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Erkunde Klein Venedig in Forchheim: Ein malerisches Viertel am Ufer der Wiesent


Autor: Susy Bergmann

Forchheim, Dienstag, 12. Sept. 2023

Klein Venedig ist ein idyllisches Fleckchen in Forchheim. Typisch fränkisches Fachwerk, Historisches und unerwartete Einblicke in Forchheims Fischereitradition erwarten dich hier.
Von der Hundsbrücke hast du einen guten Blick auf die Forchheimer Fischkästen.


Forchheim ist eine der ältesten Städte Frankens. Mit seinen Fachwerkhäusern, kopfsteingepflasterten Gassen, den Festungsmauern, Winkeln und gemütlichen Plätzen hat es sein historisches Stadtbild weitgehend bewahrt. Mitten durch Forchheim fließt die Wiesent, ein Nebenfluss der Regnitz. "Klein Venedig" wird das Viertel zwischen der Spitalkirche St. Katharina und der Brücke in der Vogelstraße genannt. Hier findest du vor allem hübsche Fachwerkhäuser am und – teilweise auf Jahrhunderte alten Pfählen – im Wasser.

Das Katharinenspital auf Pfählen

Starte deinen Rundgang durch Klein Venedig an der Spitalkirche St. Katharina. Die 1490 erbaute gotische Kirche birgt einige Schätze. Sie wurde im 17. Jahrhundert teilweise erneuert. Du findest daher Barock und Rokoko im Inneren, aber auch einen Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert. Auf der Empore der Spitalkirche steht eine Holzskulptur des Hl. Antonius aus dem Jahr 1330, die zu den ältesten ihrer Art in ganz Oberfranken gehört.

Der zugehörige Spitalbau stammt von 1611 und ragt teilweise über die Wiesent. Wie das Spitalgebäude da mit seinem reichen Zierfachwerk auf Pfählen im Wasser steht, ist schon etwas Besonderes.

Die frühesten Aufzeichnungen zum Spital sind aus dem Jahr 1303. Begründer der Spitals-Stiftung war Leupold von Neunkirchen, Chorherr in St. Gangolf Bamberg. In das Katharinenspital wurden zunächst nur "würdige und bedürftigen Forchheimer Bürgersfrauen katholischen Bekenntnisses" aufgenommen, später auch Männer und Menschen anderen Glaubens.

Das "Schiefe Haus" und ein Gedenkstein

Nun biegst du von der Bamberger Straße in die Wiesentstraße ein. Nach etwa zwei Minuten bist du am "Schiefen Haus". Das Gebäude direkt an der Wiesent mit rotem Fachwerk heißt eigentlich Kammerersmühle und war einmal – richtig: eine Mühle. Das 1698 erbaute Gebäude hat sich im Laufe vieler Jahre zum Wasser hin abgesenkt und wird darum von den Forchheimern "Schiefes Haus" genannt.

Im Jahre 1910 wurde die Kammerersmühle stillgelegt und zu einer Gaststätte. Diese ist leider derzeit nicht bewirtschaftet. Auf der anderen Straßenseite siehst du aber ein blaues Fachwerkhaus. Hier kannst du im griechischen Restaurant Akropolis einkehren. Die beiden historischen Fachwerk-Gebäude bieten einen schönen Farbkontrast. Direkt vor dem "Schiefen Haus" ist der Badsteg, von dem aus du gut fotografieren kannst.

Nur wenige Meter vom "Schiefen Haus" entfernt, steht an der Wiesent der Synagogengedenkstein. Eine jüdische Gemeinde in Forchheim ist erstmals 1298 in Quellen erwähnt. Damals fand ein Pogrom statt. 1400 wurden die Juden hier unter bischöflichen Schutz gestellt, jedoch schon 1499 wieder ausgewiesen. Mitte des 17. Jahrhunderts hatte Forchheim wieder eine jüdische Gemeinde. 1763 war sie die drittgrößte des Hochstifts Bamberg. Die Synagoge in der Wiesentstraße 15 wurde von den Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 verwüstet und am nächsten Tag gesprengt. Der Gedenkstein soll an die Synagoge erinnern.

  • Adresse: Kammerersmühle, Wiesentstraße 10, 91301 Forchheim

Von der Hundsbrücke und den Fischkästen

Ein Stück weiter vorne kommst du zur "Hundsbrücke" über die Wiesent. Von hier hast du einen guten Blick auf die Wiesent mit ihren malerischen Häusern am Wasser.

Der Name soll auf eine Sage zurückgehen. Ein Teufel soll einen armen jungen Mann überredet haben, in die Martinskirche einzubrechen und zu stehlen. Er wurde aber auf einer Brücke über die Wiesent von den Hunden der Häscher gefunden. Seitdem heißt die Brücke "Hundsbrücke".

Hier findest du auch die historischen Fischkästen aus dem 17. Jahrhundert. Kleine Holzhütten mit langgezogenen Dächern hängen über dem Wasser. Darin wurden gefangene Fische aufbewahrt, bis sie verkauft wurden. So hielt man sie frisch, als es noch keinen Eisschrank gab. 

  • Adresse: Wiesentstraße, 91301 Forchheim

Ein Fisch auf dem Trockenen

Wenn du von hier aus dem Lohmühlgässchen folgst und an der Fuchsenstraße die Brücke überquerst, gelangst du zum Marktplatz. Hier wurde früher Handel mit Rindern und Schweinen betrieben. Bis etwa 1990 gab es auch einen Taubenmarkt.

Heute steht hier ein großer bronzener Karpfen an der Wassertreppe. Die Skulptur des Bildhauers Reinhard Eiber stellt einen Aischgründer Spiegelkarpfen dar. Hier stehen auch noch weitere Fischkästen.

Im Mittelalter wurden Fische besonders während der Fastenzeit als Fleischersatz hoch geschätzt. In der Wiesent gab es allerdings keine Karpfen. Gezüchtet wurden die Fische in Forchheim bis 1788 im sogenannten "Neuen Graben" und "Seelgraben". Beide Gräben sind heute aufgefüllt und dort sind der Paradeplatz und der Marktplatz (ehemaliger Seelgraben). So sitzt der Aischgründer Karpfen heute hier auf dem Trockenen.

  • Adresse: Wassertreppe am Marktplatz, 91301 Forchheim