WM mit 48 Mannschaften: Verwässerung oder Bereicherung?
Autor: Daniel Ruppert
LKR Forchheim, Dienstag, 10. Januar 2017
Der Fränkische Tag hat ehemalige Fußballgrößen, aktive Spieler und Trainer der Region befragt, was sie von der Ausweitung der Weltmeisterschaft halten.
Satte 50 Prozent mehr, nämlich 48 statt 32. So viele Mannschaften nehmen ab 2026 an der Fußball-Weltmeisterschaft teil. Das hat die FIFA am gestrigen Dienstag auf ihrer Sitzung in Zürich beschlossen. Mehr Geld für den Weltverband, mehr Zuschauer in den Stadien und vor den TV-Geräten, größere Chance für die kleinen Nationen, bei einer Endrunde dabei zu sein. Doch vor allem aus Europa und Deutschland kamen schon vor der Entscheidung negative Stimmen. Wir haben uns umgehört, was die Amateurfußballer aus dem Spielkreis ER/PEG, also die "Konsumenten" der WM, dazu sagen.
Hofmann: Spitzenspieler werden geschont
Der Ebermannstadter Ex-Profi Norbert Hofmann, Trainer des Landesligisten ASV Vach, fürchtet eine Verwässerung des Niveaus: "Die Spitzenspieler werden in den beiden Gruppenspielen geschont, da man zwei schwächere Gegner hat und selbst als Zweiter in die K.o.-Runde einzieht. Es ist zwar schön, mal andere Nationen zu sehen, aber die Kleinen haben eh keine Chance." Mit der beschlossenen Variante hat die FIFA ihren Kritikern zumindest ein wenig Wind aus den Segeln genommen. "Mehr Gruppenspiele hätten die WM unnötig in die Länge gezogen. Der Profifußball hat sowieso schon Terminprobleme. Das ginge auf Kosten der Leistungsträger", sagt der 65-Jährige und nennt Borussia Dortmund als Beispiel, das zwar europäische Spitzenklasse sei, mit der ständigen Mehrfachbelastung aus Meisterschaft, Pokal und Champions League aber nicht zurechtkomme.
Pechtold: An einer WM sollten nur die Besten teilnehmen
Ähnlich sieht es der ehemalige Club- und Fürth-Spieler Uli Pechtold aus Forchheim: "Die Qualität des Wettkampfs leidet darunter. Manchmal ist ein Spiel zwischen einer starken und einer schwachen Mannschaft zwar attraktiv, doch was bringt es einer kleinen Nation, wenn sie auf der Weltbühne vertreten ist, dann aber mit 8:0 abgeschossen wird? An einer WM sollten nur die Besten teilnehmen." Schon jetzt qualifizierten sich aufgrund der vorgegebenen Startplätze pro Kontinentalverband immer wieder auch schwächere Länder, findet der 64-Jährige. "Es geht halt nur um die Kohle", resümiert Pechtold.
Büle: Man sieht neue Nationen und sicherlich mehr Überraschungen
Von einem Glücksfall spricht dagegen Constantin Büle. Nicht nur weil der gebürtige Rumäne die Chance auf die erste Teilnahme seines Heimatlandes an einer Endrunde seit 1998 in Frankreich spekuliert: "Eine WM ist umso schöner, je mehr Mannschaften teilnehmen. Man sieht neue Nationen und sicherlich mehr Überraschungen. Ich finde es zwar nicht gut, wenn Spieler ihre Nationalität wechseln, aber dadurch haben selbst kleine Länder teilweise sehr gute Kicker. Und bis 2026 wird das noch zunehmen." Trotz der Ausweitung der Titelkämpfe von 64 auf 80 Partien traut der Coach des TSV Hemhofen auch kleineren Ländern wie Rumänien die Ausrichtung einer WM zu. "Wir sind gar nicht so arm", sagt der 48-Jährige schmunzelnd. "Und zur Not haben wir genug Nachbarländer, mit denen wir uns zusammentun könnten."