So feiert man richtig Halloween
Autor: Petra Malbrich
Forchheim, Dienstag, 29. Oktober 2013
So eine düstere Grusel-Show wie in Deutschland ist das Fest am 31. Oktober im Ursprungsland USA nicht. Die Kinder verkleiden sich eher als Prinzessin und Indianer und fordern auch nicht so frech Süßigkeiten an Haustüren. US-stämmige Landkreisbürger erinnern sich an früher.
Viele Kinder und Jugendliche freuen sich darauf - die meisten Erwachsenen lehnen es ab und sind genervt: Kaum eine Feier ist so umstritten wie das Halloween. Die Gründe dafür sind ebenso vielfältig wie die Verkleidungen einseitig gruselig und düster. Als Hexen und Geister verkleidet ziehen die jungen Menschen am Reformationstag, am Abend des 31.10. durch die Straßen, klingeln und fordern Süßigkeiten.
"Das würde in Amerika so niemand machen", klärt Valerie Düning auf. Sie kommt aus dem Land des Halloween und zog als Kind ebenfalls mit ihren Freunden in Iowa durch die Straßen. "In Amerika ist Halloween wie Fasching. Die Kinder verkleiden sich nicht so düster als Hexen und Geister, sondern als Indianer beispielsweise: Sie würden auch nie einfach Süßigkeiten fordern, sondern klopfen und erzählen Witze", erzählt Valerie Düning.
Den Franken das Fest beigebracht
Zustimmung erhält sie von ihrer Freundin Carol Poneleit, die ebenfalls schon viele Jahre in Deutschland lebt und das Halloween-Fest als Kind in New York City erlebt hat. Ihren eigenen Kindern und den Franken aus der Nachbarschaft hat sie das richtige Halloween beigebracht.
Nicht abschreckend durch Hexen, Geister und Gruselgeschichten, auch nicht erschreckend für die Kleinen. "Die Kinder verkleiden sich als etwas Niedliches. Als Winnie the Pooh, Mickey Mouse oder als Prinzessin. Meine Tochter hat sich einmal als Rotkäppchen verkleidet.
Süßigheiten zu fordern, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack
Süßigkeiten werden nicht einfach gefordert. Das hinterlässt bei mir einen bitteren Beigeschmack. Halloween ist verbunden mit Bitten und Danken", erklärt Poneleit den Sinn des Gebens und Nehmens hinter dem Fest. Abgesehen davon, dass nur Kinder in der Nachbarschaft an den Häusern klingeln, denn die Jugendlichen können sich ihre Süßigkeiten selbst besorgen. Den Gedanken der Hilfsbereitschaft hat man in New York zu Carol Poneleits Schulzeit noch groß herausgestellt. Die Kirche oder die Schule organisierte an Halloween das "Geld für Unicef". "Wir hatten eine orangene kleine Schachtel, in die Leute bei unserem Halloween Geld für die hungernden Kinder hineinwarfen", erinnert sich die Amerikanerin.
Halloween wird in ganz Amerika gefeiert, ist ein allgemeiner Feiertag, ein neutrales Fest ohne religiöse Bedeutung. Dazu muss man auch wissen, dass es außer in New Orleans in ganz Amerika keinen Fasching gibt. Und religiöse Feste wie Weihnachten oder Ostern wurden in den Public Schools, in den öffentlichen Schulen, nicht gefeiert. Dazu sind zu viele Kulturen und Religionen, aber auch viele Menschen ohne Glauben in dem Land.
An Halloween gab es in den öffentlichen Schulen einen Klassenkürbis, der angezündet wurde und man las in dieser Feierstunde eine Geschichte. Aber die Amerikaner haben auch viele Kürbisgerichte gegessen.
Bei den Amerikanern feiern Eltern und Kinder zusammen Halloween
Bei den Amerikanern in Deutschland steht jedenfalls das gemeinsame Fest im Mittelpunkt, für die Kinder ist natürlich das nächtliche Herumwandern ein Höhepunkt. Viele Freunde werden eingeladen und lustige oder auch gruselige Spiele gespielt. Und das Essen wird ebenfalls lustig und gruselig zugleich gestaltet. Traubensaft wird zum Beispiel in einen Gummihandschuh gefüllt, gefroren, um dann umgestürzt als "blutige Hand" aus dem Kinderpunsch zu ragen. Man kann auch Tiere aus Hackfleisch gestalten, deren Augen von Oliven gebildet werden. Recht gruselig wirkt im Mondlicht auch der mit Toilettenpapier dekorierte Kirschbaum.
David Bradfield ist ein waschechter Ire, der über den irischen Kulturverein in Igensdorf gute fränkische Kontakte pflegt und bereits mit seinem Dudelsackspiel hier auftrat. Grundsätzlich sei Halloween ein traditionelles Fest aus der vorchristlichen Zeit, weiß er.
Arme Seelen und böse Geister vertreiben
Der Ursprung des Halloween liegt in Irland. Man wollte Seelen, die nicht in die nächste Welt gehen konnten, und böse Geister vertreiben. Mit Strohhüten auf dem Kopf und trommelnd liefen die Leute durch die Gegend. Die Masken, die manche hatten, wurden aufgesetzt, um von den Geistern nicht erkannt zu werden. "Wir hatten als Kinder einen schwarzen Hut auf oder eine einfache Maske auf dem Gesicht und zogen mit den Gitarren von Haus zu Haus, spielten Musik und sangen Lieder. Manche Erwachsenen baten uns herein, damit wir weiter singen oder musizieren. Für uns Kinder hatten die Leute eine Tüte mit Äpfeln und Nüssen, manchmal auch ein paar Süßigkeiten vorbereitet", erzählt Bradfield. Ab und zu bekamen sie auch ein paar Groschen.
Groß und Klein feierten dann zusammen, saßen um ein Lagerfeuer und tanzten. Manchmal mit einem kleinen Feuerwerk, meist Knaller, die man irgendwo auf dem Schwarzmarkt ergatterte, denn in Irland ist Feuerwerk verboten. Aber es gibt einige öffentliche Plätze beispielsweise in Dublin, wo das Feuerwerk offiziell stattfindet.
Das "trick or treat" kam erst im Mittelalter auf, wie Bradfield weiß und ist mit dem mittelalterlichen Ablasshandel hier vergleichbar. "Geistliche zogen durchs Land und haben den Menschen angeboten, Geister auszutreiben. Für Geld. Wer nicht wollte, wurde erpresst. Ihnen wurde gedroht, dass etwas passieren würde", erklärt der Ire.
Es gab auch Streiche
Richtig bösartige Streiche wurden vielmehr schon in Valerie Dünings Jugendzeit den Kindern zu Halloween gespielt. Aber von den Erwachsenen. "Es gibt Leute, die das Essen vergifteten, weshalb schon vor 20 Jahren die Krankenhäuser angeboten haben, das Essen zu untersuchen", erzählt Düning. "Halloween bekam einen negativen Touch. In den Medien wurde immer mehr zu Vorsicht gemahnt, denn es gab Leute, die Teile von Rasierklingen in die Äpfel steckten oder kleine Nadeln", erzählt Poneleit. Von Ihrer Familie aus Iowa weiß Valerie Düning auch, dass aus Angst vor solchen Vorfällen immer weniger Kinder zu Halloween unterwegs sind und Witze erzählen.