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Mayer muss die Segel streichen


Autor: Bertram Wagner

Eckental, Freitag, 04. November 2016

In drei Sätzen verliert der Bayreuther das Viertelfinale in Eckental gegen Franko Skugor. Mit Kevin Krawietz hat ein Franke das Halbfinal-Ticket gebucht.
Mit einer Dreisatz-Niederlage gegen Franko Skugor (CRO) ist das Turnier in Eckental für Florian Mayer beendet.


Der Höhenflug des Coburgers Kevin Krawietz hält beim ATP-Challenger in Eckental weiter an: Als Erster erreichte er sensationell das heutige Halbfinale. Besiegte er am Dienstag den Slowaken Lukas Lacko, so räumte er gestern die Nr. 2 Daniil Medvedev in drei Sätzen aus dem "Bauer Watertechnology Cup". Dass es nicht zu einem bayerischen Halbfinale kommt, verhinderte der spielstarke Belgier Steve Darcis, der Matthias Bachinger besiegte. Ausgeschieden ist überraschend der Bayreuther Florian Mayer.

Ob "Lucky Loser" Krawietz auch noch den dritten Gesetzten packen und damit die Chance auf den ersten Einzeltitel 2016 wahren kann? Er sollte sich Ernests Gulbis zum Vorbild nehmen, der Lette gewann 2006 als "glücklicher Verlierer" das Turnier. "Im ersten Satz habe ich einfach zu schlecht serviert, erst gegen Ende habe ich mich besser gefühlt. Ich wollte unbedingt mein Service halten", fasste der Coburger die ersten beiden Sätzen (3:6, 6:3) zusammen, spürte aber im entscheidenden Durchgang die "größer werdende Anspannung". Obwohl er die besten Trümpfe in der Hand hatte (4:1), wurde es noch sehr spannend: 5:4, Aufschlag Krawietz, 15:40. Doch dann konnte sich der 24-Jährige auf sein Serve-and-Volley-Spiel verlassen und verwandelte den Matchball zu seinem in diesem Jahr "bislang größten Einzelsieg". Schließlich rangiert der Russe 280 Plätze vor Krawietz in der Weltrangliste.

Die fränkischen Tennisfans drückten anschließend Matthias Bachinger die Daumen, in Vorfreude auf ein deutsch-deutsches Halbfinale. Doch daraus wurde nichts, der Belgier Steve Darcis - 440 Plätze vor Bachinger - wurde seiner Favoritenrolle gerecht, nicht nur wegen dem Plus beim Service (10:6 Asse). In dieser Form ist der 32-Jährige ein Mitfavorit in Eckental, es wäre sein dritter Einzelgewinn seiner Karriere.

Einen noch höheren Spannungsgehalt bot das dritte Viertelfinale: Auf der einen Seite Jürgen Melzer, 35 Jahre alt, einst unter den Top 10. Ihm gegenüber mit Alex De Minaur ein 17-Jähriger aus Australien, der sein bislang bestes Turnier auf der Profitour spielt und sich in Eckental erfolgreich durch die Qualifikation gekämpft hatte. Auch im Hauptfeld sorgte er für Furore: Gegen Melzer verblüffte er zunächst (4:1), musste dann aber den Satz noch abgeben. Doch die Talfahrt dauerte nicht lange. De Minaur blieb cool, schaffte bei 5:6 sogar das Rebreak und gewann den Tiebreak in diesem "Generationen-Duell". Auch im Finaldurchgang hatte er das bessere Ende: Break zum 6:5, glatter Aufschlag, den ersten Matchball nach exakt zwei Stunden verwandelt.

Abschließend stand noch das "Abendspiel" von Florian Mayer gegen Franko Skugor auf dem Programm. Der großgewachsene Kroate nutzte seine enorme Aufschlagskraft und war auch zweimal bei Breakbällen hellwach. Umgekehrte Vorzeichen waren es im zweiten Durchgang: Mayer zeigte eine deutliche Steigerung beim Service, während Skugor mehrmals wackelte. 6:2, 2:6, dritter Satz. Zu einem "Marathonspiel" entwickelte sich das oft zitierte siebte Spiel, ehe sich der Kroate mit seinem zehnten Ass befreite (4:3). Letztlich rächten sich die vergebenen Mayer-Chancen bitter, der 33-Jährige kassierte das spielentscheidende Break, Skugor holte sich den Satz mit 6:3 und damit das Halbfinal-Ticket.