Der SC ist bei den Welt-Besten angekommen
Autor: Udo Güldner
Forchheim, Dienstag, 11. Dezember 2012
Es ist geschafft: Der SC Forchheim feierte gegen Griesheim den ersten Sieg in der Bundesliga - ein Erfolg von historischem Ausmaß. Auch im Kampf um den Klassenerhalt haben die Forchheimer nun neuen Mut geschöpft.
Die klare 1,5:6,5-Niederlage gegen Wiesbaden war im Forchheimer Lager schnell abgehakt. Kein Wunder, schließlich sollte nach der Niederlage in der 5. Runde unmittelbar darauf der erste Sieg gegen Aufsteiger Griesheim gelingen. "Das ist ein historischer Sieg für den Schachclub Forchheim!" Der Jubel des 2. Vorsitzenden Rainer Stephan kannte keine Grenzen, als er vom Ergebnis der 6. Runde der Schach-Bundesliga erfuhr.
Die fränkischen Amateure hatten soeben den Mitaufsteiger SV Griesheim klar mit 5,5:2,5 bezwungen. "Zum ersten Mal ist es dem SC Forchheim gelungen, in der stärksten Liga der Welt zu gewinnen", freute sich auch Jörn Bade, der den Wettkampf live im Internet verfolgt hatte.
In der ersten Bundesliga-Saison vor zehn Jahren waren dem damaligen SC-Vorsitzenden und Teamchef FM Berthold Bartsch und seinen Mannschaftskollegen nur zwei Unentschieden gelungen.
Überragendes SC-Trio
Besonders drei Brettstrategen von der Regnitz wuchsen über sich hinaus. Seine etwas unglückliche Niederlage gegen Wiesbaden hatte FM Léon Mons gut verwunden. Dem Polen IM Piotr Murdzia setzte der U18-Spieler nach dessen ungenauen Manövern im Mittelspiel heftig zu. Erst einmal wenig los war bei FM Alexander Seyb. Als der Jura-Student dann etwas druckvoller agierte, geriet sein Gegenüber IM Gyula Izsak in Zeitnot und agierte fehlerhaft. Als dritter Sieger durfte Kapitän FM Manfred Heidrich den Saal verlassen.
Der SC-Vorsitzende bekam es mit IM Bogdan Grabarczyk zu tun, und eine wild hin und her wogende Partie setzte ein. Mit leichtem Materialvorteil ging es für den Forchheimer ins Endspiel, in dem er zuerst den Gewinn ausließ, um im zweiten Anlauf den ganzen Punkt einzufahren. Eine sehr komplizierte Stellung hatte Johannes Zwanzger gegen den offensiv aufgestellten Ungarn GM Peter Horvath gewählt. Der Großmeister aus Budapest versuchte zwar lange Zeit, einen Mehrbauern zum Sieg zu nutzen, doch der Kirchehrenbacher bekam selbst Gegenspiel mit einem Freibauern. Eine unentschiedene Partie.
Konkurrenz ärgern
"Ich freue mich schon auf die nächsten Kämpfe, wir sind eine harte Nuss für jeden. Unsere hohen Niederlagen zu Saisonbeginn geben nicht ganz den Spielverlauf wieder - wir haben mehrere Chancen nicht genutzt, ich vertraue auf das Potenzial unserer Mannschaft", strahlte GM Vlastimil Jansa. Er selbst hatte gegen den Ungarn GM Ivan Farago druckvolles Spiel mit Bauerngewinn. Jedoch verteidigte sich der Griesheimer zäh und umsichtig, und mehr als ein Remis sprang nicht dabei heraus. Einer sehr scharfen Eröffnung sah sich Claus Schäffner am Schlussbrett ausgesetzt. Gegen den Griesheimer Vorsitzenden Joaquin Diaz vereinfachte er die Stellung konsequent, bis dieser keine Gewinnchancen mehr hatte.
"Für mich eine tolle Möglichkeit, auch mal Bundesligaluft zu schnuppern. Ich habe von Kreisliga 4 bis 1. Bundesliga in den letzten 25 Jahren in allen Ligen gespielt." Für den SV Griesheim bedeutet die Niederlage im Kellerduell wohl den bereits vorzeitigen Abstieg. Denn vier der 16 Teams in der Schach-Bundesliga müssen am Ende den Rückzug antreten. Rainer Stephan ist bekanntlich Optimist: "Nach diesem Erfolg sind wir zuversichtlich, das Unmögliche doch noch schaffen zu können, zumal zwei Konkurrenten um den Klassenerhalt, Berlin und Norderstedt noch gegen uns antreten müssen." ug