Darcis serviert zum Sieg
Autor: Bertram Wagner
Eckental, Sonntag, 06. November 2016
Der eigene Aufschlag als Waffe: Steve Darcis kürt sich in Eckental zum Sieger, im Finale spielt er seine ganze Routine aus. Im Doppel jubelt ein Franke.
Mit der Verpflichtung von Florian Mayer machte sich die Turnierleitung schon im Vorfeld des ATP-Challengers in Eckental das schönste Geschenk zum 20. Jubiläumsturnier. Dass dem Bayreuther die Krönung mit einem Turniersieg versagt blieb, lag nicht zuletzt am topbesetzten Feld. Mayer-Bezwinger Franko Skugor wurde am Samstag vom "Spieler der Woche" Alex de Minaur im Halbfinale entzaubert. Der 17-jährige Qualifikant spielte als Nr. 2 der Jugend-Weltrangliste sein bislang bestes Challenger-Tennis, sein Höhenflug begeisterte die Fans in Eckental, auch wenn er sich im Finale des "Bauer Watertechnology Cups" dem über 400 ATP-Ränge besser platzierten Steve Darcis beugen musste.
Nach Ruben Bemelmans (2014) ist dies der zweite belgische Erfolg im fränkischen "Tennis-Mekka".
Routine schlägt Jugend
Der 15 Jahre ältere Belgier, der seit 2005 Daviscup spielt und im Vorjahr sogar im Finale dabei war, setzte im Endspiel vor vollbesetzten Tribünen das fort, was er schon unter der Woche auf dem schnellen Teppichboden bot. Lediglich Maximilian Marterer konnte ihm in Runde 2 einen Tiebreak-Satz abluchsen, ansonsten ging es immer ruck-zuck: Laslo Djere, Matthias Bachinger und Kevin Krawietz im Halbfinale können ein Lied davon singen. Wenn man wie Darcis in ein Finale geht und in allen Begegnungen zuvor kein einziges von 42 Aufschlagspielen verlor, dabei fünf Breakchancen abwehrte, kann man selbstbewusst auftreten. So tat er es auch: Mit einem Break vor riss dann zwar die Aufschlagserie zum 4;4, doch Darcis ließ sich davon nicht beeindrucken, breakte nochmals und kam zum 6:4-Satzgewinn.
Nach 70 Minuten erhöhte der verdiente Sieger, dessen Sicherheit von der Grundlinie bestach, die beeindruckende Service-Quote auf 50:1. Dem in Spanien lebenden Australier war nun anzumerken, dass er in den letzten neun Tagen acht Mal spielen musste, seine Energiereserven waren erschöpft. Darcis kassierte für seinen Turniersieg 5035 Euro und wichtige 80 ATP-Punkte, was ihn ab heute zu einem Top 100 werden lässt. "Ich hatte in Eckental eine sehr gute Woche und bin sehr glücklich über den Turniersieg, es ist ein perfekter Jahresabschluss vor meinem Urlaub. Besonders beeindruckt hat mich das große Zuschauerinteresse", so Darcis.
Marathon-Match im Doppel
Voll auf ihre Kosten kamen die Fans auch im Doppelfinale: Drei Krimi-Sätze in exakt 100 Minuten. Dabei behielt Kevin Krawietz mit seinem Partner Albano Olivetti (ITA) die "weiße Tennis-Weste", das neuformierte Duo verlor bei zwei Teilnahmen noch kein Match. Für den Coburger war es nach Turniersiegen in Italien und Marokko bereits der dritte Trimph heuer. Der 24-Jährige hatte damit eine "perfekte Woche", auch wenn ihm der doppelte Finaleinzug verwehrt blieb. Da hatte es den Anschein, dass sich der Akku von Krawietz noch nicht wieder voll aufgeladen hatte. Schließlich musste er durch die harte Qualifikationsmühle, dann zuletzt das Drei-Satz-Spiel gegen Daniil Medvedev und schließlich noch die erfolgreiche Doppel-Konkurrenz.
Der Finalist aus Belgien mit einem Slice wie aus dem Lehrbuch beherrschte das Geschehen auf dem Center Court, passierte gut und war aus Krawietz-Sicht "unangenehm" zu spielen. "Auch wenn ich hundertprozentig fit gewesen wäre, hätte ich es sehr schwer gehabt", gab sich Krawietz realistisch. Im zweiten Halbfinale bot de Minaur gegen Skugor einen Krimi der besonderen Art. In 100 Minuten besiegte er den Kroaten zweimal im Tiebreak, besonders der erste Satz war an Dramatik nicht zu überbieten: 6:1, nun begann eine furiose Aufholjagd, Skugor wehrte vier Satzbälle ab, ehe der "Junge von Down Under" den Durchgang entschied. Er machte es im zweiten Tiebreak besser. Wiederum 6:1, schon der nächste Ballwechsel entschied dieses Halbfinale.
Nachdem der Hauptsponsor für 2017 seine Zusage gab, geht das ATP-Turnier sicher ins dritte Jahrzehnt.