Peter Kramer - ein Trainer auf Abruf
Autor: Tobias Schneider
Dormitz, Donnerstag, 30. Oktober 2014
Peter Kramer trainierte zuletzt den FC Dormitz. Dann klafften die Vorstellungen von Coach und Verein auseinander, das Konzept ließ sich nicht umsetzen. Gescheitert ist er aber nicht. Ohne Eile wartet er auf einen Verein, der seinen Weg mitgeht und seine Philosophie teilt.
Im ersten Pflichtspiel beim FC Dormitz führte Peter Kramer sofort die Vierer-Kette ein, nichts Ungewöhnliches heutzutage, zumindest in den oberen Ligen. Der sportliche Erfolg sollte Kramer in der Folge Recht geben, von der grauen Mittelfeld-Maus entwickelte sich der A-Klassist zu einem Aufstiegskandidaten. Trotzdem trennten sich die Wege nach rund einem Jahr wieder, in der Vorbereitung zogen beide Parteien einen Schlussstrich. Das, was der in Dormitz wohnende Unternehmer einforderte, ließ sich dort nicht umsetzen. Nun möchte Kramer einen neuen Anlauf starten, bei einem Verein von der Kreisliga an aufwärts.
Ein (Bewerbungs-)Gespräch über Trainingsmethoden, Spielphilosophien, konzeptionelles Denken und Semi-Professionalisierung im Amateurfußball.
Herr Kramer, als Trainer verfolgen Sie gesteigerte Ansprüche, fordern auch von den Spielern viel ein.
Peter Kramer: Die Zeit beim FC Dormitz war eine wichtige Erfahrung für mich. Ich wohne ja dort, es war damals eine Herzensangelegenheit. Die Mannschaft ist jung und entwicklungsfähig, das ist sie auch heute noch. Die Zeit hat richtig Spaß gemacht. Dennoch sind wir an unsere Grenzen gestoßen.
Ist der FC Dormitz an Ihnen gescheitert, oder eher umgekehrt?
Weder noch. Es hat sich aber gezeigt, dass sich meine Vorstellungen auf einem kleinen Dorf nicht oder nur schwer umsetzen lassen. Ich denke als Unternehmer langfristig und konzeptionell, das möchte ich auch als Trainer tun. Und da bin ich eben im Vereinsumfeld an Grenzen gestoßen.
Mit dem Wissen von heute würde ich vermutlich auch nicht mehr bei einem A-Klassisten tätig werden.
Sind die Unterschiede zwischen A-Klasse und der Kreis- oder Bezirksliga denn so gravierend?
Die Voraussetzung, um erfolgreich Fußball zu spielen, ist die Fitness. Ohne diese geht nichts. In der A-Klasse hat sich gezeigt, dass es oft schon reicht, überhaupt fit zu sein. In der ersten Halbzeit haben unsere Gegner meistens noch gut mitgehalten, nach der Pause haben wir sie dann zerlegt. Das wird natürlich immer schwieriger, je höher man kommt, desto gewichtiger wird dann das Technische, Spielerische und Taktische. Da braucht es einen Plan, nicht nur Kraft und Ausdauer.
Wie sieht dieser Ihrer Meinung nach aus?
Erstmal ist es wichtig, dass Konzepte ganzheitlich getragen werden. Es bringt ja nichts, wenn ich etwas einleite und nur wenige gehen diesen Weg mit.
Voraussetzung, um sich fußballerisch zu entwickeln, ist das Training: Zwei mal pro Woche, jeweils zwei Stunden, dieses Pensum ist nötig. Natürlich mit einem weitgehend vollzähligen Kader, der sich idealerweise aus rund 20 Spielern speist. Dazu sind ein Co- sowie ein Torwart-Trainer von großer Bedeutung, damit ein individuelleres Training - auch in Kleingruppen - möglich ist. Nicht zu vergessen ist natürlich der Unterbau. Ohne eine vorbildliche Jugendarbeit ist es für jeden Verein schwierig, sich in einer etwas höheren Liga zu etablieren. Außerdem sollte die Mannschaft jung und entwicklungsfähig sein, mit Spielern, die in der Region verwurzelt sind.
Da ich in Dormitz wohne und in Baiersdorf arbeite, hoffe ich auf einen Verein, zu dem ich keine riesigen Strecken zurücklegen müsste.
Gibt es ein festes Spielsystem, das Sie Ihren Teams einverleiben?
Nein, das wäre auch ein großer Fehler. Das System ergibt sich aus den Akteuren, die einem zur Verfügung stehen. Ich brauche kein System zu spielen, für das ich keine Leute habe. Meine Philosophie ist aber klar: den Ball haben, Tore machen - das ist für mich Fußball. Und haben wir nicht den Ball, dann holen wir uns ihn - und zwar so schnell wie möglich. Meine Mannschaft soll dominieren, das Spiel offensiv gestalten und viel Spaß beim Kicken haben.
Peter Kramer
Zur Person: geb.
1959, eigenes Unternehmen (BC-O.com), Sportstudium in Bonn (paralell Erwerb der B-Lizenz), Marketingstudium in Bochum, seit 1994 in Franken
Stationen als Spieler: SF Remscheid, Spvgg Remscheid, RSV Hückeswagen, VfR Wipperfürth, Auswahlspieler FV Niederrhein
Stationen als Trainer: SF Remscheid, Spvgg Remscheid (beide Jugend), SF Remscheid (A-Jugend Bundesliga), RSV Hückeswagen (Co-Trainer Bezirksliga), FC Dormitz
Sonstiges: Wechsel zum Wuppertaler SV in die Bundesliga scheiterte an einer schweren Knieverletzung, die mit 25 Jahren auch das Karriereende zur Folge hatte
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