Druckartikel: Sorgen trotz voller Biergärten: Fünf Gastwirte aus dem Kreis Forchheim erzählen von ihren Problemen seit der Wiedereröffnung

Sorgen trotz voller Biergärten: Fünf Gastwirte aus dem Kreis Forchheim erzählen von ihren Problemen seit der Wiedereröffnung


Autor: Sabine Memmel

Forchheim, Mittwoch, 24. Juni 2020

Seit Mitte Mai haben die Gaststätten und Bierkeller im Landkreis wieder geöffnet. Wie es den Wirten in der Corona-Krise ergangen ist und ob sie mit der Gästezahl zufrieden sind, erzählen sie exklusiv im Fränkischen Tag.
Endlich wieder in größerer Runde an einem Tisch: Es wird wieder zugeprostet im Wiesent-Garten in Ebermannstadt.  Foto: Sabine Memmel


"Es gab auch Leute, die bei uns angerufen haben und gesagt haben, dass sie lieber noch zuhause bleiben, dass sie weiter vorsichtig sind." Georg Hötzelein hat das verstanden. Manche seiner Stammgäste zählten zur Risikogruppe. Genug Gäste kamen zum Glück dennoch. Vor allem über Pfingsten, als das Wetter so gut war.

Genauso wie er fieberten alle Wirte im Landkreis der Wiedereröffnung der Gastronomie Mitte Mai entgegen. Doch bei aller Freude, dass endlich alle wieder Gäste empfangen durften: "So gut wie jeder zweite Tisch entfällt aufgrund der Abstandsregelungen. Die meisten haben also halben Umsatz im Verhältnis zu nicht halbierten Personalkosten", sagt der Chef vom Berg-Gasthof in Regensberg und Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands.

Die Soforthilfe vom Staat sei eine Entlastung gewesen. Ein großer Teil der Gaststätten und Bierkeller im Landkreis werde sich laut Hötzelein erholen können. Er geht aber auch davon aus, dass zehn Prozent der Wirte schließen werden. "Die meisten aus Altersgründen. Sie machen ihre Wirtschaft erst gar nicht mehr auf", erklärt Hötzelein.

Weitere zehn Prozent werden sich ihm zufolge neu erfinden und den Service verkleinern. "Das alles wird sich Ende des Jahres herauskristallisieren." Wen es in der Krise besonders schwer getroffen habe, seien die 450 Euro-Kräfte. Sie konnten nicht weiterbeschäftigt werden. "Die suchen sich jetzt einen anderen Job und sind dann nächstes Jahr nicht mehr da", gibt Hötzelein zu bedenken.

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homas Müller, "Arizona" in Forchheim

"Die ersten Wochen seit der Wiedereröffnung liefen ganz okay. Am Pfingstmontag hatten wir dank des mega guten Wetters einen Ansturm, ansonsten bedingt durch die Beschränkungen eher mäßigeren Besuch. Aktuell dürfen sich wieder bis zu zehn Personen aus verschiedenen Haushalten treffen, das merken wir bei den Reservierungen. Wir können uns kaum vorstellen, dass auf die Frage "ob es besser laufen könnte" irgendein Kollege aus der Gastro mit "nein" antwortet. Trotzdem sind wir zuversichtlich und auch der Stadt dankbar, dass wir unseren Außenbereich etwas erweitern durften, um die nötigen Abstände einzuhalten."

Tobias Raab, Bierbar "Funzl"

"Die Kneipe hat nach wie vor zu. Dafür hat am Wochenende mein Biergarten, im Hof direkt hinter der "Funzl", eröffnet. Ich freue mich riesig, dass die Stadt das genehmigt hat. Dort haben 80 Leute Platz. In den letzten Wochen mussten wir Wirte alle schauen, wie die Unkosten gedeckt werden können. Das Leben geht weiter und die Pacht geht weiter. Eine Kneipe braucht eben den Tagesumsatz. Aber die Sicherheit und Gesundheit gehen einfach vor. Ich habe die Corona-Zeit genutzt und renoviere nach wie vor. Neue Polster, neue Farbe an der Wand und so weiter. Wenn es wieder los geht und ich wieder aufmachen darf, soll alles in neuem Glanz erscheinen."

Jonathan Wunderlich, Pretzfelder Keller

"Unsere Gäste haben super mitgemacht. Sie haben Abstand gehalten und ihre Maske getragen. So langsam merkt man, dass das schon etwas weniger wird. Die Leute haben keine Lust mehr auf Beschränkungen. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele kommen. Bei gutem Wetter läuft es gut. Wir haben fast normales Niveau. Man hat gemerkt, dass viele einfach hungrig sind, wieder auf die Keller zu gehen. Ich denke, wir kommen mit einem blauen Auge davon."

Richard Wiegärtner, Wiesent-Garten Ebermannstadt

"Ich kann mich nicht beschweren und will auch nicht jammern. Die Entscheidung, dass alles zu machen musste, habe ich verstanden. Im Biergarten habe ich keinerlei Einbußen. Die Leute waren heiß drauf, wieder her zu kommen. Wir haben die Tische weiter auseinander gezogen und haben trotzdem insgesamt nur sechs Tische weniger als normalerweise. Man merkt aber schon, dass viele Leute zurückhaltender sind. Es ist eine andere Atmosphäre. Gedämpft. Was die größeren privaten Feiern angeht, wurde bis auf eine Hochzeit alles abgesagt. Diese Einnahmen fehlen natürlich."