Druckartikel: Spital-Neubau gründet auf Risiko

Spital-Neubau gründet auf Risiko


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Dienstag, 22. November 2016

Mit dem Zwölf-Millionen-Euro-Projekt in der Bamberger Straße haben die Vereinigten Pfründnerstiftungen alles auf eine Karte gesetzt.
Ende 2018 sollen die 55 Wohnungen im neuen Katharinenspital bezugsfertig sein. Grafik: Reimann und Krügel Architekten


Noch ist das alte Spital nicht abgerissen, da lastet schon ein enormer Erwartungsdruck auf dem neuen, das Ende 2018 bezugsfertig sein soll. Spürbar wurde dieser Druck im Stiftungsausschuss am Montag. Die Stiftung hat heuer 457 000 Euro Verlust eingefahren, weil das Altenheim geräumt wurde: Mieteinnahmen entfielen, während das Personal bis zuletzt beschäftigt werden musste.

"Die Zahlen machen deutlich, wie schnell wir handeln müssen", sagte Hans-Werner Eisen (CSU). "Das neue Spital muss ein Erfolg werden, die deutliche Nachfrage nach Wohnungen ist ja auch schon da."
Sonja Kohlmann-Huberth (Leiterin des Steueramtes) und Christoph Schulz (Sachbearbeiter) hatten den Rechenschaftsbericht der Vereinigten Pfründnerstiftungen präsentiert. Darin enthalten ist auch eine Passage über die "Risiken" des Vorhabens: "Das sich abzeichnende Volumen ist so groß, dass ein wirtschaftliches Scheitern die Stiftung in ihrem Bestand erschüttern könnte."

Weil also die Stiftung ihre gesamte Liquidität auf eine Karte setzt und auch noch Kredite aufnimmt, um das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt zu stemmen, sei ein "messerscharf getakteter" Bauablauf unabdingbar, sagte Reinhold Otzelberger (SPD). "Es darf keine Überraschungen geben."

Das könne niemand garantieren, sagten unisono Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) und Kämmerer Detlef Winkler. Eine Überraschung gab es bereits: 100 000 Euro, die bei Abbrucharbeiten gespart wurden, mussten postwendend in Grabungen investiert werden. Denn die Begleitung von Bauarbeiten durch Archäologen ist in der Altstadt Pflicht. Zwar gebe es Zuschüsse, sagte OB Kirschstein - "aber da wachsen die Bäume nicht in den Himmel."
Mit anderen Worten: Kosten für umfangreichere Grabungen blieben an der Stadt hängen und würden das Projekt verteuern.
Auf die Euphorie-Bremse traten Ludwig Preusch (FW), Gerhard Meixner (FGL) und Günther Bundgaard (CSU) aber auch noch aus anderen Gründen: "Wir haben noch die Kapelle und das Wohnhaus in der Bamberger Straße 1 zu finanzieren", erinnerte Meixner; zudem würden die Grünen auf die soziale Komponente der Stiftung pochen.


Erfolg am Markt genügt nicht

Auch Bundgaard betonte, dass es nicht ausreiche, mit dem Projekt "am Markt erfolgreich zu sein" - am Ende müssten sozialverträgliche Mietpreise rauskommen. Und Preusch wies auf die Heizung in der Bamberger Straße 1 hin. Sie wurde eingebaut, weil das Gebäude von dem Wohntrakt in der Bamberger Straße 3 bis 5 abhängig war. Nun müsse aber auch Nummer 1 saniert werden; folglich war die Heizung zum jetzigen Zeitpunkt "überflüssig", meinte Preusch.

Für Sorgen, die Stiftung könne möglicherweise ihrem sozialen Auftrag nicht mehr nachkommen, sieht Architektin Sigrun Wagner (bei der Stadt für Neubauprojekte zuständig) keinerlei Anlass: "Die Stiftung schafft etwas, das es in Forchheim bisher nicht gibt, zum Beispiel neun Rollstuhl-Wohnungen. Es wird eine gute Mischung aus großen und kleinen Wohnungen angeboten und es wird für jeden etwas dabei sein, auch für Leute, die weniger verdienen." 19 der 55 Wohnungen sind Einzimmerappartements (rund 35 Quadratmeter groß). Sie werden für gut 400 Euro zu mieten sein, schätzt Sigrun Wagner.

Die Nachfragen nach den Prospekten sei groß und sechs feste Reservierungen gebe es auch schon. Gerade weil die Wohnanlage dank der Tagespflege und des Stadtteiltreffs eine flexible Lebensgestaltung ermögliche, werde man im neuen Katharinenspital vergleichsweise günstig leben, ist Sigrun Wagner überzeugt. Sie erinnert auch daran, dass die Kämmerei den Stadträten im Sommer eine Baukalkulation vorgelegt habe; darin sei der Rahmen für die Miete bereits abgesteckt worden: Demnach wird die Kaltmiete im Neubau des Spitals zwischen 11,90 und 13,40 Euro pro Quadratmeter liegen.