Süße Sünden der Vergangenheit
Autor: Jochen Brosig
LKR Forchheim, Dienstag, 23. Januar 2018
Wer bei Läufen startet, erlebt einiges. Jochen Brosig erzählt davon in seiner FT-Kolumne. Diesmal: Wie er dem Weihnachtsspeck den Kampf ansagt.
Jedes Jahr das gleiche Spiel. Über die Feiertage hat sich der Winterspeck auch beim Querläufer angesammelt. Die Wettkampfsaison steht an. Der Frühling naht. Beim Neuhauser Straßenlauf will er bestens in Form sein. Doch dieses Jahr ist alles anders. Nämlich noch schlimmer. Der 100-Kilometer-Lauf hat seine Spuren hinterlassen. Und was für welche, vier Kilo schleppt der Querläufer mehr mit sich herum. Im November war er durch eine Verletzung zu einer Pause gezwungen. Der Zeiger seiner Waage schnellte täglich nach oben. Im Dezember kam die Weihnachtsbäckerei der Läuferfrau erschwerend hinzu.
Was soll er machen? Der Weihnachtsstollen musste verputzt werden, die Plätzchendosen gehörten geleert und dann noch die Frage aller Fragen: Sollte er die Weihnachtsgans wirklich schlecht werden lassen? Beim traditionellen Wiegen am 2. Weihnachtsfeiertag fällt der Querläufer fast in Ohnmacht. Sein Glück: Pünktlich mit dem nahenden Ende des Winters keimen die ersten Empfehlungen für Frühjahrs-Diäten in nahezu sämtlichen Zeitschriften. In acht Wochen zur Traumfigur. Ihr mentales Schlankheitstraining. Die Power-Diät zur Strandfigur. Alles essen und trotzdem abnehmen. Fatburner. Low-Fat. Apfelessig-Diät. Blutgruppen-Diät. Abnehmen mit Genuss.
Er fragt sich: "Sind ein paar zusätzliche Kilo durch winterliche Reduzierung der Laufleistung eine krankhafte Fehlentwicklung?" Da muss man doch nicht gleich mit einer selbstauferlegten Mangelernährung gegensteuern, oder etwa doch? Auf der anderen Seite will der Querläufer mit straff sitzendem Shirt am Start stehen. Ohne Wölbung am Bauch. Höchstens mein Six-Pack soll sich durch das Laufshirt abzeichnen.
Und die Läuferfrau? "Alles Quatsch, diese Diäten", meint sie. War er durch ihre Koch- und Backkünste schon immer verwöhnt, hat sie seit letztem Jahr ihr Können noch ausgeweitet. Anstatt goldener Laufschuhe für den Querläufer wurde eine Küchenmaschine angeschafft. Und die muss sich auszahlen. "Ernährung kommt vor dem Training", sagt die Meisterköchin. "Schlag nach im Duden." Da hat sie Recht, die Gute.
Dann macht sie ein Drei-Punkte-Programm: Mehr Bewegung, also runter von der Couch und rauf auf die Laufpiste. Dann FdH, vor allem bei den Kalorienbomben. Und weniger Kohlehydrate, mehr trinken und viel Gemüse und Salat.
Interessant wäre es schon. Eine Gewichtsreduzierung. Der erste Versuch mit dem Fasten ist kläglich gescheitert. Dann eine Diät. Dabei verliert man die überschüssigen Pfunde. Ja, und zwar durch qualvolle Entbehrungen. Außerdem bekommt man dabei das Fett dann nicht erst im Herbst zurück, sondern schon wenige Wochen nach der Diät. Mit Zins und Zinseszins.
Dann serviert sie einen Brokkoli-Salat. Die Zubereitung ist ganz einfach: Brokkoli, Paprika, Apfel, Pinienkerne zerkleinern und in eine Schale geben. Mit Öl, Essig, Honig, Senf, Salz, und Pfeffer verfeinern. Umfüllen und servieren. Fertig.
Der Brokkoli-Salat ist nur wärmstens zu empfehlen. Ein Genuss, am liebsten eimerweise. Natürlich gibt es noch viele gute Gerichte, die bei der Gewichtsreduzierung unterstützen. Wichtig beim Abnehmen ist: Schmecken muss es. Natürlich muss er jetzt auch läuferisch am Ball bleiben, wenn er in Neuhaus etwas reißen will.
Run happy and smile!
Euer Querläufer