Schlechte Apfelernte im Landkreis Forchheim: Lias-Grube ruft den Apfelnotstand aus
Autor: Franziska Rieger
Unterstürmig, Donnerstag, 12. Sept. 2019
Die Apfelernte fällt in diesem Jahr bei den Obstbauern im Landkreis schlecht aus. Die Umweltstation Lias-Grube hat jetzt sogar einen Apfelnotstand ausgerufen - doch die Trockenheit allein ist nicht Schuld an der dürftigen Ausbeute.
Wenn Ulrike Schaefer an den Apfelbäumen in der Lias-Grube nach Früchten sucht, muss sie die Bäume ganz genau unter die Lupe nehmen. Eigentlich sollten um diese Jahreszeit die Äste voll beladen mit Früchten hängen - stattdessen findet Schaefer zwischen den Blättern nur ab und zu ein mickriges, vertrocknetes Äpfelchen.
30 Apfelbäume stehen auf der Streuobst-Wiese der Lias-Grube, an den meisten hängt keine einzige Frucht. Bei den Zwetschgen sieht es auch nicht viel besser aus. "Wir haben in diesem Jahr sozusagen Apfelnotstand - kein einziger Apfel hängt an den Bäumen", sagt Schaefer. Ein Teil der Früchte ist im Frühjahr erfroren, weil die Blüten wegen der Wärme im Frühling viel zu bald dran waren und dann doch noch einmal der Frost zugeschlagen hat.
Teiche haben kein Wasser mehr
Dazu kommt die Trockenheit: "Der Klimawandel macht sich bemerkbar und die Folgen sind nicht von der Hand zu weisen. Die Pegelstände können sich im Winter gar nicht erholen", sagt Schaefer. Auf zwei anderen großen Streuobstwiesen in Weigelshofen, die die Lias-Grube extern pflegt, sind alle Äpfel wegen Trockenheit abgefallen. Im Juli waren dort noch ganz kleine Äpfel dran gehangen.
Dabei sind Streuobst-Bäume nicht empfindlich, sagt Schaefer. Die alte Sorten seien wesentlich robuster. Außerdem stehen auf den Streuobst-Wiesen keine Monokulturen, die Abstände zwischen den Bäumen sind größer und die alten Sorten sind an das Wetter gewöhnt. Weil die Früchte auf einer Streuobst-Wiese zu unterschiedlichen Zeiten reif sind, würden sich Schädlinge seltener einnisten. "Streuobst-Bäume gehören zu unserem Kulturgut." Und das sollte unbedingt gehütet werden, findet Schaefer.
Gutes Jahr - schlechtes Jahr
Dass die Ernte dieses Jahr schlechter ausfällt, damit hat Schaefer schon gerechnet. Denn Apfelbäume haben eine ausgebildete Alternanz. Das heißt, dass in einem Jahr der Baum voll hängt, im nächsten bringt er weniger Ertrag. Dieser Wechsel ist durch Hormone bedingt. Vergangenes Jahr - 2018 war ein sehr gutes Apfeljahr - hätten die Mitarbeiter der Lias-Grube rund 2,5 Tonnen Äpfel geerntet. In schwachen Jahren seien zumindest um die 300 Kilo zusammen gekommen. Doch in diesem Jahr: kein einziger Apfel.
Damit ist die Lias-Grube nicht allein. Auf vielen Streuobst-Beständen in der Fränkischen Schweiz sind nur wenig Äpfel in Sicht. So auch an den Bäumen von Roswita Erlwein, die in ihrer Edelbrennerei in Hundsboden Äpfel verarbeitet. "Die großen Bäume sind ein Komplettausfall", sagt Erlwein.
Beunruhigen lässt sie sich davon aber nicht - weil 2018 so ein extrem gutes Apfeljahr war und wegen der ausgeprägten Alternanz der Bäume. Dass die dürftige Ausbeute in diesem Jahr allein am Klimawandel liegt, glaubt Erlwein nicht. "Es war schon vorprogrammiert, dass es wenig geben wird", sagt sie. Deshalb hat die Edelbrennerei vorgesorgt und im vergangenen Jahr bereits mehr Äpfel verarbeitet.