Ralf Gärtner - der ferngesteuerte Eisenmann
Autor: Redaktion.
Forchheim, Mittwoch, 09. Juli 2014
Dicke Beine, schiefer Lenker, Blasen gelaufen - davon hat sich Ralf Gärtner beim Frankfurter Ironman nicht vom Kurs abbringen lassen.
Ralf Gärtner hat seinen ersten Triathlon über die Langdistanz absolviert - und prompt ein herausragendes Ergebnis erzielt. Beim Ironman in Frankfurt wurde der Forchheimer SSV-Athlet in der Zeit von 8:53:08 Stunden Gesamt-19. unter 3500 Startern und Zweiter in seiner Altersklasse M25. Unmittelbar nach dem Zieleinlauf hat er die Teilnahme in Hawaii klargemacht. Das Geld dafür muss er noch zusammenkratzen.
Herzlichen Glückwunsch zunächst einmal. Waren Sie von Ihrem Ergebnis überrascht?
Ralf Gärtner: Danke. Nur, was die Platzierung betrifft. Von der Zeit her hatte ich mir diese Leistung aufgrund meiner vorherigen Ergebnisse erhofft.
Im letzten Jahr hätte sie aber nicht für so weit vorne gereicht.
Vorherige Ergebnisse? Das war doch Ihr erster Wettkampf über die Langdistanz.
Trotzdem spielen die Vorleistungen auf der Mitteldistanz und bei anderen Wettkämpfen eine Rolle. Ich habe sogar eine Wildcard für eine Startposition unter den besten Amateuren bekommen.
Frankfurt ist eine von 38 Stationen, bei denen man sich für Hawaii qualifizieren kann. Werden Sie am 11.Oktober an den Start gehen?
Ich habe die Teilnahmeberechtigung gleich nach dem Zieleinlauf unterschrieben. Die 870 Dollar musste ich allerdings auch sofort bezahlen. Mit Flug und Unterkunft wird das für mich als Student ein kostspieliges Projekt. Es wäre daher schön, wenn mir Sponsoren dieses einmalige Erlebnis ermöglichen könnten.
Apropos Zieleinlauf. Wie war das in Frankfurt?
Einfach geil. Auf den letzten Metern war ich wie ferngesteuert. Da hat es mich emotional zerlegt. Alles fällt von einem ab, ich war komplett leer, aber glücklich. In Frankfurt ist die Kulisse ganz besonders, zumal diesmal die Europameisterschaft ausgetragen wurde. Die Zuschauer stehen in Fünfer-Reihen. Auf der Tribüne am Rathausplatz sitzen tausende Menschen. Es läuft coole Musik. Kurz vor mir ist die Siegerin der Frauen-Konkurrenz eingelaufen. Da gab es natürlich noch mehr Halli-Galli.
Und am nächsten Tag?
Ich war nicht müde, aber völlig kaputt. An Treppensteigen war nicht zu denken. Das Glücksgefühl hält ein paar Tage an.
Ihre SSV-Kollegen hatten mit verschiedenen Plattfüßen zu kämpfen. Lief bei Ihnen alles glatt?
Die einzige Schrecksekunde hatte ich bei Kilometer 40 auf dem Rad, als sich die Halterung meiner Trinkflasche gelöst und der Lenker verdreht hatten. Ich musste aber nicht anhalten, sondern habe sie provisorisch befestigt.
Wie hat Ihr Körper auf die außergewöhnliche Belastung reagiert?
Ab der Hälfte des Marathons wurden die Beine dick und schmerzten. Am Ende habe ich mir auch noch Blasen gelaufen. Aber das merkt man vor lauter Adrenalin kaum.Auf der Zielgeraden habe ich wohl zu früh abgeschaltet und einen Krampf bekommen, zum Glück aber gleich wieder wegbekommen, sodass ich keinen Platz verloren habe.
Und auf mentaler Ebene?
Nach den 3,8 Kilometer Schwimmen dachte ich: Jetzt fängt das Rennen erst an und ich kann endlich zeigen, was ich drauf habe. Psychologische Tiefpunkte hatte ich auf dem Rad, als meine Gruppe das Tempo drosselte, und auf der dritten Laufrunde. Da musste ich kämpfen, um meine Geschwindigkeit zu halten.
Wie haben Sie sich auf den Ironman vorbereitet?
Nach einer Knieverletzung bin ich im November ins Training eingestiegen. Die konkrete Vorbereitung mit längeren Läufen hat im Februar begonnen. Für mich ist es eine Gratwanderung, da ich in der Bundesliga die Sprintdistanzen absolviere und dafür ganz anders trainieren muss.
Und das alles in Eigenregie?
Ich habe keinen Trainer. Ich tausche mich aber mit anderen im Verein, z.B. Frank Müller aus. So lernen wir voneinander.
Woran orientieren Sie sich in so einem Rennen?
Im Wasser geht es nur nach Gefühl. Auf dem Rad habe ich einen Tacho, wobei die Geschwindigkeit wegen des Gegenwinds trügerisch sein kann. Ansonsten richte ich mich nach Uhr, Puls und Gegnern.
Das Gespräch führte Daniel Ruppert
SSV-Duo hat mit Plattfüßen zu kämpfen
Im Windschatten von Gesamtsieger Sebastian Kienle, der sich zu seinem 30. Geburtstag mit einem neuen Streckenrekord (7:55 Stunden) beschenkte, haben die Forchheimer SSV-Athleten Christian Seeberger und Carsten Wink die 3,8 Kilometer Schwimmen im Langener Waldsee, 180 Kilometer Radfahren durch das Frankfurter Umland und den Marathon entlang des Mains absolviert.
Die anvisierte Stundenmarke im Wasser überschritt Seeberger nur knapp. Auf seiner Paradedisziplin fuhr er sich frühzeitig einen Platten. Bei der Reparatur brach auch noch die Ventilverlängerung ab. Erst nach zwölf Minuten half ein Mitbewerber mit einem Ersatzschlauch aus.
Mit Wut im Bauch donnerte Seeberger an unzähligen Athleten vorbei. Kein einziges Mal wurde er auf dem Zwei-Runden-Kurs durch die Wetterau überholt. Erst auf der dritten Laufrunde durch die Frankfurter Innenstadt musste er seiner Aufholjagd auf dem Raf Tribut zollen.
Am Ende sprang - zumindest, wenn man die zwölf Warteminuten abzieht - eine persönliche Bestzeit heraus.
Wink konnte seine zur Zeit gute Form im nassen Element nicht unter Beweis stellen. Durch ständiges Geprügel und damit einhergehende Orientierungsprobleme schaffte er es nicht, auf der Ideallinie zu schwimmen. Fast zehn Minuten später als erwartet, stieg er deshalb aus dem Waldsee.
In der Wechselzone holte auch er sich einen Plattfuß - allerdings im wahrsten Sinne des Wortes. Ein anderer Teilnehmer stieg ihm mit Radschuhen auf den Fuß. Während des Radelns schwoll dieser an, ein Bluterguss bildete sich. Den Schmerz unterdrückend, fuhr er die 180 Kilometer zu Ende.
Beim zweiten Wechsel wartete die größte Hürde beim Anziehen der Schuhe. Mit Schmerzen vom ersten Schritt an kämpfte er sich ins Ziel am Frankfurter Römer. Entschädigung für die Strapazen: Eine um fast zwei Stunden verbesserte Bestzeit. fm