Service-Zentrum für Senioren in Forchheim eröffnet
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Donnerstag, 04. Juli 2013
Die Arbeiterwohlfahrt in Forchheim reagiert auf den demographischen Wandel und eröffnet im Stadtnorden ein Haus, das alten Menschen Hilfe anbietet.
Das eingeschossige, orange gestrichene Haus in der Kantstraße 1 steht für eine neue Denkweise. Die alte Denkweise besagt: Wenn Senioren krank werden, müssen sie versorgt und gepflegt werden. Die neue Denkweise drückt die Sozialpädagogin und Gerontologin Ulli John so aus: Noch ehe alte Menschen einer Pflegestufe zugeordnet würden, sollten sie zu Hause unterstützt werden - und vor allem: "Alte Menschen haben unglaubliche Fähigkeiten, die viel zu wenig genutzt werden."
"Ein Witz"
Ulli John arbeitet seit vier Jahren für die Forchheimer Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Dienst alter Menschen. Ab Mitte Juli wird sie ihren neuen Arbeitsplatz im Senioren Service Zentrum in der Kantstraße 1 haben. Mit diesem Zentrum, sagt Awo-Geschäftsführerin Lisa Hoffmann, reagiere die Forchheimer Arbeiterwohlfahrt auf den demographischen Wandel.
Der sei ja allgegenwärtig spürbar. Deshalb sei es "ein Witz", dass dieses Projekt nicht die Kommune, sondern ein Wohlfahrtsverband "halb ehrenamtlich auf die Beine stellen muss". Grundidee des Zentrums im Forchheimer Norden sei es, "dass Senioren gut alt werden können", sagt Hoffmann.
Im Stadtnorden stehen die Genossenschaftswohnungen der WVG und der GWS. Und weil diese Wohnungen verstärkt von alten Menschen gemietet sind, war es für die Awo naheliegend, das Senioren Service Zentrum in diesem Quartier zu bauen. Als Kooperationspartner treten die Wohnungswirtschaft und das nahe Bürgerzentrum auf.
Einen Pflegedienst, einen Betreuungsverein sowie die Initiativen "Betreutes Wohnen zu Hause", "Haushaltsdienste" und "Essen auf Rädern" - all das bietet die Awo bereits an. Ab 22. Juli werden die Senioren diese Angebote unter dem Dach des Service Zentrums in der Kantstraße finden.
Stückwerk beendet
Von einem "Stützpunkt der Vernetzung" spricht Awo-Mitarbeiterin Jutta Manzinger. "Bisher waren viele Informationen für die Senioren nur Stückwerk, weil die Angebote räumlich getrennt waren." Manzinger ist für den finanziellen Part des Projektes verantwortlich. Aktuell sucht sie Sponsoren, um die Ausstattung des 180 Quadratmeter großen Zentrums zu verbessern.
Lisa Hoffmann deutet an, dass hinter dem Ganzen ein finanzieller Kraftakt steckt. Der wäre ohne die dreijährige Förderung durch die Fernsehlotterie (insgesamt 80 000 Euro) und durch die Glücksspirale (48 000 Euro) gar nicht möglich gewesen. Der Eigenanteil der Awo betrage 20 Prozent, die Kommune habe eine Unterstützung abgelehnt.
Wie alles weitergeht,wenn in drei Jahren die Förderung ausläuft? Lisa Hoffmann ist angesichts der Bevölkerungsentwicklung zuversichtlich: Die Kommune werde auf Projekte wie dieses Service Zentrum angewiesen sein und sich entsprechend beteiligen. Denn in Forchheim mit seinen rund 30 000 Einwohnern liegt der Anteil der über 65-Jährigen schon jetzt bei 18 Prozent; im Jahr 2030 soll er bei knapp 30 Prozent liegen.
Ulli John gibt zu bedenken, dass das Zentrum nicht nur vielen Menschen den Traum vom "Lebensabend zu Hause" ermöglichen könne; es sei auch ein Beitrag, viel Geld zu sparen. Dieses Hilfe- zur Selbsthilfe-Angebot der Awo "ist weit günstiger als beispielsweise ein Heimaufenthalt".