Schüler stehen im Reich der Pilze
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Montag, 30. Sept. 2019
In ihrem Projekt-Seminar befassen sich Schüler des Ehrenbürg-Gymnasiums ein Jahr mit der Vielfalt der Pilze.
Ein großer, etwas heiserer Hund bellt im Wald bei den Schwarzen Weihern zwischen Buckenhofen und Pautzfeld. Vermeintlich ein Hund. Es ist ein Kolkrabe, der die Gruppe junger Leute entdeckt hat und kommentiert. "Die Kolkraben waren die Begleiter von Wotan oder Odin; ihre Namen waren Hugin und Munin und die bedeuten Verstand und Mut", sagt die Mykologin (Pilzkundlerin) Diana Herpfer zu ihren Begleitern. Dies sind die Mitglieder eines P-Seminars des Ehrenbürg-Gymnasiums unter der Leitung von Carsten Schlegel. Ein Jahr lang wollen sie sich mit dem Reich der Pilze befassen und haben sich deshalb zu dieser Exkursion angemeldet.
Gleichzeitig erwerben sie ihren ersten Stempel im Artenkennerpass. Dahinter steht eine Kooperation des Landkreises, des Schulamtes, der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, des Bund Naturschutzes und der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege. Die nötigen Fördermittel stammen von der Glücksspirale.
Wissen weitergeben
Ziel der vom Biologen Johannes Mohr ins Leben gerufenen Aktionen ist die Weitergabe von Wissen auf verschiedenen Gebieten der Biologie. Wissen, das sich - inzwischen meist ältere - Menschen jahrelang erworben haben. Und das ohne Nachfolger verlorenzugehen droht.
Die Jungforscher entdecken viele Pilze, auch wenn - der Trockenheit geschuldet - kein Röhrenpilz dabei ist. Zur Gruppe der Röhrenpilze gehören die beliebten Speisepilze wie der Steinpilz oder die Rotkappe.
Mit ihren Vorkenntnissen denken die Schüler sofort daran, auf Totholz zu achten, denn in ihm finden viele Baumschwämme ihre Nahrung. Sie zersetzen entweder das Lignin (Weißfäule) oder die Zellulose (Braunfäule) und führen so die abgestorbene biologische Masse wieder dem Kreislauf des Lebens zu. "Stellt euch einmal vor, alles tote Holz läge lange Zeit unverändert herum", macht Schlegel seinen Schülern an einer dicht bewachsenen Stelle bewusst. "Nirgendwo gäbe es ein Durchkommen."
Pilz gegen Magenweh
Der erste Fund der Gruppe: Ein Birkenporling auf einem dürren Ast. "Piporus betulinus" benennt ihn Herpfer mit seinem Fachnamen. "Ötzi hat ihn dabei gehabt; er hilft gegen Magenweh."
Uralt ist das Wissen um Pilze und ihre Eigenschaften und vieles davon ist verloren gegangen und wird erst seit jüngster Zeit wieder entdeckt, weiß die Biologin. Darunter auch, dass Pilzabsud ein lichtechtes Färbemittel für Wolle ist: Die Kremplinge geben ein wunderbares Hellbraun, beweist sie mit einem Korb voller selbstgefärbter Wollknäuel. Das auf alten Baumstümpfen wachsende Schwefelköpfchen hat vielleicht seinen Namen, weil es einen Gelbton erzeugt. Der essbare Habichtspilz vertritt die blaugrünen Töne.