Eilmeldung:
Druckartikel: Scheintote Frau in Gelsenkirchen: "Das ist ein Albtraum für Bestatter"

Scheintote Frau in Gelsenkirchen: "Das ist ein Albtraum für Bestatter"


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Donnerstag, 26. März 2015

War es jetzt in Gelsenkirchen nur ein extremer Einzelfall, als eine Frau beim Bestatter wieder aufgewacht ist? Unsere Toten waren bis jetzt immer tot, sagt eine Forchheimer Bestatterin.
Lebendig begraben zu werden, gehört zu den menschlichen Urängsten.   Foto: Oliver Stratmann/dpa


Wahrscheinlich den Schock ihres Lebens erlebten unlängst die Mitarbeiter eines Bestattungsinstituts in Gelsenkirchen. Eine für tot erklärte 92-jährige Frau begann im Kühlraum zu stöhnen und öffnete die Augen.

Es mit scheintoten Menschen zu tun zu haben, ist wohl der Albtraum für alle Bestatter. In früheren Jahrhunderten müssen dagegen immer wieder noch lebendige Menschen irrtümlich begraben worden sein. Jedenfalls werden gefundene Kratzspuren an Sargdeckeln in dieser Richtung interpretiert. Stephanie Brunner arbeitet als Bestatterin für die Firma Mang in Forchheim. Dort seien die Toten bis jetzt immer tot gewesen, sagt sie.

Haben Sie schon ähnliche Erlebnisse durchstehen müssen wie die Mitarbeiter des Bestattungsinstituts in Gelsenkirchen?
Stephanie Brunner: Das wäre der Alptraum eines jeden Bestatters. Ich denke schon, dass man sehr erschrickt, wenn jemand stöhnt oder plötzlich klopft. Aber der Bestatter kann nichts dafür. Wir hatten solche Erlebnisse noch nie, und ich arbeite schon seit sechs Jahren hier in Forchheim bei der Familie Mang. Die Toten waren immer tot.

Fürchten Sie sich vor ähnlichen Erlebnissen?
Eigentlich schließe ich so etwas aus, denn dafür gibt es die Leichenschau. Das ist bei uns sehr gut geregelt. Ereignisse wie jetzt in Gelsenkirchen dürften deshalb nicht passieren. Ein Arzt stellt den Tod fest, aber er darf den Totenschein nicht sofort ausstellen.

Warum nicht?
Es müssen vier weitere Stunden vergehen und dann muss auch ein weiterer Arzt den Toten untersuchen. In der Regel sind dann die ersten Zeichen schon sichtbar. Es gibt Totenflecken und auch die Leichenstarre könnte schon eingetreten sein. Erst dann darf der Arzt den Totenschein ausfüllen. Anschließend werden wir Bestatter von den Hinterbliebenen gerufen.

Überprüft der Bestatter den Toten auch im Leichenhaus?
Wenn wir kommen, sind die Totenanzeichen wie Flecken oder die Leichenstarre sichtbar. Das Blut zirkuliert nicht mehr. An den Stellen, an denen der Körper die Unterlage berührt, entstehen diese Totenflecken durch abgesacktes Blut. Wenn wir plötzlich feststellen würden, dass der Tote wieder atmet, würden wir sofort den Rettungsdienst und die Kripo rufen. Aber das ist bisher noch nie passiert.

Beeinflussen Vorfälle wie jetzt in Gelsenkirchen die Art der Begräbnisse? Gibt es die Angst, lebendig begraben zu werden?
Ich höre schon öfter, dass sich Menschen lieber verbrennen lassen würden, um nicht im Sarg aufzuwachen. Ich selbst habe keine Angst davor, da es die Leichenschau gibt und der Tod sicher festgestellt wird. Vor 80 Jahren war das noch anders. Da gab es das öfter, wie man an den Särgen Kratzspuren feststellen konnte.

Das Gespräch führte Petra Malbrich.