Trainingslagerkoller in Zeiten des Corona-Virus
Autor: Daniel Ruppert
Hiltpoltstein, Donnerstag, 05. März 2020
Der Trip zum Gardasee entwickelt sich für ein Team aus dem Kreis Forchheim zum Eigentor: Nach der Rückkehr steht der Alltag Kopf - ein Reisetagebuch.
Die Tage zuvor: Reise ins Corona-Land
Die Vorfreude auf unser Trainingslager ist groß. Doch einige Tage vor unserer Abreise kommt die ernüchternde Meldung: Italien ist der Corona-Hotspot Europas. Und ausgerechnet der Norden des Landes, in dem auch der Gardasee liegt, ist stark betroffen. Doch das Risikogebiet erstreckt sich bis heute nicht auf das bei Deutschen beliebte Urlaubsziel.
In unserer für das Trainingslager gegründeten WhatsApp-Gruppe wird das Virus zum Thema. Da das Hotel grünes Licht gibt, keine Grenzkontrollen geplant sind und das Auswärtige Amt für unser Reiseziel keine Warnung ausspricht, bleibt unser Plan unverändert. Nur eine offizielle Reisewarnung erlaubt es, ohne Stornogebühren von der Reise zurückzutreten.
Unser Tenor lautet: Wir sind jung und fit - das überschaubare Risiko gehen wir ein. Stefan, der Hauptorganisator unseres Trainingslagers, lässt es aber jedem offen, zu Hause zu bleiben - dann aber ohne Geld-zurück-Garantie. Wegen der Corona-Gefahr sagt keiner ab. Lediglich unser Spielleiter bleibt wegen einer starken Erkältung daheim. Jonas fährt sogar trotz Fieber, Husten und Schnupfen mit. Dies machte es im Nachhinein nicht leichter, Corona-Symptome von einer "normalen" Grippe zu unterscheiden. Dazu später mehr.
Donnerstag, 27. Februar: viele Stornierungen
Der Anreisetag läuft gut. Ohne Verkehrsbehinderungen erreichen wir das Ziel pünktlich. Der Ansprechpartner unseres Anbieters vor Ort erzählt, dass es einige Stornierungen wegen Corona gegeben habe. Das Hotel, das um diese Jahreszeit normalerweise gut gefüllt ist, ist tatsächlich halb leer.
Freitag: Der erste "Betroffene"
Beim Abendessen am Freitag kommt die erste Meldung von daheim: Die Frau von Betreuer Werner wird zu 14 Tagen Home Office verpflichtet: "Sie hat am Donnerstag auf Arbeit von unserem Ausflug erzählt. Das hat sich anscheinend schnell herumgesprochen. Am Freitag hatte sie frei, sollte aber nach Feierabend in die Firma kommen und ihren Laptop holen. Übers Wochenende wurde alles technisch eingerichtet."
Schon jetzt ist klar: Nach unserer Rückkehr wollen sich Werner und sein Sohn, mein Mitspieler Michael, auf das Coronavirus testen lassen. Das geht aber nur kostenlos, wenn man Symptome aufweist oder Kontakt zu einem Infizierten hatte. Sonst werden mehrere hundert Euro fällig.