Druckartikel: Schafkopf-Kultur erhalten: Alt schaut Jung in die Karten

Schafkopf-Kultur erhalten: Alt schaut Jung in die Karten


Autor: Sonja Lengenfelder

Unterleinleiter, Sonntag, 09. Februar 2014

In Unterleinleiter tun die Kartler einiges dafür, Kinder für das Schafkopfen zu begeistern. Es geht ihnen dabei auch um die fränkische Kultur.
Fritz Trautner (r.) bringt Bastian das Schafkopfen bei. Bastian Vater Andreas Schnell (M.) begrüßt das Interesse seines Sohns.  Foto: Lengenfelder


Bastian würde jetzt am liebsten einfach eine Karte auf den Tisch werfen. Bevor es aber so weit kommt, schreitet Fritz Trautner ein. "Hast du denn Deine Karten richtig geordnet?", will er von dem Zehnjährigen wissen. Trautner sieht mit einem Blick, dass dem nicht so ist.

Diesen und andere kleine Fehler oder Versäumnisse zu erkennen und anzusprechen, hat sich Trautner zur Aufgabe gemacht. Denn egal, ob es um Regeln oder taktische Züge geht: Von Profis wie ihm, die regelmäßig Schafkopf spielen, lernen Neulinge wie Bastian am meisten.

Im Wirtshaus

Schafkopf ist eine fränkische Tradition, die vor allem im Wirtshaus gepflegt wird. Doch die Kartler werden immer weniger. Nicht so dagegen in Unterleinleiter.

"Sinn und Zweck ist es, dass man auch den Jugendlichen noch ein bisschen fränkische Kultur beibringt", erklärt Trautner.

Deshalb führt er den Nachwuchs im Rahmen des Kinder- und Jugendprogramms der Gemeinde in die Kunst des Schafkopfens ein. Andreas Schnell sieht das genauso und hat seine beiden Söhne mit in das Bahnhofshäusla, dem örtlichen Treffpunkt für Jugendliche, gebracht: "Das sind zwei Stunden, wo Kinder nicht vor der Glotze sitzen oder Computerspielen."

Fabian gehört mit seinen 14 Jahren schon zu den Fortgeschrittenen. Er spielt seit immerhin schon zwei Jahren.
Sein Bruder Bastian ist zum ersten Mal mit dabei. Er hat aber den Ehrgeiz, schon bald ein richtig guter Kartler zu werden. "Ich wollte herkommen, weil es mich interessiert", sagt er. Andere Spiele langweilten ihn: "Daheim spielen wir meistens Mau-Mau und Schnauz."

Anders als Poker

Bastian ist an diesem Tag der einzige Schafkopf-Novize, der in die Anfängerstunde gekommen ist. In Unterleinleiter können Kinder ab zehn Jahren das fränkische Kartenspiel erlernen.

Bei den Fortgeschrittenen treffen sich etwa sechs bis zehn Kinder im Alter von 13 bis 15 Jahren. Auch ein paar Mädchen sind mit dabei. Schafkopf ist kein Glücksspiel.
Das unterscheidet das Spiel beispielsweise auch Poker. Poker ist nicht zuletzt durch die Präsenz im Fernsehen gerade recht populär.

Beim Schafkopfen muss man zum Beispiel immer genau überlegen, welche Karten schon gespielt worden ist. "Mitrechnen und Mitdenken ist wichtig", sagt Trautner.

Seit über zwei Jahren gibt es nun schon in Unterleinleiter die Schafkopfanfängerrunde für Mädchen und Jungen. "Zuerst war es nur für das Winterhalbjahr gedacht", sagt Trautner. Doch die Jugendlichen sahen das ein bisschen anders, sodass nun fast das ganze Jahr über Karten gespielt wird.

Immer freitags im zweiwöchentlichen Rhythmus treffen sich im Bahnhofshäusla, dem Jugendzentrum von Unterleinleiter, ab 18 Uhr die Anfänger und ab 19 Uhr die fortgeschrittenen Schafkopfspieler. Nur in den großen Ferien findet keine Schafkopfrunde statt.