Männer als Cheerleader? Ein Selbstversuch bei den Tänzerinnen von Brose Bamberg
Autor: Daniel Ruppert
Bamberg, Dienstag, 21. Juli 2020
Es sieht nach Spaß aus und soll die Zuschauer unterhalten. Doch es steckt richtig harte Arbeit dahinter - ein schweißtreibender Selbstversuch bei den Brose Bamberg Dancers.
Mein Geschlecht ist kein Ausschlusskriterium. Trotzdem bin ich der einzige Mann auf dem Parkett in der Baskidhall in Bamberg. Ich versuche, eines der zehn Mädels neben mir zu fokussieren, um die schnellen Bewegungen richtig nachzumachen.
Es bleibt beim Versuch: Wenn die Brose Bamberg Dancers den linken Fuß vorne haben, ist es bei mir der rechte. Wenn sie die eine Hand an den Hinterkopf führen, benutze ich die andere.
Stark begonnen, stark nachgelassen
Meine mangelnde tänzerische Begabung bringt die Frauen zwischen 17 und 27 Jahren immer wieder zum Schmunzeln. Dabei hatte das Training mit den Cheerleadern des Bamberger Basketball-Bundesligisten so gut angefangen: Lauf-ABC? Kann ich. Dehnen? Gehört zu meinem Alltag, seit ich die 30 überschritten habe. Sogar die Aufwärmchoreografie zu "Call on me" von Eric Prydz sagt mir zu: kurze Wiederholungen, relativ einfache Bewegungen. Das klappt ganz ordentlich.
Doch ehe ich von einer Tanz-Karriere in der Brose-Arena träume, wo ich in den Auszeiten als Hahn im Korb die Zuschauer der Heimspiele von Brose Bamberg unterhalte, schallt der Begriff Spagat durch die Halle. Die jungen Frauen zeigen mir barfuß, dass es drei Arten des Spagats gibt: linkes Bein vorne, rechtes Bein vorne und Beine seitlich.
Meine Schuhe dafür auszuziehen, kann ich mir sparen. Lediglich Paula muss wegen eines gerade erst verheilten Muskelfaserrisses vorsichtig sein und lässt mich nicht ganz so hilflos und verloren bei dieser Übung aussehen.
Separates Bein- und Sprungtraining
Das Aktivieren der Muskeln, Bänder, Sehnen und Gelenke in sämtlichen Körperteilen nimmt im Training viel Zeit in Anspruch. Auch die Beinhaltung und das Springen werden separat geübt. Und man kann dabei viel falsch machen und komplett aus dem Takt geraten kann. "Die Beine weiter nach vorne", ruft mir Coach Melanie zu. Auch bei meinen Trainingspartnerinnen hat die 36-Jährige etwas zu bemängeln. Zwar ist die Synchronität der kompletten Gruppe nach der langen Corona-Pause nicht ganz so entscheidend, die richtige individuelle Ausführung liegt Melanie aber am Herzen.
Mein T-Shirt ist bereits von Schweiß durchtränkt. Meine 1,5-Liter-Wasserflasche halb leer - und jetzt folgt erst das eigentliche Tanzen. Bis zu 30 Choreografien, von sportlich über feminin bis Hip-Hop, hat die Gruppe pro Saison im Repertoire. Für Neulinge, die aus der eigenen Jugend kommen oder von extern dazustoßen, ein immenses Pensum. Kein Wunder, dass die Dancers zwei Mal die Woche je zweieinhalb Stunden trainieren. Lediglich 14 Tage Sommerpause haben die Sportlerinnen in einem normalen Jahr - ohne Pandemie.