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Schön, exotisch und gefährlich


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Donnerstag, 18. April 2013

Natur bedeutet immer auch Veränderung, im Guten wie im Schlechten. Besondere Sorgen bereiten Kräuterpädagogin Veronika Schmidt gerade Pflanzen wie das Springkraut, die das biologische Gleichgewicht stören können.
Das Springkraut lockt auch die Bienen an. Die Blüten werden bestäubt und pflanzen sich so explosionsartig fort.Foto: Hofbauer


Manchmal hat die heimische Pflanzenwelt den aggressiven Exoten einfach nichts entgegenzusetzen. Dann setzen ihnen das Indische Springkraut oder andere sogenannte Neophyten richtig zu und drohen sie zu verdrängen. "Es ist hier noch ein mittleres Problem", sagt der Biologe und Botaniker Johannes Mohr. Er arbeitet im Landratsamt Forchheim in der Fachabteilung für Landschaftspflege. Gleichwohl: Das Problem ist ihm bekannt und auf dem Schirm seiner Abteilung.
Das Indische Springkraut, die ohne jede Frage eine schöne Pflanze ist, ist beispielsweise auch schon der Kräuterpädagogin Veronika Schmidt aus Thuisbrunn aufgefallen. Bei einer Radtour am Forchheimer Kanal hat sie das Springkraut entdeckt. "Der Samen dieser Pflanze springt richtig weiter.

Das Springkraut liebt es nass, teils schattig und verdrängt viele", weiß Schmidt.

Konkurrenz für die Brennesseln

Johannes Mohr bestätigt diese Einschätzung und zählt einige der am Ufer wachsenden und vom Springkraut gefährdeten Pflanzen auf: den Bachnelkenwurz, verschiedene Grasarten, das Milzkraut oder der Waldschachtelhalm. Selbst den Brennesseln macht das Springkraut mächtig Konkurrenz.
Und auch das Mädesüß ist eine einheimische Pflanze, die am Gewässer lebt und sogar sehr heilkräftig ist. "Die Pflanze entwickelt den Wirkstoff ASS. Das kann bei Kopfschmerzen helfen", sagt Schmidt über diese Heilpflanze. Inzwischen recht rar sind auch die Sumpfdotterblumen, die gerne von den Bienen aufgesucht werden. "In meiner Jugend gab es so viele Sumpfdotterblumen oder Schlüsselblumen", wird die Kräuterpädagogin etwas wehmütig. Dabei ist das Springkraut im Forchheimer Oberland, in Weißenohe, Dorfhaus oder der Lilling entlang noch gar nicht so präsent. Im Gegensatz übrigens zum Uferrand der Schwabach oder dem Bereich um Forchheim.
Statt dem Springkraut sind dort eher die Ambrosie oder der Riesenbärenklau im Vormarsch. Beide sind sie gefährlich, vor allem für Allergiker. "Die Ambrosie blüht grünlich, ist aber keine besonders hübsche Pflanze", beschreibt Mohr diesen Ausreißer.
Ein Grund für deren zunehmende Verbreitung könnte sein, dass die Samen der Vogelfuttermischungen nicht selten Am brosie aus Ungarn oder Rumänien beinhalten. Deshalb sollten die Besitzer von Vögeln das Streu und Futter auch unbedingt im Kompost oder Hausmüll entsorgen. Bei den dort herrschenden Temperaturen gehen die Samen der Ambrosie kaputt. Das geschieht allerdings nicht, wenn das Vogelfutter im Garten entsorgt wird.
"Wir züchten uns so Seuchenherde", warnt Mohr. Immerhin bietet der Vogelschutzbund inzwischen Futtermischungen ohne Ambrosie an. Den Vögeln selbst macht der Ambrosiasamen nichts aus. Das gilt auch für andere Tiere. Veronika Schmidt weiß, dass beispielsweise der Hahnenfuß, eine einheimische, aber giftige Pflanze, von den Tieren nur gedörrt gefressen wird.
Dennoch glaubt sie nicht, dass Tiere instinktiv von schädlichen Pflanzen lassen. "Wenn Kälber Taumelkälberkropf fressen, können sie im schlimmsten Fall daran sterben", sagt Schmidt.

"Böse Allergien"

Bei Menschen aber können bereits wenige Pollen der Ambrosie zu Allergien, Heuschnupfensymptomen und gar Asthma führen. "Sofort entfernen. Sofort vernichten", rät Veronika Schmidt deshalb. Dieser Rat gelte auch für den Riesenbärenklau.
"Der Riesenbärenklau kann böse Allergien auslösen", sagt auch Johannes Mohr. Der Riesenbärenklau kann richtige Brandblasen verursachen", sagt auch Veronika Schmidt.
Es handelt sich beim Riesenbärenklau um einen Zuzug aus Sibirien. Viele Gartenbesitzer holen sich diese Pflanze im Gartencenter - und geben so einem gefährlichen Exoten eine neue Heimat. Nirgendwo anders als im eigenen Garten. Im schlimmsten Fall kann der Riesenbärenklau zu einer toxischen Gefahr werden.

Überall wuchert es

Er sollte aber nicht verwechselt werden mit dem Wiesenbärenklau. Der ist kleiner, wächst auf Wiesen - und ist ungefährlich. Bewusst angebaut wurde die Roteiche, da sie doppelt so schnell wächst wie die normale Eiche. "Diese Eicheln werden ebenfalls vom Eichelhäher verschleppt", sagt Mohr.
Regelrecht aggressiv verbreitet sich der Samen des Eschenahorns, man findet ihn inzwischen auch dort, wo er zuvor noch nie gewesen ist: zum Beispiel im Naturschutzgebiet Büg oder im Norden Forchheims.
Das orientalische Zackenschötchen, das dem Raps ähnlich sieht, breitet sich derweil entlang von Straßen aus. Dass Landwirte mit den Neophyten ihre Probleme haben, ist Werner Nützel, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands, allerdings bislang noch nicht zu Ohren gekommen. Er gibt sich noch recht gelassen gegenüber den Exoten.