Sie ist die Wächterin im Ebermannstadter Wald
Autor: Corinna Igler
Pretzfeld, Dienstag, 21. März 2017
Mit nur 31 Jahren wacht Rita Satzger über mehr als 600 Hektar Wald im Ebermannstadter Stadtwald und im Wiesenttal. Zu ihrem Job kam sie auf Umwegen.
Rita Satzger kam von der Apotheke in den Wald. Die 31-Jährige hat ihren alten Job geschmissen, Forstingenieurwesen studiert und ist nun Försterin im Landkreis Forchheim. Dort hat sie ein Auge auf unzählige Bäume, verteilt auf mehrere tausend Hektar. Bei einem Reviergang mit ihr sieht man den Wald mit ganz anderen Augen.
Drei Frauen stehen im Wald. Irgendwo im Kreis Forchheim. Zwischen sogenannten Biotopbäumen. "Da ist ein Spechtloch", sagt Rita Satzger. Ein paar ratlose Blicke werden ausgetauscht. "Hä, wo?" "Da in dem Baum, da seht ihr ein Loch. Das zeigt, dass da ein Specht am Werk ist", erklärt die junge Frau. Und unter anderem deshalb ist dieser Baum auch ein Biotopbaum. "Dafür gibt's eine Förderung", erklärt die 31-Jährige, die seit Juli Försterin im Ebermannstadter Stadtwald und im Wiesenttal ist.
Verschiedenste Aufgaben
Zu ihren Aufgaben gehört es auch, Waldbesitzer auf solche Biotopbäume aufmerksam zu machen, sie zu beraten und mit ihnen gemeinsam die Förderung zu beantragen. Ein paar Kilometer weiter läuft sie mit einer Spraydose durch den Wald, kennzeichnet mit der pinken Farbe einen Baum. "Käferbefall", sagt Satzger. Woran sie das sieht? "Der Baum harzt stark. Das zeigt, dass er verletzt ist." Und sie zeigt nach oben: Die Krone der Fichte ist ziemlich licht und verfärbt sich. Bei dem Rundgang durch den Wald hat man den Eindruck, dass sich Rita Satzger richtig wohl fühlt. "Ja, das stimmt schon", sagt sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Das ist der schönste Job, wenn man raus in den Wald kann. Wenn ich aus dem Auto steige, bin ich direkt im Grünen, an der frischen Luft, die Vögel pfeifen. Das ist ein Gefühl von Freiheit, von Ruhe", erklärt sie. Anders als das in ihrem früheren Job der Fall war. Rita hat früher nämlich in der Apotheke gearbeitet, war pharmazeutisch-technische Assistentin. Aber dann wollte sie raus.
"Ich bin aufgewachsen auf einem kleinen Hof im Allgäu. Da packt man mit an, ist viel draußen", erklärt sie sich den Drang nach einem Job in der Natur. Beigetragen dazu hat sicherlich auch ihr Aufenthalt in Australien, wo sie auf einer Farm gearbeitet hat. "Ich brauch" einfach was, wo ich raus und anpacken kann".
Also hat sie Forstingenieurwesen in Weihenstephan studiert, hinterher eine einjährige Ausbildungszeit im Staatsdienst angeschlossen und ihre Laufbahnprüfung gemacht. Und dann war in Forchheim die Stelle in der Forstverwaltung frei. Ritas Vorgänger ging in Pension.
Im Schloss in Pretzfeld hat sie jetzt ihr Büro, das zum Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg gehört. Im Vergleich zum Allgäu gebe es hier in Franken viele verschiedene Baumarten. "Das ist spannend und anspruchsvoll", sagt Rita. Gut gefallen ihr an der Fränkischen Schweiz auch die Felsen und kleinen Täler. "Und wunderschön ist es, wenn die vielen Streuobstwiesen blühen."
Verantwortung für viel Wald
Zuständig ist die junge Försterin für rund 500 Hektar Stadtwald in Ebermannstadt, für circa 120 Hektar Wald im Wiesenttal und Ansprechpartner für die Waldbesitzer auf einer Fläche von insgesamt 4000 Hektar Privatwald.Mit dem Bild, das vom Förster-Job beispielsweise in Fernsehserien wie "Forsthaus Falkenau" vermittelt wird, hat der Job aber nicht viel gemein, weiß Rita Satzger. Den Großteil ihrer Arbeit macht die Beratung von Waldbesitzern aus.
Neben der Beratung gehören zu ihren Aufgaben auch die Verkehrssicherung, also das Zurückschneiden von Bäumen, wenn sie Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit haben, oder die Waldpädagogik.Und eben die Waldpflege. Das heißt Käferbearbeitung, Durchforsten. "Wenn man Bäume mit kleinen, schmalen Kronen sieht, tut das schon weh. Weil man weiß, dass der Baum leidet", sagt Rita Satzger. Das Fällen von Bäumen stoße nicht immer bei allen auf Zustimmung. "Aber das gehört dazu, wenn der Wald gesund sein und wachsen soll. Ein von Käfern befallener Baum tut dem Wald nicht gut. Schnell breitet sich der Käfer auch auf die umliegenden Bäume aus. Also ist es wichtig, dass der Baum raus kommt."