Schachclub kassiert zwei 2:6-Niederlagen
Autor: Udo Güldner
Forchheim, Dienstag, 23. Oktober 2012
Der Neuling SC Forchheim kassiert zum Auftakt in der Schach-Bundesliga zwei 2:6-Niederlagen. Léon Mons bleibt dabei unbesiegt. Und Vlastimil Jansa holt den ersten Einzelsieg für den Außenseiter.
Gerade hat der Schachclub Forchheim seinen ersten Wettkampf der Schach-Bundesliga 2:6 gegen einen der Meisterschaftsanwärter verloren. Und doch sind beim kleinen Amateurverein im Rathaussaal nur glückliche Gesichter zu sehen. Gegen die Profis der SG Aljechin Solingen haben Kapitän Manfred Heidrich und seine Freizeitspieler sechs Stunden lang dagegenhalten und das eine oder andere Bein stellen können. Dabei hatte es nach dem 0:5-Zwischenstand schon nach der Höchststrafe (0:8) ausgesehen.
Prusikin fehlt
Zuerst aber müssen die Forchheimer das Fehlen ihres Spitzenspielers GM Michael Prusikin verkraften, der in der Schweizer Nationalliga am Brett sitzt. Für ihn rückt der Prager GM Vlastimil Jansa nach, der es am Spitzenbrett mit dem mehrfachen Österreichischen Staatsmeister GM Markus Ragger zu tun bekommt. Einige Stunden entscheidet sich keine Partie, danach geht es Schlag auf Schlag.
FM Alexander Seyb zieht nach einer von taktischen Scharmützeln geprägten Partie gegen den Engländer GM Gawain Jones den Kürzeren. Derweil hat Hans-Jürgen Döres gegen den Großmeister Michael Hoffmann große Probleme. Schon aus der Eröffnung heraus gerät der gebürtige Ebermannstadter unter Druck. Inzwischen hatte es auch Johannes Zwanzger erwischt. Er muss dem niederländischen Nationalspieler GM Jan Smeets zum Sieg gratulieren. Ein lästiges Springerpaar und ein Turm rückten dem König des früheren Kirchehrenbachers zu Leibe. Auch Bernd Hümmer muss gegen den Dänen IM Mads Andersen die Segel streichen.
Erster Erfolg nach vier Stunden
Nach vier Stunden dann die erste Erfolgsmeldung: Kapitän FM Manfred Heidrich erkämpft sich in einem schwierigen Endspiel gegen den bosnischen Nationalspieler GM Predrag Nikolic ein Unentschieden. Lange im Gleichgewicht hält sich Jörn Bade gegen den US-Amerikaner GM Aleksandr Lenderman. Doch im Endspiel mit Schwerfiguren muss er nach einem Königsangriff einen Turm hergeben - wieder ein Punkt für Solingen.
Ein unerwartetes Remis wird von den Kiebitzen neben dem Brett gefeiert: Jugendspieler FM Léon Mons knöpft es dem Holländer GM Daniel Stellwagen ab. Dabei hat der Forchheimer sogar Materialvorteil, dafür aber Stellungsnachteil.
Den glanzvollen Schlusspunkt Vlastimil Jansa, der ein Läuferendspiel mit zwei Mehrbauern mit perfekter Technik zu Ende bringt: der erste Saisonsieg eines Forchheimers in der Bundesliga.
Lange Zeit spannend gegen den SV Wattenscheid
Nach der 2:6-Auftaktniederlage geht auch das zweite Duell der Schach-Bundesliga für den SC Forchheim verloren. Dem SV Wattenscheid liefern die Franken einen lange spannenden Wettkampf geliefert. Zuletzt setzten sich die Favoriten mit 6:2 doch durch.
Mit unveränderter Aufstellung geht es für den fränkischen David gegen den haushohen Favoriten. Am Spitzenbrett spielt GM Vlastimil Jansa diesmal etwas zu passiv. Seine Figuren tummeln sich auf der falschen Seite des Brettes, was sein Gegner, der Russe Evjenij Najer, mit einem spektakulären Königsangriff auszunutzen weiß. "Ich stand gut, aber ich habe einen Zug übersehen", sagt der Prager, der schon fast 20 Jahre für den SC Forchheim zieht.
Das zweite Unentschieden
Weiterhin ungeschlagen bleibt FM Léon Mons, der sein zweites Unentschieden erkämpft. Gegen den polnischen Nationalspieler GM Mateusz Bartel sieht es sogar lange Zeit danach aus, als ob der 17-jährige Forchheimer auf Sieg spielen kann. Im Turm-Endspiel verflachen die Möglichkeiten dann. "Ich habe zuvor noch nie gegen solche Klasse-Großmeister gespielt", erklärt der Mathematik-Student.
Weniger erfreut wirkt Johannes Zwanzger, dem gegen den Polen GM Pawel Czarnota einige Bauern abhanden kommen. Ein glückliches Lächeln zeigt hingegen bei FM Alexander Seyb. Der 21-jährige Jura-Student knöpft dem russischen Großmeister Alexander Rustemow ein Remis ab. "Am Ende hat mein Gegner durch Stellungswiederholung das Unentschieden erzwungen. Mehr war für ihn nicht drin", analysiert Seyb.
Gegner einen Tick besser
Einen erschöpften Eindruck hinterlässt Hans-Jürgen Döres, der auch seine zweite Partie aufgeben muss. Frank Holzke war einfach einen Tick besser: eine Qualität besser, wie man in Schachkreisen sagt, und dabei ist ein materieller Vorteil gemeint.
Ebenfalls ohne Erfolg geht der Doppelspieltag für Bernd Hümmer am Schlussbrett zu Ende. Auch gegen IM Volkmar Dinstuhl wehrt er sich bis hinein in ein Damen-Endspiel, hat dem druckvollen Auftritt aber wenig entgegenzusetzen.
Dem SC-Vorsitzenden FM Manfred Heidrich, der zugleich auch Kapitän der Bundesliga-Mannschaft ist, gelingt es in seiner Partie gegen den Großmeister Ralf Appel, nach unglücklichem Verlauf doch noch einen halben Punkt zu erspielen. "Ich hatte große Schwierigkeiten, stellte meinen Gegner aber stets vor Probleme und habe gehofft, dass die Verteidigung zäh genug ist", berichtet Heidrich. Nach fast sechs Stunden Spielzeit darf auch Jörn Bade jubeln: Gegen den Großmeister Florian Handke erzwingt der SC-Spieler, der bereits vor zehn Jahren Erstliga-Luft schnuppern durfte, die Punkteteilung. "Es ist anstrengend, gegen Großmeister zu spielen", meint er, "die haben mehr Praxis."
Ein Hurra bei jedem halben Punkt
Dass die Forchheimer Mannschaft zwei Brettpunkte gemacht hat, ist für Bade "schon Wahnsinn. Wir müssen laut Hurra schreien bei jedem halben Punkt. Die Leute, gegen die wir antreten, spielen täglich und sind Profis."
Am 10./11. November geht es nach Eppingen. Dann spielt der SC Forchheim gegen den SV Hockenheim (Samstag) und den SC Eppingen (Sonntag).