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Im Eiltempo zum Edel-Fan


Autor: Sebastian Baumann, Tobias Schneider

Forchheim, Freitag, 02. Februar 2018

Einmal da, nie mehr weg: Moni und Bernd sind bei der SpVgg Jahn Forchheim feste Bestandteile. Eine rührende Geschichte, wie verbindend Sport sein kann.
Mittendrin statt nur dabei: Moni (r.) und Bernd (l.) auf ihren Sitzplätzen direkt neben der Ersatzbank der SpVgg Jahn Forchheim. privat


Wann Moni und Bernd zum ersten Mal da waren, ist nicht mehr klar. Es muss die Endphase der vergangenen Saison gewesen sein, als die SpVgg Jahn Forchheim um die Rückkehr in die Fußball-Bayernliga kämpfte. Zuschauer kommen und gehen, man merkt sich nicht jedes Gesicht am Spielfeldrand. Aber Moni und Bernd kamen immer wieder - auch dann, wenn gar kein Spiel war. "Sie haben in der Vorbereitung auf die Saison bei fast jedem Training zugesehen, das macht ja eigentlich niemand", sagt Teammanager Mesut Kimiz: "Und da haben wir sie zum ersten Mal so richtig wahrgenommen."

Was folgte, ist ein kleines Märchen, von der verbindenden Kraft des Sports, dem Miteinander und der Rücksichtnahme. Und wie leicht es ist, Menschen eine Freude zu bereiten.


Einmal da, nie mehr weg

Dabei hatten Moni (34) und Bernd (29), die beide direkt neben dem Jahn-Gelände im Wohnheim des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) wohnen, nicht wirklich etwas mit Fußball zu tun. Der Zufall war entscheidend. "Beide sind Menschen, die in ihrer allgemeinen und selbstständigen Lebensführung eingeschränkt sind und deshalb mal mehr oder auch weniger Hilfe benötigen. Aber auf alle Fälle sind es die größten Jahn-Fans, die es gibt", sagt Betreuer Mike, der die beiden zum Jahn brachte. "Er hat uns einmal mitgenommen und seitdem sind wir immer da. Das hat uns gefallen und macht richtig Spaß. Außerdem spielt Forchheim gut", sagt Moni mit Stolz in der Stimme.

Seither besuchen beide ihren Jahn so oft es geht, sind bei Wind und Wetter dabei, gehören dem Motivationskreis der Mannschaft vor dem Spiel an, treten sogar die Reise zu Auswärtsspielen im Teambus an und gehören nicht nur irgendwie dazu. "Das sind zwei, die es nicht einfach im Leben haben und uns trotzdem so viel Freude bereiten", sagt Kimiz.

Die Verbundenheit zum Jahn endet aber nicht in einer Sackgasse. Verein und Spieler versuchen, den beiden so viel es geht zurückzugeben. Mittlerweile nennen Moni und Bernd etliche Jahn-Utensilien ihr Eigen. "Es ist wunderschön zu sehen, wie sehr sie sich darüber freuen", sagt Kimiz: "Sie sind uns ans Herz gewachsen und bei der Mannschaft richtig beliebt. Sie waren bei uns auf der Weihnachtsfeier und sind von den Jungs beschenkt worden", sagt Kimiz.

Die Mannschaft ließ es sich nicht nehmen und besuchte die Edelfans an ihren Geburtstagen im ASB-Heim. "Das war richtig cool", erklärt Moni, die einen Ball mit allen Unterschriften der Spieler und ein Trikot bekam. Dafür bekamen Spieler und Trainer an der Weihnachtsfeier selbst gebastelte Geschenke überreicht. Ein Geben und Nehmen - und sogar noch mehr. "Mittlerweile sind daraus richtige Freundschaften entstanden. Moni ist der größte Fan von Adem Selmani und Bernd ein Kumpel von Patrick Hagen", sagt Kimiz. Auch von Christian Springer gab es ein Geschenk: Eine originale DFB-Jacke wurde vom Trainer gesponsert. "Ich glaube, die hat er noch nie ausgezogen", scherzt Torwarttrainer Thomas Oppelt. "Sie sind immer da, schauen auch bei jedem Torwarttraining bei mir zu. Das ist schon gigantisch - aber auch gut von der Mannschaft, die beide so akzeptiert, wie sie sind."

Ganz selten nur muss der Fan-Drang etwas gebremst werden, etwa, wenn Moni nach dem Spiel etwas übereilig in die Kabine will. "Moni, warte bitte kurz. Die Jungs duschen doch noch", erinnert sich Kimiz an das Testspiel beim 1. FC Nürnberg II.


Nur ein Auswärtsspiel gefehlt

In dieser Saison haben sie jedes Heimspiel besucht, auswärts nur die Begegnung in Aschaffenburg verpasst. Die Reisestrapazen mit der langen Busfahrt, dazu das Problem, dass beide dort nicht in den Bereich der Ersatzbank dürfen. "Es gab ein wenig Bedenken aufgrund der Fürsorgepflicht", sagt Kimiz. Das war Moni aber egal. Sie setzte sich alleine in den Zug und reiste hinterher. "Aber leider haben mich die Spieler nicht gesehen", sagt Moni. Erst zur Halbzeitpause kam sie in Aschaffenburg an und deswegen nicht mehr ins Stadion.

Der Fan-Liebe tut das Missgeschick keinen Abbruch. Sie werden weiter zum Jahn tingeln und das Team nach Kräften unterstützen. Auch dann, wenn der Verein den Umzug seines Geländes vollzogen haben und aus der Nachbarschaft des ASB-Wohnheims verschwunden sein wird. "Moni hat vorgesorgt und sich schon die entsprechende Stadtbuslinie mit den Abfahrtzeiten besorgt", sagt Kimiz: "Dabei dauert es wohl noch ein paar Jahre. Aber sie will vorbereitet sein." Einmal Fan, immer Fan.