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Schlagloch-Alarm in Forchheim: 50 Kilometer betroffen


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Mittwoch, 07. Dezember 2016

Weil die Stadt Forchheim jahrelang zu wenig in den Straßenunterhalt gesteckt hat, müssten jetzt 3,8 Millionen investiert werden, um Versäumtes nachzuholen.
Foto: Barbara Herbst


Holger Lehnard (CSU) lobte den Diplomingenieur Michael Simon für die Anschaulichkeit seiner Darstellungen. Zugleich sagte der CSU-Rat, dass es ihm "keine Freude gemacht hat", dem Ingenieur zuzuhören.

Denn Simon zeigte auf, wovor Werner Schaup (Leiter des Tiefbauamtes) seit vielen Jahren gewarnt hatte: In Forchheim müsste deutlich mehr in den Unterhalt der Straßen investiert werden. Sämtliche Feldwege dazugerechnet, hat die Stadt ein Straßen-Netz zu unterhalten, das sich auf 1,1 Millionen Quadratmeter erstreckt. Es sind 1160 Straßen, die zusammen knapp 250 Kilometer lang sind.

"Zunächst ergibt sich ein ordentliches Bild", sagte Michael Simon, der den Zustand der Forchheimer Straßen erforscht und in die "Zustandsklassen" 1 bis 5 eingeordnet hat. Demnach sind 26 Prozent der Straßen in einem sehr guten, 23 Prozent in einem guten und 46 Prozent in einem befriedigenden Zustand. Lediglich drei Prozent der Straßen landen in der schlechtesten Kategorie 5.

Weil der Stadtrat dem Tiefbauamt aber in den vergangenen Jahren nur 450 000 Euro pro Jahr für den Unterhalt zur Verfügung gestellt hatte, "reduziert sich das Straßen-Kapital", warnte Ingenieur Simon.


16 Millionen in zehn Jahren

Für ein angemessenes Unterhalts-Management müsste die Stadt alleine 3,8 Millionen Euro ausgeben, um die Versäumnisse nachzuholen. Auf die nächsten zehn Jahre verteilt, würde die Stadt 16 Millionen Euro benötigen, um ideale Straßen-Zustände zu schaffen, rechnete Simon vor: "50 Kilometer Straßen sind reparaturbedürftig."
Da komme auf den Finanzausschuss "eine spannende Geschichte" zu, merkte Holger Lehnard ironisch an. Er plädiere dafür, dem Gutachter-Vorschlag zu folgen, und das jährliche Budget für das Tiefbauamt auf 900 000 Euro aufzustocken.

"Jetzt fällt uns katastrophal auf die Füße, was wir jahrelang vor uns hergeschoben haben", sagte Manfred Hümmer (FW). Und kündigte schon mal an, dass bei den vielen Straßen-Sanierungen auch auf die Bürger einiges in Form von Umlagen zukommen werde. Werner Schaup sagte zwar, er hab e "seit Jahren darum gekämpft", mehr Geld für den Unterhalt zu bekommen; er betonte aber auch, dass das Tiefbauamt personell gar nicht in der Lage wäre, jede Summe zu verarbeiten. "3,8 Millionen Euro möchte ich nicht haben, die können wir gar nicht abarbeiten", sagte der Chef des Tiefbauamtes.


Keine Prioritätenlisten

Unabhängig davon, wie der Finanzausschuss bei den Etat-Beratungen mit dem hohen Bedarf im Straßenunterhalt umgehen wird, eines machte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) im Vorfeld zu den ersten Etat-Beratungen unter seiner Leitung klar: Prioritätenlisten werde es nicht geben. Sinnvoller sei es "Module insgesamt zu betrachten". Heißt: Straßen sollen dort saniert werden, wo sie mit Hochbau-Projekten korrelieren. Oder dort, wo die Stadtwerke Grabungsarbeiten planen.