"Nie aus dem letzten Loch gepfiffen"
Autor: Redaktion.
Forchheim, Donnerstag, 10. Juli 2014
Zwei Spiele vor Ende der Weltmeisterschaft bewerten zwei Forchheimer Unparteiische die Leistungen ihrer internationalen Kollegen. Karl-Heinz Doneff und Christoph Stühler haben unterschiedliche Favoriten fürs Finale.
Übersehene Elfmeter, Abseitstore und ein nicht geahndeter Biss in die Schulter: Auch bei der 20. Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien tanzten die Schiedsrichter nicht immer nach der Pfeife der Fußballer. Zwei Forchheimer Unparteiische stellen ihren professionellen Kollegen nach 62 von 64 Partien ein Zeugnis aus.
Karl-Heinz Doneff hat an der Gesamtleistung der Schiedsrichter nicht viel auszusetzen. "Sie waren immer am Brennpunkt. Selbst bei der Hitze pfiffen sie nicht aus dem letzten Loch", sagt er. Der deutsche Unparteiische Felix Brych habe sich sein vorzeitiges WM-Aus durch einen einzigen Fehler eingehandelt. "Er hat einen klaren Strafstoß für Russland gegen Belgien übersehen", sagt der seit 1983 für die DJK Weingarts pfeifende Doneff.
Fehlende Abstimmung
Den bereits nach dem zweiten Turniertag nach Hause geschickten Linienrichter des kolumbianischen Gespanns nimmt er
Sein anderer Favorit fürs Finale ist ein alter Bekannter: Howard Webb (England) pfiff bereits das Endspiel 2010 in Südafrika. "Auch Ravshan Irmatov aus Usbekistan hat mich überzeugt. Der hätte es ebenso verdient wie der Schwede Jonas Eriksson", sagt Doneff, der 14 Jahre lang in der Landesliga gepfiffen hat.
Die Diskussion über international zweitklassige Schiedsrichter findet er schwierig: "Eine Weltmeisterschaft sollte für alle offen sein. Auch, wenn man riskiert, einen schwächeren Referee einzusetzen. Aber Irmatov ist das beste Gegenbeispiel."
Ins selbe Horn - oder vielmehr in dieselbe Pfeife - bläst Christoph Stühler. Der 24-jährige Obmann der Schiedsrichtergruppe Forchheim möchte auch weiterhin Unparteiische aus möglichst vielen Kontinenten sehen. "Gerade, weil es dort eben auch Referees wie Irmatov gibt", betont Stühler, der den Usbeken als einen der Favoriten fürs Finale sieht.
Sollte die Kontinentalregelung, nach der der Schiedsrichter nicht vom selben Kontinent wie eine der beiden Mannschaften kommen darf, außer Kraft gesetzt werden, würde er auch dem Italiener Nicola Rizzoli oder dem Portugiesen Pedro Proença die Leitung gönnen. "Die Halbfinal-Schiedsrichter sind wahrscheinlich raus und auch Webb darf wohl nicht schon wieder ran. Der beste Schiedsrichter sollte pfeifen und damit für seine Leistungen belohnt werden." Während Irmatov im "Estádio do Maracanã" bereits sein fünftes Spiel dieser WM leiten würde, blieb es für Brych bei zwei Einsätzen. "Im ersten Spiel war er sehr gut, im zweiten hat er einen Elfmeter übersehen. Dass er nicht mehr zum Zug gekommen ist, lag aber am Erfolg des deutschen Teams", meint Stühler, der für den SC Oesdorf bis zur Landesliga pfeift.
"Einige Schiedsrichter haben die Zügel einfach zu locker gelassen", kritisiert er. Verletzungen wie die von Superstar Neymar im Spiel gegen Kolumbien seien bei einer besseren Bewertung der Zweikämpfe vermeidbar gewesen. Doch auch die besten Referees hätten nicht alle Situationen richtig beurteilt. Der Grund ist für Stühler simpel: "Es sind auch nur Menschen." rup/ham
Karriere: Felix Brych ist das beste Beispiel, wohin der Weg eines Unparteiischen führen kann. Auch der deutsche WM-Schiedsrichter hat klein angefangen. Wer zukünftig über das fußballerische Spielgeschehen wachen möchte, muss Mitglied in einem Fußballverein und mindestens 14 Jahre alt sein. Interessierte können sich beim Obmann der Schiedsrichtergruppe Forchheim, Christoph Stühler, unter Telefon 0172/8330779 melden. red