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Englische Wochen in Wichsenstein


Autor: Daniel Ruppert

Wichsenstein, Dienstag, 21. März 2017

Wenn ein Team derselben Liga fünf Spiele mehr ausgetragen hat als ein anderes, grenze das an Wettbewerbsverzerrung, findet Abteilungsleiter Markus Stenglein
Der Sandplatz in Pommersfelden steht in diesem Winter sinnbildlich für viele Sportstätten in Spielkreis. Auffällig häufig konnten oder wollten die Vereine rund um den Jahreswechsel nicht spielen.  Foto: Picturedreams


Die Winterpause im Amateurfußball ist lang. Anders als in der Bundesliga verfügen die Vereine in den unteren Spielklassen nicht über eine Rasenheizung und können ihre Grünflächen auch nicht alle paar Monate austauschen. Lediglich eine Handvoll Klubs sind stolze Besitzer eines Kunstrasenplatzes, der - außer bei enormem Schneefall - nahezu immer bespielt werden kann. Folglich ruht der Ball auf Kreisebene in der Regel von Dezember bis Februar. Sind Herbst und/oder Frühjahr besonders regnerisch, dehnt sich die spielfreie Zeit um die ein oder andere Woche aus.


Letzte Partie am 26. November

Die Witterung vor und nach dem Jahreswechsel 2016/2017 gehört eher nicht zu den schlimmeren Wintern, dennoch hat der FC Wichsenstein seit dem 26. November keine Partie mehr bestritten. Sollte die vierte Ansetzung im nicht mehr ganz so neuen Kalenderjahr am kommenden Sonntag gegen Betzenstein über die Bühne gehen, hätte die Mannschaft aus der Kreisklasse 3 ER/PEG eine Rekordwinterpause von exakt vier Monaten hinter sich. "Die Spieler sind langsam frustriert", sagt FC-Abteilungsleiter Markus Stenglein, der aufgrund der teilweise sehr kurzfristigen Absagen keine Testspielgegner fand.


Sechs Spiele in 21 Tagen

Der ehemalige Tabellenführer wurde auf den sechsten Platz durchgereicht. Während der neue Spitzenreiter Eschenau bereits 19 Begegnungen absolviert hat, bringt es Wichsenstein lediglich auf 14 Spiele. Eine Lücke, die das Team natürlich schließen muss. "Wir spulen zum Beispiel vom 17. April bis 7. Mai innerhalb von 21 Tagen sechs Spiele ab. Vier unserer fünf Nachholspiele sind auswärts - und zwar unter der Woche nach einem langen Arbeitstag", klagt Stenglein.

Allein im Mai muss der FCW ein halbes Dutzend Mal ran. Nicht ganz so schlimm ergeht es Ligarivale TSV Gräfenberg, der zwar auch erst 15 Partien auf dem Konto, aber drei der vier Nachholspiele daheim hat. Ganze sechs Partien Differenz stehen zwischen B-Klasse-3-Primus Bammersdorf (19) und Schlusslicht Drügendorf II (13).
"Wir bräuchten einen Kader wie der FC Bayern, um die bevorstehende Doppelbelastung zu meistern", sagt Stenglein, der Verletzungen seiner Akteure befürchtet. Während die Konkurrenz ihren Trainingsrhythmus weitgehend aufrechterhalten kann, muss der FCW jeweils Mittwoch nach Bieberbach (29. März), Hiltpoltstein (12. April), Michelfeld (26. April) und Bärnfels (24. Mai). "Das ist kein gleicher Wettbewerb mehr", sagt der Abteilungsleiter.


Absagen trotz Sonnenschein

Vor allem die Absage am vorvergangenen Sonntag wurmt den 39-Jährigen: "An dem Wochenende war strahlender Sonnenschein." Allerdings fielen an diesem Spieltag allein in der Landesliga-Nordost sechs von neun Spielen dem Wetter oder den Platzverhältnissen zum Opfer. "Es ist von Platz zu Platz verschieden", sagt Gruppenspielleiter Manfred Kressner, der die meisten Absagen nachvollziehen kann. "Im Herbst sagt aber sicher der ein oder andere Verein aus anderen Gründen ab", mutmaßt Kressner.

Der Verband habe nicht das Personal, jede Absage per Platzbegehung zu prüfen. "Die Regelung, dass der Schiedsrichter anreist und entscheidet, hat der BFV vor ein paar Jahren abgeschafft. Und ein Mal pro Saison darf sowieso jeder Verein absagen", erklärt der Funktionär. Inzwischen sind alle Wochenenden inklusive Ostern und Pfingsten verplant. "Wenn noch ein kompletter Spieltag ins Wasser fällt, dann gehen wir auch baden", sagt Kressner.

Eine simple Lösung wäre die Reduzierung der Ligen auf 14 Mannschaften, "doch das lehnt die Mehrheit der Vereine ab", sagt Kressner, der in Vorra an der Grenze zur Oberpfalz wohnt und daher die Vor- und Nachteile der 14er-Ligen kennt. "Es gibt zwar schon Mitte November keinen Fußball mehr, dafür nie Terminprobleme."