Druckartikel: SPD erntet Achtung und Schelte nach der OB-Wahl

SPD erntet Achtung und Schelte nach der OB-Wahl


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Montag, 31. März 2014

Die Stadtrats-Opposition zeigt sich beeindruckt vom Ergebnis, das Uwe Kirschstein in der Stichwahl um den Forchheimer OB-Sessel erzielte. Doch Freie Wähler-Kandidat Manfred Hümmer fordert auch "Demut".
Uwe Kirschstein (Mitte) lässt sich für sein Stichwahl-Ergebnis herzen. Im Hintergrund freut sich der neue SPD-Stadtrat Reiner Büttner.  Foto: M. Hoch


Niederlagen können nachhaltig Freude bereiten. Die war am Tag 1 nach der Stichwahl im SPD-Lager spürbar: Reinhold Otzelberger, der SPD-Fraktionsführer im Stadtrat, freute sich über Uwe Kirschstein und dessen "Achtungserfolg" in der Stichwahl gegen Amtsinhaber Franz Stumpf (CSU/WUO). Der SPD-Herausforderer hatte am Sonntag 44,5 Prozent der Stimmen geholt.

Im Vorfeld hätten ja viele kritisiert, Kirschstein sei zu jung, zu unbekannt und nur ein "Zählkandidat", erinnert Otzelberger. Und nun, nach der Wahl, zeige sich eine "auf dem Feld der Kommunalpolitik gestärkte SPD in Forchheim", stellt Otzelberger zufrieden fest.

"Alle Achtung!" So kommentierte auch Annette Prechtel (Fraktionschefin der Grünen im Stadtrat) das Abschneiden von Uwe Kirschstein.

Trotz der starken 44,5 Prozent zeige das Wahlergebnis aber auch, "dass ein richtiger Wechsel-Wille in Forchheim noch nicht da war". Letztlich sei bei der Mehrheit eine Haltung zu bemerken, die in etwa besage: "Wir wählen Stumpf, da wissen wir, was wir haben." Doch immerhin, sagt FGL-Rätin Prechtel: "Der Einstieg ist gemacht." 2020 werde sich dann zeigen, wie stark der Wechsel-Wille der Bürger sei. Dagegen hält es Thomas Werner, der Chef der Forchheimer CSU, für "verfrüht", über die Oberbürgermeisterwahlen in sechs Jahren nachzudenken. Zwar habe Amtsinhaber Franz Stumpf vor der Wahl gesagt, er benötige die nächsten sechs Jahre auch, um einen Nachfolger aufzubauen; doch wer dieser Nachfolger sein könnte, das müssten in sorgfältigen Gesprächen der Parteigremien geklärt werden, betont Thomas Werner.



Seit Sonntag weiß Werner zumindest, dass die Opposition deutlicher gewachsen ist, als vermutet. Obwohl die Wahlbeteiligung "noch niedriger war als im ersten Wahlgang"; und obwohl die 49 Prozent für Franz Stumpf im ersten Wahlgang "vielen CSU-Wählern Sicherheit suggeriert haben" - räumt Thomas Werner ein: "So ein Ergebnis für Kirschstein habe ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet - Gratulation."

"Blindes Umsichschlagen"
Glückwünsche, zugleich aber auch herbe Kritik war am Montag von den Freien Wählern zu hören. Deren Forchheimer Ortsvorsitzende und Fraktionschef Manfred Hümmer betonte, dass er dem SPD-Kandidaten "das gute Stichwahl-Ergebnis gönne". Jedoch sollte Kirschstein "hinterfragen", wie das Ergebnis zustande gekommen sei "und ob nicht vielleicht doch das Lager der FW dazu einen Beitrag geleistet hat. Mehr Demut und weniger Abgehobenheit beziehungsweise blindes Umsichschlagen wäre angesagt", meinte Hümmer. Kirschstein hatte sich am Sonntag nicht von den FW, aber von der "Person Hümmer" distanziert, weil er keine Wahlempfehlung für die SPD abgegeben habe.

Der SPD, prophezeite Hümmer am Montag, "wird es nicht gelingen, einen Keil zwischen die FW zu treiben". Eine "verbindliche Absprache zwischen der SPD und den FW bezüglich einer Wahlempfehlung im Falle einer Stichwahl hat es nicht gegeben", unterstreicht Hümmer. "Vielmehr sprachen Herr Kirschstein und ich bei einem zufälligen Zusammentreffen vor dem ersten Wahldurchgang darüber, dass es grundsätzlich denkbar wäre, uns gegenseitig persönlich zu unterstützen. Von einer Wahlempfehlung der Parteien war keine Rede."

SPD-Fraktionschef Reinhold Otzelberger reagierte am Montag gelassen auf die Auseinandersetzung Kirschstein-Hümmer. "Der Wähler ist autonom und auf Empfehlungen nicht angewiesen. Natürlich, es wäre eine schöne Geste der Freien Wähler gewesen, aber wirklich erwartet habe ich das nicht."