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Der Gipfel ist noch nicht erreicht


Autor: Daniel Ruppert

Ebermannstadt, Dienstag, 16. August 2016

Bei den deutschen Berglauf-Meisterschaften lief Babinja Wirth ihrer Schwester Lisa zwar hinterher, doch sie setzt sich ambitionierte Ziele.
Bei den deutschen Berglaufmeisterschaften in Schwangau war Lisa Wirth gemeinsam mit ihrer Schwester am Start. Was den Verein - Lisa tritt für das LAC Quelle Fürth an, Babinja ist Mitglied des TSV Ebermannstadt - und die Disziplin angeht, trennen sich die Wege der Sportlerinnen allerdings.


Am Montag fand bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro das Frauen-Finale über 3000 Meter Hindernis statt. Mit am Start war die WM-Dritte und Europameisterin Gesa Felicitas Krause. Noch vor zwei Monaten stand auch die aufstrebende Leichtathletin Babinja Wirth vom TSV Ebermannstadt bei den deutschen Meisterschaften mit ihr an der Startlinie. Wie fühlt sich das an und ist die Teilnahme an Olympia auch für die 21-jährige angehende Grundschullehrerin realistisch? Mit ihrer großen Schwester Lisa nahm sie an den deutschen Berglaufmeisterschaften teil.

Gesa Felicitas Krause wurde Olympia-Sechste. Haben Sie das 3000-Meter-Hindernis-Rennen verfolgt?
Babinja Wirth: Klar. Sie hatte sich eine Medaille vorgenommen und ich hatte sie ihr zugetraut und gewünscht.

In dem dichten Feld hat sie das stark gemacht und sich gegenüber der deutschen Meisterschaft sogar um 13 Sekunden gesteigert.

Apropos deutsche Meisterschaft. Dort hat Sie Krause überrundet. Wie empfanden Sie das?
Babinja Wirth: Für mich war es eine Ehre mit so einer Größe in einem Rennen zu sein und mit ihr für einen Moment auf Augenhöhe zu laufen.

Lisa Wirth, Sie starten für den LAC Quelle Fürth. Welchen Unterschied macht es, bei einem vergleichsweise kleinen Verein wie dem TSV oder bei einem großen wie dem LAC zu sein?
Lisa Wirth: Der TSV war für mich sehr wichtig. In Ebs war das Training individuell, alles war sehr persönlich. Beim LAC ist der Vorteil, in einer homogenen Gruppe trainieren und als Team an Wettkämpfen teilnehmen zu können.

Bei den deutschen Berglaufmeisterschaften in Schwangau mussten Sie den Gipfel des Tegelbergs mit einer Strecke von acht Kilometern und 920 Höhenmetern bewältigen. Sie sind zum ersten Mal in dieser Disziplin angetreten und wurden überraschend Sechste. Gingen Sie mit dieser Erwartung an den Start?
Lisa Wirth: Für mich stand primär das Erlebnis und der Spaß im Vordergrund. Dass ich dabei sogar WM- und Berglauf-Europameisterinnen hinter mir lasse und am Ende den sechsten Platz belege, hat mich umso mehr gefreut.

Babinja hat sich auf die 3000 Meter Hindernis festgelegt. Was ist Ihre Spezialdisziplin?
Lisa Wirth: In der Jugend bin ich auch Hindernis gelaufen, in diesen Altersklassen beträgt die Distanz maximal 2000 Meter. Vor ein paar Jahren habe ich aufgehört, regelmäßig und nach Plan zu trainieren, weil ich schulisch und beruflich zu sehr eingespannt war. In dieser Saison bin ich zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder Wettkämpfe gelaufen. Zu meiner Überraschung habe ich meine Bestzeit über 1500 Meter, die bei 4:49 Minuten lag, gleich um fünf Sekunden unterboten. Im zweiten Rennen habe ich mich sogar auf 4:37 Minuten verbessert.

Babinja, Sie konnten Ihre Bestzeit bei den U23-Meisterschaften über 3000 Meter Hindernis auf 10:54,46 Minuten erneut steigern. Ist Olympia 2020 in Tokyo Ihr Ziel?
Babinja Wirth: Bevor ich an Olympia denke, ist es mein Ziel mich auf nationaler Ebene weiter zu verbessern.

Wie sieht Ihre typische Leichtathletik-Saison aus?
Babinja Wirth: In der diesjährigen Sommer-Saison habe ich an zwölf Wettkämpfen teilgenommen. Es gibt Zeiten, da steht an jedem Wochenende ein Rennen an, manchmal sogar zwei. Am 4. September laufe ich die zehn Kilometer beim Fränkische-Schweiz-Marathon. Für den 17. September wurde ich für den U23-Ländervergleichskampf über 3000 Meter in Plattling nominiert. Im Winterhalbjahr gibt es die Cross- und Hallensaison, aber grundsätzlich steht dann das Aufbautraining für die neue Saison im Vordergrund.

Bis auf Weitspringerin Darja Klischina sind die russischen Leichtathleten von Olympia ausgeschlossen. Wie beurteilen Sie das?
Lisa Wirth: Doping hat weder im Hobby- noch im Leistungssport etwas zu suchen.
Babinja Wirth: Der Ausschluss ist natürlich unfair gegenüber denen, die nicht gedopt haben. Bei allem Wettkampf steht Fairness an oberster Stelle.