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Showdown beim Straßenbau in Neunkirchen


Autor: Petra Malbrich

Neunkirchen am Brand, Dienstag, 21. Februar 2017

Vor der wichtigen Gemeinderatssitzung diskutieren Gegner und Befürworter leidenschaftlich über die geplante Westumgehung.


Die Gegner der Westumgehung machen gemeinsam mobil. In einem Schreiben haben die Initiative "Modernes und umweltbewusstes Neunkirchen", der Bund Naturschutz in Bayern, der Landesbund für Vogelschutz, die Bürgerinitiative "Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal", die Initiative der Grundstücks-Betroffenen und weitere besorgte Bürger noch einmal nachdrücklich die ihrer Ansicht nach nachteiligen Effekte der Westumgehung deutlich gemacht. Der Natur- und Umweltschutz spielt dabei eine zentrale Rolle.

Dass die Trasse zwei Wasserschutzgebiete schneidet und damit die Trinkwasserversorgung erheblich gefährde, das Hochwasserproblem vor allem am Eingang Erleinhofer Straße verstärkt werde und in Form steigenden Verkehrs die Trasse zum Klimawandel beitrage, heben die Gegner ebenfalls hervor.


Schmaler Gehweg

Ob die Westumfahrung in dieser Variante wirklich die einzige Möglichkeit sei, das Verkehrsproblem in der Friedhofstraße zu lösen, haken die Gegner nach. Ob man denn die Umweltzerstörung und der Landverbrauch hinnehmen müsse, stellen die Gegner in den Raum.

Mit einer Gegenfrage möchte das Rainer Obermeier (CSU) beantworten: "Muss man die jahrelange Lärmbelästigung der direkten Anlieger weiterhin hinnehmen oder sollten wir nicht eine Lösung anstreben, die möglichst vielen Bewohnern des Marktes zugute kommt?"

Für die Befürworter im Gemeinderat lautet die Antwort auf diese Frage eben Westumgehung - gerade um das Verkehrsproblem in der Friedhofsstraße zu lösen. "Ich sehe keine andere Alternative", sagt Bürgermeister Heinz Richter (FWG), der immer wieder das Bild von den kleinen Schulkindern im Kopf hat, die auf dem schmalen Gehweg zur Grundschule laufen. Und das bei dem immensen Verkehr dort. Himmelangst werde es ihm dabei. Die Tore sind denkmalgeschützt und dass eine Staatsstraße durch den Innerort geht, könne nicht sein. Deshalb also eine Westumgehung. Zudem: "Sie schützt Bürger in der Friedhofstraße, am Torplatz, in der Erleinhofer- und Henkerstegstraße vor Immissionen und Emissionen. Sie schützt Kinder und Erwachsene im Straßenverkehr, sie lässt eine Neugestaltung des Innerorts zu und erhöht wesentlich die Lebensqualität in Neunkirchen", hebt Karl Germeroth für die FWG-Fraktion hervor.

Martin Walz (CSU) betont zudem, dass auch der von den Gegnern der Westumgehung oft propagierte Ausbau der Friedhofstraße vom Straßenbauamt mehrfach ausdrücklich und unmissverständlich abgelehnt worden sei. Was die Gefährdung der Trinkwasserversorgung und eine mögliche Verschärfung der Hochwassersituation betrifft, verweisen die Befürworter auf die Aussagen der Fachleute, die von dem Geologen Werner Reiländer bestätigt worden sind. Es seien demnach ausreichende Maßnahmen getroffen worden.


Fließender Verkehr

Dritter Bürgermeister Andreas Pfister (SPD) schlug vor, in dem Bereich der Erleinhofer Straße weitere Rückhaltemaßnahmen zu fordern.

Auf die Lärm- und Feinstaubbelastung der Anwohner von Neunkirchen im Ortskern und an den Straßen Friedhofstraße-Erleinhofer Straße-Henkerstegstraße weist die SPD hin. Sie alle würden eine deutlich spürbare Entlastung erfahren. Bei fließendem Verkehr mit Tempo 70 auf der Westumgehung würde weniger CO2 ausgestoßen als bei stehendem, anfahrendem oder bremsenden Verkehr im Ort Neunkirchen, erklärt Karl Germeroth (FWG).
Einigkeit herrscht im Gemeinderat auch bei der möglichen Existenzvernichtung von Landwirten. "Bis auf zwei oder drei Bauern sind alle anderen in Ebersbach Landwirte im Nebenbetrieb.

Die Existenz der von der Landwirtschaft lebenden Bauern ist überhaupt nicht gefährdet", sagt Gemeroth unter Zustimmung der SPD. "Da wir die Planung der Westumgehung selbst in Auftrag gegeben haben, ist es nicht konstruktiv, sie nun gänzlich abzulehnen. Nun für die einzige realistische Lösung zu arbeiten heißt ganz sicher nicht, dass man die Folgen unterschätzt", sagte Walz.

Gerade die Ebersbacher aber kritisieren, dass die Straße immer weiter nach Ebersbach rückt. Deshalb sei es ja gerade so wichtig, einmal einen Schlussstrich unter die Verschiebungen zu ziehen und die Planung festzustellen, findet Walz.


Neue Forderung

Ein neues Bauwerk in der vorliegenden Trasse sieht hingegen Ottmar Schmitt (GDG). Der frühere Befürworter der Westumgehung ist nun zum Gegner geworden. "Kein Mensch sagt etwas gegen eine Straße. Aber das ist ein Bollwerk. Ich will eine neue Trasse, aber eine verträgliche." Er will im Neunkichener Gemeinderat deshalb auch gegen die Umgehung stimmen.

Ob auch Schmitts gesamte Fraktion dies tun wird, darüber wird in der Fraktionssitzung noch beraten. Er fordert, dass sich alle Fraktionen mit dem Straßenbauamt an einen Tisch setzen.