Solawi Ebermannstadt: Ernten und teilen
Autor: Franziska Rieger
Pretzfeld, Donnerstag, 16. Januar 2020
Neben Bamberg und Erlangen gibt es nun auch im Landkreis Forchheim eine Solidarische Landwirtschaft: Die Solawi Ebermannstadt will den Stellenwert von saisonalem Gemüse in den Fokus rücken.
Die Sonne spiegelt sich in der Trubach, daneben stehen Obstbäume, auf der Wiese wächst saftiges Grün. "Und das ist unser Feld", sagt Birgit Rascher und zeigt stolz auf einen großen Acker. Auf 9000 Quadratmetern werden auf einem Feld in der Pretzfelder Flur ab März regionale Gemüsesorten angebaut. Das ist soweit nichts Ungewöhnliches - doch das Feld wird nicht von einem Privatmann, sondern von einem Verein bewirtschaftet: der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) Ebermannstadt.
Solawi ist eine Gruppe von Menschen, die gemeinschaftlich ihr eigenes Gemüse anbauen und ernten.
"Man ordnet das immer der Stadt zu, aber auch auf dem Land baut nicht mehr jeder Gemüse an", sagt Rascher, die Initiatorin des Projektes. Mitmachen kann bei Solawi jeder. 44 Euro pro Monat zahlt ein Ernteteiler, so heißen die Mitglieder der Solawi. Der Vertrag läuft immer für ein Jahr, wer zufrieden war, kann den Gemüseanteil für das nächste Jahr wieder buchen.
Jeder Ernteteiler kann einmal pro Woche seinen Gemüseanteil an einer zentralen Verteilstelle im Großraum Ebermannstadt/Pretzfeld abholen. Der Anbauplan sei größenmäßig so festgelegt, dass jedes Mitglied etwas von der Ernte abbekommt. "Der Gemüseanteil wird so bemessen sein, dass ein Paar oder eine kleine Familie gut versorgt ist", sagt Rascher. 15 Ernteteiler hätten sich bereits gemeldet. "Das Ziel sind 50."
Geteiltes Risiko
Solidarität bedeutet bei Solawi nicht nur, dass sich die Mitglieder die Ernte teilen, sondern auch das Anbaurisiko. Dieses Risiko, das sonst immer beim Erzeuger liegt, trägt bei der Solawi die Gemeinschaft. Das heißt: Sollte sich zum Bespiel ein Biber durch die Rosenkohlköpfe futtern, dann wird das Gemüse entweder nicht mehr so genormt wie in einem Supermarkt aussehen. Oder die Ernte fällt kleiner - oder im schlechtesten Fall - ganz aus.
Dass es in den Wintermonaten vielleicht weniger Gemüseauswahl gibt als im Herbst, ist Teil des Konzeptes. "Man erlebt die Saison wieder", sagt Rascher. Der Verbraucher soll wieder lernen, dass manche Gemüsearten eben nicht das ganze Jahr auf dem Feld wachsen.
Damit das Ganze eine Ordnung hat, hat der Verein Aufgaben verteilt. Reinhard Friedrich, stellvertretender Kreisobmann, bewirtschaftet die Fläche. Er ist verantwortlich für pflügen, sähen, mähen, mulchen und sonstige Aufgaben, die mit Maschinen gemacht werden müssen. Auf der einen Hälfte des Feldes ist bereits ein Kleegrasgemisch gesät. Die andere Hälfte ist gepflügt und wartet auf die erste Aussaat. Solawi hat die Fläche von einer Privatperson gepachtet, die Pacht wird aus den Monatsbeiträgen gezahlt.