Schwerer Raub, gefährliche Körperverletzung, Geiselnahme und Nötigung in Forchheim: Prozess am Landgericht Bamberg startet
Autor: Franziska Rieger
Forchheim, Donnerstag, 05. März 2020
Drei Angeklagte müssen sich seit Mittwoch vor dem Landgericht Bamberg verantworten, weil sie zwei Männer aus Forchheim bedroht haben sollen. Das Trio soll einen der Forchheimer genötigt, ausgeraubt und verletzt haben.
Die Biografien der drei Angeklagten hören sich an wie Geschichten von zerstörten Existenzen; Menschen, die zu oft den falschen Weg eingeschlagen haben. Der erste Angeklagte, der 36-jährige Ralf Müller (alle Namen von der Redaktion geändert), hat nach einer Kindheit voller Gewalt und Drogenkonsum noch die Kurve bekommen, lebt inzwischen mit Frau und Kind in Schweden. Als der Sohn stirbt und die Tochter erkrankt, fällt er zurück in seine Drogen- und Alkoholsucht und flüchtet seitdem immer wieder nach Deutschland, "weil ich mir den Kopf zudröhnen wollte", sagt er.
Der zweite Angeklagte, der 43-jährige John Smith, ist seit seinem Militärdienst bei der französischen Fremdenlegion und der britischen Armee schwer traumatisiert. Seit er in Libyen von IS-Truppen angegriffen wurde, hat er wieder mit exzessivem Alkohol- und Drogenkonsum begonnen. Seit 2018 lebte er in Ebermannstadt.
Der dritte Angeklagte, der 24-jährige Pascal Köhler, wächst in Forchheim in einer "ganz normalen Familie" auf, bricht dann eine Ausbildung ab, eine zweite beendet er zwar, aber arbeitet seitdem nur "sporadisch". Seine Alkohol- und Drogensucht fängt mit Kräutermischungen an, bis er irgendwann "alles" konsumiert.
Raub und Geiselnahme
Seit Mittwoch müssen sich die drei Angeklagten vor dem Landgericht Bamberg verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bamberg wirft ihnen gemeinschaftlich begangenen, besonders schweren Raub, gefährliche Körperverletzung, Geiselnahme und Nötigung vor.
Am Abend des 27. Mai 2019 sollen die drei Angeklagten zur Wohnung ihres Bekannten Michael Werner (Name von der Redaktion geändert) in Forchheim gefahren sein, ihn drangsaliert und zu einer Autofahrt gezwungen haben.
Gemeinsam sollen die drei mit Kanthölzern in den Händen an der Wohnung des Geschädigten geklingelt haben und nach dem Öffnen in die Wohnung "gestürmt" sein, so die Anklageschrift. Der Angeklagte Smith soll das Opfer in den Schwitzkasten genommen haben, "so dass der Geschädigte unter Todesangst litt".
Ein ominöses Paket
Der Grund des Besuchs: Der Angeklagte Müller war auf der Suche nach einem Paket, das abhandengekommen sei. Der ominöse Inhalt: Drogen mit einem Gesamtwert von bis zu 15 000 Euro. Dass auf dem Wohnzimmertisch des Geschädigten zu diesem Zeitpunkt eine Haschischplatte lag, scheint den Angeklagten dabei in die Karten gespielt zu haben.