Schuldlos in Unfall verwickelt: Frau aus Hallerndorf muss trotzdem zahlen
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Montag, 13. Oktober 2014
Obwohl Katrin Dittrich ohne ihr Zutun in einen Unfall verwickelt wurde, muss die Frau aus Hallerndorf für die Kosten geradestehen.
Seit dem 23. September fühlt sich Katrin Dittrich "ratlos" und "unfair behandelt". An jenem Dienstag fuhr die 28-Jährige mit ihrem neuen VW Polo durch den Forchheimer Ortsteil Buckenhofen. Auf dem Rücksitz saßen ihre beiden Kinder, die sie gerade aus dem Kindergarten und aus der Schule abgeholt hatte.
Katrin Dittrich war auf dem Nachhauseweg nach Hallerndorf, als auf Höhe des Gasthauses "Sonne" plötzlich ein Radfahrer von der Seite auf sie "zugeschossen" kam. Der Armenier, der in dem Asylbewerberheim im Gasthaus lebt, hatte die Verkehrssituation falsch eingeschätzt, fuhr in die Tür des VW Polo und stürzte.
Polizist war perplex
Der Armenier hatte sich dabei leicht verletzt. Und weil er kein Deutsch zu verstehen schien, habe sie die Polizei gerufen, erzählt Katrin Dittrich. Die Polizisten stellten dann zwar eindeutig fest, dass der Radfahrer die alleinige Schuld an dem Unfall trägt - und so war es auch einen Tag später im Polizeibericht nachzulesen; doch hilfreich war dieser Sachverhalt für die Frau aus Hallerndorf nicht. Denn der Unfallverursacher war nicht versichert.
"Auch der Polizist war ganz perplex, als er das hörte", erinnert sich die 28-Jährige. Und sie will es nicht hinnehmen, dass sie nun die Kosten für die Folgen eines Unfalls tragen soll, den sie nicht verursacht hat. "Ich bin selbst in finanziellen Schwierigkeiten. Ich weiß nicht mehr, wie es weitergeht, ich bin fassungslos über die ganze Situation."
Versicherung steigt
2500 Euro hat die Reparatur des Autos gekostet. Glücklicherweise hatte Katrin Dittrich eine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen. Dennoch ist ihr Verlust beträchtlich: 300 Euro Selbstbeteiligung muss die Autofahrerin aus Hallerndorf für den unverschuldeten Unfall zahlen. Zudem steigt ihr Versicherungsbeitrag nun um 140 Euro pro Jahr; und der Wert ihres neuen Autos, das sie nächstes Jahr wieder verkaufen will, sinkt beträchtlich.
Drei Mal setzte sich Katrin Dittrich mit dem Sachbearbeiter auseinander, der im Landratsamt Forchheim die Asylbewerber betreut. Seitdem weiß sie zwar, dass der Mann aus Armenien in wenigen Wochen in seine Heimat zurückkehrt; dass er Familie hat und kein Geld; doch geholfen sei ihr damit nicht, beklagt Kathrin Dittrich: "Niemand möchte Verantwortung dafür übernehmen und somit habe ich Pech gehabt."
Die Behörde bedauere den Vorfall, sagt Kathrin Schürr, die Pressesprecherin des Landratsamtes. Aber: "Wir können nicht helfen, Asylbewerber sind nicht haftpflichtversichert. Es kommt keiner für den Schaden auf."
Unglückliche Situation
Aus anderen Landkreisen seien ähnliche Fälle bekannt, weiß Kathrin Schürr: "Insgesamt ist das eine sehr unglückliche Situation. Auch der Landkreistag ist mittlerweile damit beschäftigt." Denn nicht nur Asylbewerber seien in dieser Situation. "Wenn ein Hartz-IV-Empfänger einen Schaden verursacht, ist es das Gleiche." Daher versucht der Landkreistag nun eine Lösung für diese Haftpflicht-Lücke zu finden.