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"Haulis" Feuertaufe im Schlamm


Autor: Julian Häußler

, Samstag, 23. Juni 2012

Philippe Haulitschek aus Forchheim bewältigt den größten Hindernislauf der Welt. Der 26-jährige Student hat Gefallen an Disziplinen wie Kiesrobben und Heuballenklettern gefunden und sucht sich neue Ziele.
Philippe Haulitschek (r.) und sein Teamkollege Konrad Welzel sind überglücklich im Ziel, das Rennen hat seine Spuren hinterlassen. Foto: FFSR


Stromstöße, Feuer und Rauch, Erde und Schlamm; tiefe Wasserbecken, steile Hügel und hohe Wände bezwingen. Durch Kies robben und Matsch bis zum Hals. Da mag sich manch einer schon die Frage stellen: Wer tut sich so etwas freiwillig an? Philippe Haulitschek aus Forchheim hat sich dieser Herausforderung gestellt.

Der 26-jährige Student schaffte es, den weltgrößten Hindernislauf zu meistern. Die "ultimative Herausforderung" beim "stärksten Lauf aller Zeiten": So bewirbt der Veranstalter den Fisherman's-Friend-Strongmanrun an der Rennstrecke Nürburgring. Zwei Runden à 10,8 Kilometer mit 15 Hindernissen mussten absolviert werden. Dabei galt es beispielsweise, Pyramiden aus Heuballen zu bezwingen, Wassergruben zu durchqueren, durch Schlamm zu robben oder mit 12 Volt aufgeladenen Fäden auszuweichen.

Dauerregen wie bestellt


"Man muss es mitgemacht

haben", versucht Philippe in Worte zu fassen, was er erlebt hat. Schon bei der Anreise habe Dauerregen eingesetzt, begleitet von Nebel und Außentemperaturen um die 8 Grad. "Das Wetter war wie bestellt, das hat es zusätzlich richtig hart gemacht", sagt der 26-Jährige.

Auf die Idee, am Strongmanrun teilzunehmen, kam er durch seinen Freund Konrad Welzel. Dieser hatte schon öfter bei ähnlichen Veranstaltungen mitgemacht und schlug vor, es doch einmal zu zweit zu versuchen. "Eine ganz spontane Aktion" sei das gewesen, erklärt Philippe Haulitschek. Er habe sich nur kurz im Internet informiert und dann sofort zugesagt.

Speziell vorbereitet auf den Strongmanrun habe er sich nicht. "Gerade zu Beginn war meine Vorbereitung ziemlich dürftig", gibt der Student zu. Obwohl er sich schon im November angemeldet hatte, habe er erst drei Wochen vor dem Wettkampf mit dem Training angefangen. "Eine gewisse Grundsportlichkeit habe ich zwar, aber es gab Momente auf der Strecke, wo ich bereut habe, dass ich zu wenig gemacht habe. Die letzten drei Hindernisse waren eine echte Quälerei, aber man will einfach nicht aufhören, weil es so Spaß macht", erinnert sich Philippe Haulitschek.

Nie zuvor Halbmarathon


Der Schwerpunkt seiner Vorbereitung lag auf der Distanz, schließlich hatte der 26-Jährige noch nie zuvor einen Halbmarathon absolviert. Erst am Donnerstag vor dem Hindernislauf sei er bei der "Generalprobe" das erste Mal in seinem Leben 21 Kilometer gelaufen.

Auch sonst betreibt Philippe in seiner Freizeit "wahnsinnig viel Sport", hat lange Volleyball im Verein in Forchheim gespielt, ist aber auch für Fußball oder Badminton zu haben. Motiviert durch seinen Erfolg beim Strongmanrun bleibt es nun nicht mehr bei "ein bis zwei Mal Joggen pro Woche", sondern er hat sich einen Trainingsplan zugelegt, um für zukünftige Herausforderungen gerüstet zu sein. Wenn alles gut laufe, werde er eventuell nächstes Jahr fit genug für einen Marathon sein, hofft der Forchheimer. Bis dahin will er sich bei einem Halbmarathon im Oktober versuchen.

In seinem Studium befindet er sich gerade auf der zweiten Etappe. Nachdem der 26-Jährige erfolgreich seinen Bachelor in Europäischer Geschichte in Bayreuth abgeschlossen hat, absolviert er nun sein erstes Master-Semester Staatswissenschaften in Passau. Auch hier lautet das Motto "durchbeißen". Denn im Rahmen seines Studiums hat er begonnen, Arabisch zu lernen, was "sogar härter als ein Hindernislauf" sei, lacht Philippe.

Doch die Hindernisse am Nürburgring waren kein Zuckerschlecken, insbesondere aufgrund der nasskalten Wetterbedingungen. Einige Teilnehmer hätten sogar ihre Schuhe im Schlamm verloren. "Man kann sagen, dass mein erster Strongmanrun gleich meine Schlammtaufe war", schmunzelt der Student. Zum Glück habe er aber trotz der extremen Herausforderungen "keine schlimmeren Verletzungen mitbekommen". Zur Sicherheit standen an jedem Hindernis Streckenposten bereit und für Notfälle waren immer Sanitäter in der Nähe. Seine einzige Blessur waren abgeschürfte Hände, als er durch ein Kiesbett robben musste. "Da habe ich es schon bereut, keine Handschuhe getragen zu haben. Schlimm war das aber nicht", erzählt Philippe Haulitschek. Nach dem harten Kampf über mehr als drei Stunden blieb am Schluss nur Euphorie und Adrenalin übrig. "Im Ziel war es ein unglaublich tolles Gefühl, alle Hindernisse geschafft zu haben", freut sich der Forchheimer.

Dass der Strongmanrun aber dennoch nichts für Einzelkämpfer ist, zeigte sich bei manchen Hindernissen, die ohne Hilfe nicht zu schaffen gewesen wären. "Diese gegenseitige Unterstützung hätte ich so nicht erwartet, das war beeindruckend. Fairplay wird dort eindeutig groß geschrieben", staunt Philippe.

Während sich der 26-Jährige nach dem Hindernislauf den Schlamm abduschte, wurden ihm die Laufschuhe geklaut. "Da war es mit der Fairness leider vorbei", bedauert Philippe. Das blieb aber das einzige negative Erlebnis, ansonsten "war es die richtige Entscheidung, Abenteuer und Herausforderung zugleich. Ich werd's auch wieder tun", bilanziert er.

Bei Philippe Haulitschek bleibt es extrem. Schon jetzt hat er sich für den nächsten Hindernislauf angemeldet, den Wolfsman-Run in Zirndorf im September. "Das Fieber hat mich gepackt", sagt der Student und man kann seine Vorfreude auf eine neue Runde Schlammwaten, Kiesrobben oder Heuballenklettern spüren.