Druckartikel: So geht's nach dem Plattfuß weiter

So geht's nach dem Plattfuß weiter


Autor: Josef Hofbauer

Muggendorf, Donnerstag, 15. Oktober 2015

Damit die Flüchtlinge nicht alle Wege zu Fuß zurücklegen müssen, haben sie Räder geschenkt bekommen. Roland Hans vom ADFC gibt den Bewohnern der Unterkunft in Muggendorf einen Reparatur-Schnellkurs.
Yama aus Afghanistan packt bei der Fahrradreparatur beherzt zu. Bis auf zwei vergessene Beilagscheiben macht er alles richtig.  Fotos: Josef Hofbauer


Die 32 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und der Ukraine, die in der Unterkunft in Muggendorf leben, sollen kleine Reparaturen an den Fahrrädern, die sie bei der Spendenaktion von Caritas und Fränkischer Tag geschenkt bekommen haben, selbst erledigen können. Roland Hans vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) zeigte ihnen am Mittwochabend, wie das geht. Er ist schon geübt, weil er einmal im Monat auch beim Montagscafé im Forchheimer Waisenhaus die Asylbewerber schult.

Yama aus Afghanistan, der zuhause Mechaniker war, meldet sich als Erster. Für ihn ist es kein Problem, vor den Augen von einem Dutzend Zuschauern ein Vorderrad aus- und wieder einzubauen; abgesehen von der Beilagscheibe, die er vergessen hat. Für Nazrad, der sich an der Demontage des Hinterrades versucht, wird es schon schwieriger. Er muss erst die Gangschaltung ausklinken und dann ist da noch die Kette. Roland Hans erklärt die Arbeitsschritte auf englisch, nennt aber auch die deutschen Begriffe. Aufmerksam schauen und hören die Jungs zu, während Nazrad arbeitet.


Englisch und Deutsch

Den Wiedereinbau überlässt er Shikir. Prompt ist der Zahnkranz für die Kette auf der falschen Seite. Shikir muss die Schrauben noch einmal lockern. Er sucht nach dem passenden Werkzeug. "Schraubenschlüssel", sagt Nazrad mit einem Grinsen im Gesicht, während der Kollege das Hinterrad einbaut.

Roland Hans muss dabei noch ein paar Mal assistieren. Denn das Rad muss gerade sitzen und die Kette darf nicht zu locker sein. Außerdem muss das Seil für die Gangschaltung wieder eingesetzt werden. Dann zersticht er mutwillig einen Reifen plus Schlauch. Der Plattfuß muss jetzt repariert werden. Die erste Herausforderung besteht darin, den Reifenheber aus Plastik fachgerecht anzusetzen. Geduld und kräftige Finger sind notwendig, um an den Schlauch zu kommen. Dann gilt es, im Wasserbad die undichte Stelle zu suchen, sie zu markieren und mit Lösungsmittel zu beschmieren. Jetzt ist Geduld angesagt: Der Kleber muss antrocknen, ehe der Flicken daraufgepresst werden kann. Weil es schon dunkel geworden ist, leuchtet Taher mit seinem Handy.

Nun heißt es, den Reifen wieder aufziehen und das Rad zu montieren. Zufrieden ist der ADFC-Mechaniker aber noch lange nicht. Die V-Bremsen müssen exakt eingestellt werden. Die Bremsklötze dürfen weder zu hoch noch zu niedrig sitzen. Und die beiden Bremsarme müssen gleichmäßig funktionieren. Viel Neues. Deshalb wird die Sache mit der Beleuchtung, die gerade im Herbst und Winter besonderes wichtig ist, auf das nächste Mal verschoben.