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Silberhorn in Forchheim: "Es wird ungewöhnlicher werden"


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Sonntag, 24. Sept. 2017

Thomas Silberhorn gewann den Bundestags-Wahlkreis Forchheim-Bamberg. Aber die Stimmung auf der CSU-Wahlparty in Forchheim war gedrückt.
Thomas Silberhorn, der Sieger     des   Direktmandats        im  Wahlkreis     Bamberg-Forchheim,   fand     im "Stadtlockal"  nur spärlichen Trost      für seine Parteifreunde bei der Wahlparty der  CSU. Foto: Ekkehard Roepert


Schockiert waren die Schwarzen, die sich gestern im "Stadtlockal" trafen, deshalb nicht, weil viele schon vor 18 Uhr ein ernüchterndes Ergebnis prognostiziert hatten. Eduard Nöth zum Beispiel, der Ex- Landtagsabgeordnete: "Ich habe das Gefühl, dass es bei einer großen Koalition bleiben wird - und das enttäuscht mich." Wirklich enttäuscht war Nöth eine halbe Stunde später, als er auf seinem Handy die Stimmverluste der CSU in Bayern analysierte: Mit rund 47 Prozent hatte er gerechnet, doch es waren zu diesem Zeitpunkt schwer zu fassende zehn Prozent weniger.

Auch Thomas Werner, der Chef der CSU Forchheim-Mitte, der sämtliche CSU-Mitglieder der Stadt (rund 450) zur Wahlparty eingeladen hatte, war nicht übermäßig optimistisch und "etwas nervös". Um 17.45 Uhr rechnete er noch mit den zuletzt vorhergesagten 36 Prozent für die Union.

Wenig später begrüßte Werner den CSU-Bundestagsdirektkandidat Thomas Silberhorn. Und als dann die ersten Prognosen über den Bildschirm flimmerten, fiel es auch Silberhorn schwer, das Positive dieser Wahl herauszufinden: "Immerhin sind wir mit Abstand die stärkste Kraft." Als Hauptproblem benannte der Sieger des Direktmandats im Wahlkreis Bamberg-Forchheim das Flüchtlingsthema: Es habe zu viele Protestwähler hervorgebracht.

Zur möglichen Regierungsbildung meinte Silberhorn: "In dieser Konstellation ist überhaupt noch nichts abzuschätzen. Sicher ist, es wird ungewöhnlicher werden." Keinesfalls werde es aber eine Kooperation mit der AfD geben, betonte der wiedergewählte CSU-Bundestagsabgeordnete, der über zehn Prozent seiner Erststimmen gegenüber der Bundestagswahl 2013 verlor.

Seinen Mitstreitern dankte er für den Wahlkampf: "Es hat selten so gut geklappt wie diesmal. Wir haben beispielsweise 25 000 Flyer mehr als das letzte Mal verteilt." Silberhorn erinnerte die Parteifreunde daran, dass "der Wahlkampf nicht zu Ende ist". Die Landtags- und Bezirkstags-Wahlen stünden vor der Tür.


Jamaica und Humor

Wenig später versuchte der 48-Jährige die sich anbahnende Jamaica-Lösung mit Humor zu nehmen. Gerade war im Fernsehen der Grüne Toni Hofreiter zu hören, der der Union zum Wahlsieg gratulierte. Silberhorn: "Wir müssen uns langsam Sorgen machen, wenn uns der Hofreiter gratuliert."

Wenig später machte sich Silberhorn auf den Weg nach Bamberg, wo er zur Wahlparty eingeladen hatte. Währenddessen blieb die Stimmung unter den Forchheimer CSU-Mitgliedern durchwachsen. "Das war absehbar", kommentierte Dieter George den Wahlkampf.

Der Ex-Kulturbeauftragte und erfahrene Forchheimer CSU-Wahlkampfstratege brachte das schlechte Ergebnis der Union damit in Zusammenhang, dass "schon seit langem zu viele konservative Positionen aufgegeben wurden". Nun hoffe er auf "eine neue Kreativität" in der Jamaica-Koalition, sagte George. Er meinte aber auch, dass sich die Union mit der "widerborstigen FDP" schwer tun werde.

Zuversichtlicher gab sich die ehemalige Dritte Bürgermeisterin Maria Wagner. Sie schenkte Thomas Silberhorn eine Kaffeetasse mit der Aufschrift "Schwarz und stark". Und sie machte für die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen mit einem Herbert-Wehner-Zitat Mut: "Oppositionsbänke sind hart." Womit Maria Wagner sagen wollte: Wenn die Grünen und die FDP nicht in die Opposition gehen wollten, dann müssten sie den Forderungen der Union gegenüber "ansprechbar" bleiben.