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Sprache der Vergangenheit


Autor: Luisa Hölzel

Effeltrich, Freitag, 03. Juli 2015

Dieses Wochenende präsentiert der Volkstrachtenverein Effeltrich bei seinem Sommerfest eine Sonderausstellung zum Thema "Mundart".
Inge Kropf vor dem Gemälde eines in Tracht gekleideten Fronleichnamszuges in der Grundschule Effeltrich.  Fotos: Josef Hofbauer


Man ist damit aufgewachsen, verwendet es aber heutzutage viel zu wenig - Fränkisch. Die Sprache, die von Generation zu Generation übertragen wird, verschwindet immer mehr von der Bildfläche. Um diese Kenntnisse wieder aufzufrischen, veranstaltet der Trachtenverein aus Effeltrich eine Ausstellung unter dem Motto "frengisch via alla Doch".
Alte Trachten, längst nicht mehr genutzte Gegenstände und Bilder von Festlichkeiten, zeigen das Leben vor vielen Jahrzehnten in Effeltrich. Eine Beschreibung darf dort selbstverständlich nicht fehlen: Und die ist - natürlich in fränkisch. Und das mag für die meisten Menschen ein Problem darstellen. "Ausgesprochen versteht man solche Dinge natürlich viel leichter, als wenn man sie nur liest", sagt Inge Kropf. Sie ist Schriftführerin im Trachtenverein und hat die Ausstellung mitorganisiert. Manch einer müsse hier mehrmals lesen, um auch zu verstehen, was gemeint ist.

Für das Sommerfest, welches mittlerweile zum fünften Mal stattfindet, steht deshalb immer ein Mitglied aus dem Trachtenverein im Ausstellungsraum für Fragen zur Verfügung.

Gesammelte Schätze

Für die Vorbereitung auf das Fest hat der Trachtenverein der Dorfbevölkerung aus der Generation um 1930 Schulhefte in die Hand gedrückt. Die circa 30 Leute wurden gebeten, alte fränkische Begriffe zu dokumentieren. Das stellte sich oftmals als Problem dar, da die Leute Angst hatten, das Wort fehlerhaft aufzuschreiben.
Dabei sind oftmals vergessene Begriffe aufgetaucht, die einen Wortschatz mit größtenteils nicht mehr gesprochenen Wörtern bilden. "Früher wurden einem in der Schule solche Begriffe noch ausgetrieben, weil sie als falsch galten", erzählt Kropf.
Durch die Schreib-Aktion sammelte der Verein viele ausgestorbene Wörter und schrieb sie nach Themen geordnet auf. Zu bestaunen ist die Sammlung auf dem Sommerfest, nach Personen geordnet, und natürlich mit Übersetzung.
Als Grund für den seltenen Dialekt-Gebrauch nennt Inge Kropf auch die veränderten Lebensformen der Kinder: Früher seien die Kinder von der Schule heim gekommen und mussten sofort am Hof oder auf dem Acker arbeiten oder sie beschäftigten sich alternativ draußen mit ihren Freunden. Heutzutage kommen sie nach Hause, machen Hausaufgaben, schalten dann den Fernseher ein oder spielen mit ihrem Smartphone. "Die fränkische Sprache geht dabei aber völlig unter", bedauert die Schriftführerin. Persönlich kommuniziert werde schließlich nur noch in der Schule. Diese präge das Leben auch: Dialekt mit den Freunden und Hochdeutsch mit den Lehrern. "Für mich ist das aber ein Stück Kultur, die hier verloren geht", sagt die 59-Jährige. Diese Sprachkultur solle über die Generationen weiter gegeben werden.

Fränkische Beschreibungen

Eine Gelegenheit dafür ergibt sich am Wochenende beim Vereinsfest. Geordnet nach Themen, wie zum Beispiel Berufen: "Moola", "Metzga", "Doggda", "Schusda" (Maler, Metzger, Arzt, Schuster) oder einzelnen Ausstellungsstücken, wie einer "Dräbbn" (Treppe) oder den "Brodweaschd" (Bratwürste), wird der Dialekt erklärt. "Für viele klingt die fränkische Sprache komisch, doch das ist sie gar nicht", sagt die 59-Jährige.
Auch Trachten, die der Verein über die Jahre angesammelt hat, werden ausgestellt. Dabei wird unterschieden zwischen heller Tracht, für festliche Anlässe, und dunkler Tracht, für kirchliche Veranstaltungen. "Einmal im Jahr ziehen wir die Trachten an und erklären den Grundschülern aus Effeltrich vor dem traditionellen Gemälde der Grundschule die alte fränkische Kultur. Diese müssen sie dann am Abend ihren Eltern in einem Vortrag erklären.", erklärt Kropf.