Forchheimer stürzen sich ins Schlam(m)assel
Autor: Redaktion
Forchheim, Mittwoch, 28. Sept. 2016
Immer mehr Menschen tun sich den Kampf gegen Eis und Schlamm freiwillig an. Marén Böker begründet ihre Entscheidung für das Abenteuer "Tough Mudder".
Früher hat Mutter geschimpft, wenn sich ihre Kinder mit Absicht richtig dreckig machten. Neun Forchheimern, die inzwischen erwachsen sind und ihre Kleidung selbst waschen, war das egal. Die Freunde im Alter zwischen 23 und 55 Jahren stellen sich einer Herausforderung der besonderen Art: dem Tough Mudder in Wassertrüdingen. Gut 20 - meist schlammige - Hindernisse verteilt auf 18 Kilometer. Darunter ein Bad in trübem Eiswürfelwasser, der "Geburtskanal", der "Mount Everest 2.0" und die gefürchtete "Elektroschock-Therapie".
Die Entscheidung, am Tough Mudder teilzunehmen, ist relativ leicht getroffen. "Während man warm und gemütlich daheim sitzt und die Veranstaltung in ferner Zukunft liegt, lässt sich gut über Unwägbarkeiten wie einen 18-Kilometer-Lauf über Stock und Stein hinwegsehen", erinnert sich Marén Böker. Doch dann kommt der Wettkampftag.
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Bei einer Startzeit um 8.40 Uhr in Wassertrüdingen (Landkreis Ansbach) bedeutet das für die Forchheimer: aufstehen um 5.30 Uhr. Die Nervosität am Vorabend verkürzte die Schlafzeit zusätzlich. Auch das 6000-Einwohner-Städtchen wirkt noch recht verschlafen.
Dicke Nebelstreifen wabern über Wald und Wiesen. Die Temperaturanzeige nach eineinhalb Stunden im Auto verheißt nichts Gutes: Fünf Grad laden nicht unbedingt zu einem Hindernislauf mit Wasser- und Schlammgruben ein, zumal der Veranstalter mit 40 Tonnen Eis droht und sicher nicht das Speiseeis meint. Aber jetzt ist es zu spät zu kneifen, nicht nur wegen der hohen Teilnahmegebühr, die je nach Anmeldedatum zwischen 75 und 120 Euro betrug.
So machen sich die "FO-Fighters" auf den Weg ins Ungewisse, in einen Kampf gegen Nässe, Kälte, die eigene Kondition und natürlich den inneren Schweinehund.
Die Betreiber weisen auf weitere wichtige Komponenten hin: "Tough Mudder ist ein 16-18 Kilometer langer Hindernislauf, der nicht nur Deine Ausdauer und Deine körperliche & mentale Stärke testet, sondern auch Deine Teamfähigkeit." Deswegen und weil die Masse an Startern kein faires Wettrennen zulässt, gibt es bei der Veranstaltung keinen Gewinner, kein Siegertreppchen und keine Zeitmessung. "Es geht nicht darum, wie schnell du den Kurs bewältigst, sondern um Teamarbeit und Zusammenhalt", sagt die 42-Jährige.
Schließlich brauchen beim Tough Mudder auch die Sportlichsten Hilfe. Nicht beim Entlanghangeln am "King of the Swingers". Auch bei der "Elektroschock-Therapie", bei der sie durch Fäden mit 10 000 Volt Spannung rennen müssen, geht es eher um die eigene Leidensfähigkeit, doch spätestens bei der "Pyramid Scheme" ist Gruppenarbeit in Form von Räuberleiter angesagt.
Zusätzliche
Unterstützung liefert der Fanklub, der die angehenden "Tough Mudder" mit Geschrei, aufbauenden Zurufen, kleinen Massage-Einheiten und Snacks so gut wie möglich aufbaut. "Gemeinsam schaffen, was man alleine nicht durchgehalten hätte", erklärt Böker den Sinn dahinter. Sichtlich erschöpft, aber geschlossen und stolz erreichen die neun FO-Fighters nach rund vier Stunden das Ziel. "Ein Lauf, bei dem jeder an seine Grenzen gerät, der das Bier hinterher aber für alle umso leckerer macht", sagt sie. red/rup