Druckartikel: Seine Kamera ist Pavlos drittes Auge

Seine Kamera ist Pavlos drittes Auge


Autor: Reinhard Löwisch

Forchheim, Dienstag, 20. August 2013

Pavlo Dyban taucht oft dann auf, wenn ein Ort seine Traditionen lebt. Der 24-jährige Ukrainer will mit seinen Bildern eine Geschichte der Fränkischen Schweiz erzählen.
Pavlo Dyban hat ein Auge dafür, was den Zauber Frankens ausmacht.  Foto: Löwisch


Pavlo Dyban mag einfach gute Fotos. "Das sind in der Regel aber keine Sehenswürdigkeiten", sagt er. Stattdessen schätzt Dyban Bilder, die eine Aussage haben und eine Geschichte erzählen. Und die einfach zeigen, was das tägliche Leben ist.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, nimmt der gebürtige Ukrainer in der Fränkischen Schweiz weite Wege in Kauf. Weil er kein Auto besitzt, läuft Dyban oder fährt mit dem Rad. Dabei hat er dann seine schwere Kameraausrüstung im Rucksack.

Sein erstes großes Ziel ist es, viele schöne und aussagekräftige Bilder zu schießen. Sein zweites großes Ziel ist es, Land und Leute kennenzulernen. Zweiteres klappt meistens wie von selbst.

Erste Versuche im Internet

Der 24-Jährige ist gelernter Wirtschaftsmathematiker.

In Kiew, wo er geboren und aufgewachsen ist, hat er in diesem Fach seinen Bachelor gemacht. Der Wunsch, in dem Fach auch seinen Master zu machen, hat ihn nach Bayreuth geführt. Da hatte er mit seiner Nikon D 90 schon erste Erfolge gefeiert. Als Blogger hatte er seine Bilder ins Netz gestellt und ließ sie von der Community tausendfach kommentieren.

Von der sehr positiven Resonanz ermutigt, veröffentlichte Dyban einen Bildband über die Architektur Kiewer Neubauten. Fotografiert hat Dyban alle aus der Vogelperspektive.

An Bayreuth fasziniere ihn, neben den historischen Bauten, vor allem die schöne Landschaft ringsherum: das Fichtelgebirge und die Fränkische Schweiz. Letzteres lernt er gerade erst so richtig gut kennen. Denn inzwischen arbeitet der 24-Jährige in Forchheim bei Siemens. Sein Geld verdient er als Entwickler für Algorithmen.

An den Wochenenden ist der Single dann regelmäßig mit seiner Kamera unterwegs. Vor allem im Internet informiert er sich, wo wann was los ist im Landkreis. Eines Tages tauchte Dyban deshalb mit seinem Fahrrad und der Kameraausrüstung auch in Affalterthal auf.

Dort besuchte er das Johannifeuer, weil er sehen und fotografieren wollte, wie dieser Brauch hier ausgeführt wird. Sein Erscheinen hat für einige Aufregung damals gesorgt. Die Menschen in Affalterthal waren es einfach nicht gewohnt, dass ein Fremder kommt und alles fotografiert.
Das Unbehagen konnte Dyban allerdings schnell ausräumen. Dabei hat ihm sicherlich auch geholfen, dass er sehr gut Deutsch spricht.

Aus der Perspektive eines Vogels

Beim Fotografieren kennt er keine Kompromisse. Bevor er auf den Auslöser seiner digitalen Profikamera drückt, muss alles passen.

In Kiew ist er oft auf ein Baugerüst, einen Kran oder mit seinem Freund auf das Dach eines Hochhauses geklettert, um den besten Standpunkt für seine Bilder zu finden. Hier will er, mangels hoher Gebäude in der Fränkischen Schweiz, demnächst einen Rundflug starten. Dann will er auch diese Gegend aus der Perspektive eines Vogels kennenlernen.

Sein Anspruch sind qualitativ hochwertige Aufnahmen, die "etwas erzählen können". Keine gestellten, lieblosen Postkartenmotive, sondern "lebende Aufnahmen" vom alltäglichen Leben. Er hat dafür viele Bildbände über die Region studiert.

Dabei ist ihm aufgefallen, "dass die meisten Bilder in Bezug auf die Aussage von schlechter Qualität sind". Er findet das "schade", weil so die eigentlichen Stärken der Menschen und der Region gar nicht zum Ausdruck kämen. Das Charakteristische der Fränkischen Schweiz glaubt Dyban vor allem im lebendigen Brauchtum und der Verwurzelung in der Tradition zu erkennen.

Dayban hat viele Freunde in ganz Europa "Russlanddeutsche und Ukrainer halten im Ausland zusammen", sagt er. Demnächst besucht ihn seine Schwester Inna. Mit ihr wird er eine Führung durch Forchheims kleine Gassen unternehmen.

Er selbst will seiner Schwester zeigen, "wie die Menschen hier sind und wie sie hier leben.
Anschließend wird er weitermachen und versuchenn, einen "Pool aussagekräftiger Bilder über die wunderschöne Gegend" zu schaffen.

Sein Bildband ist fast vergriffen

In Bayreuth hat Dyban das schon geschafft. Aus Tausenden von Aufnahmen hat er die 100 besten ausgewählt. Daraus wurde ein "Buch der Erinnerungen", wie Dyban selbst sagt.

Das im Heinrichsverlag erschienene Buch hat eine Auflage von 1000 Stück. Sie sind schon fast komplett verkauft.