispiel Abrahams, der aufbrach in ein Land, ohne es zu kennen. Seine Frau Sarah vertraute auf Gott, noch ein Kind zu bekommen, obwohl sie das gebärfähige Alter bereits überschritten hatte.
Im Lukas-Evangelium, das Pfarrer Kidjemet verliest, stehen jene Diener im Mittelpunkt, die auf ihren Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkommt. Aber sie wissen nicht, wann er wieder da sein wird. Es gelte, für die Ankunft des Herrn gewappnet zu sein, so die Botschaft. Beide Textstellen werden laut und deutlich vorgetragen. 4. Predigt
Idole wie James Bond Darsteller Daniel Craig, Sänger Justin Bieber und Rennfahrer Louis Hamilton stehen im Mittelpunkt der Predigt. Doch Pfarrer Kidjemet macht klar, dass es im Leben nicht auf das Bankkonto, die Stimme oder das fahrerische Können ankommt.
Die Promis seien Idole, wahre Vorbilder dagegen seien Menschen, die für ihre Überzeugung einstehen. So schlägt der Priester den Bogen zu Menschen, die für ihre Überzeugung auch Unannehmlichkeiten auf sich genommen haben. Das wiederum gehe nur, wenn jemand tief im Glauben verwurzelt sei, unerschütterliches Vertrauen habe.