Druckartikel: Ehraboch und die Neuauflage der Meisterschaft

Ehraboch und die Neuauflage der Meisterschaft


Autor: Leo Hühnlein

Kirchehrenbach, Mittwoch, 24. Mai 2017

Nach fast exakt 20 Jahren gelingt Kirchehrenbach wieder der Sprung in die Bezirksliga. Altgediente erinnern sich. Vergleiche mit heute sind aber schwer.
Peter Bail (l.) und der zukünftige TSV-Trainer Stephan Schleiwies (r.) rahmen Helmut Stock ein, der seit inzwischen 28 Jahren als "Mädchen für alles" im Hintergrund arbeitet.  Foto: Leo Hühnlein


Es war Sonn- und Muttertag, der 11. Mai 1997, kurz vor 17 Uhr. Auf dem Sportgelände in Kirchehrenbach spielten sich unbeschreibliche Jubelszenen ab. Soeben hatte der Referee die Partie des TSV gegen den FSV Großenseebach in der damaligen A-Klasse (heutige Kreisliga) abgepfiffen. Die Heimelf siegte mit 3:2 und stand mit 71 Punkten und am Ende 16 Zählern Vorsprung vorzeitig vor der SpVgg Erlangen und dem FC Herzogenaurach als Meister fest. Erstmals in der Geschichte des Vereins stiegen die Germanen vom Walberla in die Bezirksliga auf. Besser hätte die Dramaturgie nicht geplant werden können, denn genau einen Tag später begann die lange vorbereitete Sportwoche zum 70-jährigen Gründungsfest des 1927 gegründeten Turn- und Sportvereins.

Alt-Vorstand Hans Gebhardt erklärte anfragenden Pressevertretern am folgenden Dienstag: "Die sitzen seit Sonntag noch immer hier und feiern ununterbrochen. Soeben sind sie mit einer 15 Meter hohen und blauweiß geschmückten Fichte aufgebrochen und stellen einen Maibaum in Trainer Kurt Finzes Garten auf." An jene Tage erinnern sich drei damalige Weggefährten noch gerne, die bis heute - jeder auf eine andere Weise - mit den Walberla-Kickern verbunden sind.

Peter Bail, Schwiegersohn von Gebhardt und später selbst Vorsitzender des TSV, denkt dabei an die Zwillingsbrüder Christian und Michael Fuchs, zwei wichtige Säulen des Teams, die sich auch beim Feiern nicht vor unbekanntem Terrain scheuten: "Christian ging kurz heim und kam mit Ohrenschützern unter einem gelbem Bauhelm und viel zu großen Arbeitshandschuhen zurück. Außerdem war er mit einer Bügelsäge bewaffnet, mit der man höchstens Haselsträucher hätte fällen können. Bis heute legendär übernahm er dann das Kommando: Kommt, wir holen jetzt eine Birke oder eine andere Pflanze." Zudem spielte Bail mit Stephan Schleiwies im Abwehrverband der Meistermannschaft.

Als Betreuer, Platzwart und eifriger Sponsorensucher führt Helmut Stock - seit 28 Jahren - hinter den Kulissen als "Mädchen für alles" die Regie. Der "Stocki" ist quasi der einzige Germane, der die beiden Bezirksliga-Aufstiege als Teil der Mannschaft miterlebte. Der 46-jährige Vollblutfunktionär hatte sich vor 20 Jahren bei seinem Vorgesetzten blamiert, wie er gesteht: "Ich kam Montagfrüh etwas später und lief meinem Chef vor die Füße. Dieser war sehr überrascht, mich zu sehen. Denn ich hatte ihn am Abend während der Feierlichkeiten angerufen und mir Urlaub eintragen lassen, wusste das aber früh nicht mehr."

Analytisch zieht "Stocki" Bilanz und vergleicht beide Meisterschaften von 1997 und 2017. "Dem heutigen Kader muss man schon eine breitere Qualität attestieren. Die Jungs haben technische und spielerische Vorteile, gepaart mit Geduld und der richtigen taktischen Variante des Trainers. Außerdem ist der Altersdurchschnitt deutlich niedriger." Die 97er-Meisterelf hatte andere Vorzüge, meint Stock: "Taktisch wurde noch anders gespielt. Wir hatten Einzelspieler dabei, wie Kurt, unseren Trainer, nach denen sich der Gegner richtete. So wurden Räume für andere frei. Die meisten hatten im Vergleich eindeutig bessere kämpferische Qualitäten, obwohl viele bereits teils deutlich über 30 Jahre alt waren und ihre Erfahrung ausspielten. Darunter waren Typen, die die anderen mit ihrem Willen mitrissen, so setzten wir uns oft am Ende gegen spielerisch stärkere Gegner durch."

Damit meint er auch Bail und Schleiwies, deren Söhne Sebastian und Timo sowie Fabio zum heutigen Kader gehören. Während Bail mit inzwischen 51 Jahre noch in der Reserve kickt und dadurch schon manche Partie mit seinen beiden Jungs hat bestreiten können, wird Schleiwies kommende Saison sogar als hauptverantwortlicher Trainer beim TSV agieren. So kann der ehemalige Jugendcoach noch enger mit seinen einstigen Zöglingen zusammenarbeiten: "Viele aus dem Aufsteigerteam habe ich schon in der B- und A-Jugend trainiert, so dass die Kennenlernphase quasi nicht nötig ist. Am Sonntag beim 5:1 in Eckenhaid standen zehn Jungs im 14-köpfigen Kader, die ich schon in der Jugend hatte."

Wie für Helmut Stock wird die kommende Saison für den 51-jährigen Schleiwies von Anbeginn ein Kampf ums Überleben: "Die Bezirksliga besteht hauptsächlich aus Mannschaften des Nürnberg-Fürther Kerngebiets. Zudem sind mit Hüttenbach, Lauf, Hersbruck und Schwaig auch renommierte Teams aus dem Pegnitzgrund dabei, die vom Unterbau andere Möglichkeiten haben. Ähnliche Vorzüge haben der TV 48 Erlangen und der fast sichere Meister Weisendorf. Wir hoffen, dass es aus unserer Region Weingarts oder Buckenhofen schafft, damit wir zumindest ein richtiges Derby haben."


Wenig Derbys in der Bezirksliga

Das sei auch für Bail der deutlichste Unterschied zu früher: "Vor 20 Jahren hatten wir eine richtig tolle Derby-Liga. Mit Weilersbach, Ebermannstadt, Kersbach, Bieberbach und uns kamen gleich fünf Teams aus der Region. Auch gegen Eltersdorf, Forth und Uttenreuth waren es ja halbe Derbys. Unvergessen bleibt mir unser 1:1 im Auftaktspiel in Weilersbach vor 1100 Zuschauern, das der heutige Fifa-Schiedsrichter Deniz Aytekin leitete."
Noch einen Unterschied zu heute hat Bail ebenfalls - auf nicht ganz ernst gemeinte Weise - ausgemacht und setzt einen Seitenhieb auf den frischgebackenen Meisterkader, der am Sonntag inzwischen geschwächt von den Feierlichkeiten beim Siegesgesang klein beigab: "Wir konnten damals wenigstens alle Strophen vom TSV-Lied komplett singen."

Dass er wie viele Fußballer abergläubisch ist, gibt Helmut Stock am Ende preis: "Wir hatten am Sonntag keine T-Shirts mit Meister-Aufdruck dabei, weil wir es noch nicht waren. Das bringt Unglück, deshalb habe ich es nicht erlaubt. Die Shirts sind für das letzte Spiel gegen Rupprechtstegen am Pfingstsamstag geplant. Da steht ja außerdem unser 90-jähriges Vereinsjubiläum an." Die TSV-Geschichte wiederholt sich ...


Festprogramm zum 90-Jährigen

Donnerstag, 1. Juni
19.15 Uhr: Totengedenken
19.30 Uhr: Festkommers im Sportheim

Freitag, 2. Juni
18 Uhr: Turnier der Alten Herren
19.30 Uhr: Schachturnier
20 Uhr: Vereinsschafkopfturnier

Samstag, 3. Juni
13 Uhr: Spiel der 2. Herrenmannschaft
15 Uhr: Spiel der 1. Herrenmannschaft mit anschließendem Saisonabschluss
15 Uhr: Tennisturnier mit Partnergemeinde Hassel
20 Uhr: Stimmungsabend mit den "Blechhulza`n"

Sonntag, 4. Juni
9 Uhr: Festgottesdienst mit anschließender Kirchenparade.
10.30 Uhr: Frühschoppen mit dem Musikverein Kirchehrenbach.
11.30 Uhr: Mittagstisch.
13.30 Uhr: Familienprogramm für Jung und Alt