Druckartikel: Schlegel tanzen über die Holzplatten

Schlegel tanzen über die Holzplatten


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Montag, 05. Februar 2018

Die Marimba-Virtuosin Katarzyna Mycka gastierte auf Einladung des Kuratoriums zur Förderung von Kunst und Kultur in St. Gereon.
Die innige Beziehung der Virtuosin zu ihrem Instrument war für alle Konzertbesucher  nachvollziehbar.  Josef Hofbauer


Gleich zum Auftakt der Konzertsaison dieses Jahres präsentierte das Kuratorium zur Förderung von Kunst und Kultur im Forchheimer Land mit Katarzyna Mycka (45) eine Künstlerin von Weltrang. Die international renommierte Marimba-Virtuosin brillierte in der Gereonskapelle vor ausverkauften Haus mit Werken aus drei Jahrhunderten, von Johann Sebastian Bach bis zur 1968 geborenen polnischen Komponistin Anna Ignatiwicz-Glinska.

Die aus Danzig stammende Katarzyna Mycka schien zu tanzen an ihrem großen, 2,75 Meter breiten Instrument mit den fünf Oktaven. Mit spielerischer Leichtigkeit und traumhafter rhythmischer Präzision und höchster Geläufigkeit setzte sie bereits beim Eingangsstück "Ghanaia" Akzente. Die Komposition von Matthias Schmitt stammt aus dem Jahr 1996 und wird mittlerweile auf der ganzen Welt gespielt.


Da es noch nicht allzu viele Stücke gibt, die speziell für Marimba geschrieben wurden, interpretierte die mittlerweile in Stuttgart lebende und lehrende Virtuosin, das Gitarrenstück "Tango en Skai" des tunesisch-stämmigen Roland Dyens und die "Suite für Violoncelle" von Bach auf dem Stabspielinstrument. Wie auch bei Prokofjevs "Dance oft he Knights" zeigte Katarzyna Mycka die ganze Bandbreite ihres Könnens. Mal streichelte sie mit ihren Schlegeln die Platten aus Palisanderholz, mal kam in der Interpretin die Drummer-Queen durch, denn die schlanke Polin hat auch eine Schlagzeug-Ausbildung abgeschlossen. Ein andermal schien es, als spiele sie hingebungsvoll und leidenschaftlich vierhändig auf den 60 Holzplatten Klavier.

Wie vielseitig einsetzbar die Marimba ist, zeigte die Virtuosin am Beispiel einer Komposition des in Toronto lebenden Griechen Christos Hatzis. "Ein Werk, das Sie vermutlich schockieren wird" , kündigte Mycka an. Der für ein Festival komponierte Rap mit religiösem Hintergrund erinnerte phasenweise ein wenig an "experimentelle Musik", verlangte der Interpretin aber alles ab, gab ihr aber auch die Möglichkeit, sich auf dem Instrument, so richtig auszutoben.

Bei den Werken von Frederic Chopin, Astor Piazolla, der Polin Anna Ignatowicz-Glinska und des Brasilianischen Marimba-Virtuosen Ney Rosauro offenbarte die Interpretin erneut die Klangvielfalt des aus Afrika stammenden Instrumentes, das in Europa erst vor 40 Jahren langsam Fuß fassen konnte. So tanzten die Schlegel freudig über die diatonisch angeordneten Klangplatten, ließen das Instrument in den höchsten Tönen jubeln und beim Pianissimo leise flüstern, um sich dann wieder melodisch einzuschmeicheln. Spielerisch leicht aber hoch konzentriert ließ Katarzyna Mycka bei den Stücken die Klangfarben wechseln. Der Interpretin gelang es, mit jeder Faser ihres Körpers die lateinamerikanischen Rhythmen und Melodien zu verkörpern. Hier offenbarte sie besonders ihre innige Beziehung zu dem Instrument, das gerade in Lateinamerika (Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica, Ecuador) besonders beliebt ist.

Zum Abschluss präsentierte Katarzyna Mycka zusammen mit Klaus Kusserow (Gitarre) ein Stück des französischen Musikers Emmanuel Séjourné mit den Schwerpunkten Perkussion, Marimba und Vibraphon. Dieses energisch-rhythmische, aber auch romantische Stück nimmt Anleihen aus der klassischen Musik ebenso, wie aus der Popmusik. Schade, dass die beiden nur dieses eine Stück vorbereitet hatten.