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Sauna wird teurer - Forchheimer wehren sich


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Mittwoch, 29. Oktober 2014

Auch die Forchheimer wehren sich gegen die geplante Anhebung des Mehrwertsteuersatzes für Sauna-Besuche von sieben auf 19 Prozent. Die Unterschriftenlisten liegen im Königsbad und in der Tourist-Info aus.
Die Sauna-Gäste kommen ganz gehörig ins Schwitzen, besonders wenn sie an die Erhöhung der Mehrwertsteuer denken.  Foto: Josef Hofbauer


Seit einer Woche läuft die Unterschriften-Aktion des Deutschen Sauna-Bundes, der sich damit gegen die geplante Anhebung der Mehrwertsteuer-Satzes von sieben auf 19 Prozent für den Sauna-Besuch zur Wehr setzt. In dieser kurzen Zeit haben bereits 360 Stammgäste der Saunalandschaft des Forchheimer Königsbades gegen diese Mehrbelastung protestiert.

Walter Mirschberger, Geschäftsführer des Königsbades, freut sich über die Unterstützung, appelliert aber an die Bürger, mit ihrer Unterschrift weiterhin ihr Unverständnis gegenüber der Anhebung des Mehrwertsteuer-Satzes zu bekräftigen. "Schwitzkuren trainieren das Wärme-Regulationssystem unseres Körpers. So härtet ein Sauna-Besuch ab und schützt vor Erkältungskrankheiten", unterstreicht Mirschberger. Gleichwohl stuften die Finanzminister von Bund und Ländern das Schwitzen nicht mehr als Gesundheitsprophylaxe ein, sondern als Wellness-Vergnügen. "Für mich nicht nachvollziehbar", zürnt Mirschberger.

Gäste-Einbruch befürchtet

Er macht sich Sorgen, dass die Gäste ausbleiben. "Wir befürchten einen starken Einbruch der Besucherzahlen, wenn wir die Preise auf Grund der Mehrwertsteuer-Anpassung erhöhen müssen", pflichtet Marketingleiter Peter Lutz bei. " Das wäre schade", erklärt Walter Mirschberger, "das Angebot der Saunaanlage im Königsbad ist ein Produkt im Leistungsspektrum des städtischen Bäderbetriebes, das sogar Gewinn erwirtschaftet." Bisher sei durch die Einnahmen aus dem Besuch der Saunagäste das Defizit aus dem Badebereich verringert worden.
"Die Anhebung der Mehrwertsteuer trifft uns auf alle Fälle hart", findet Betriebsleiter Christian Lenkl. "Entweder wir müssen mehr Geld an den Bund abführen, das in unserer Kasse fehlt und einen höheren Zuschuss seitens der Stadt nach sich zieht, oder wir müssen den Eintritt erhöhen", verdeutlicht Lenkl die Alternativen. "Gottlob sind wir nicht die Zielscheibe der Kritik. Die Badegäste wissen sehr genau, dass dies eine Vorgabe von ganz oben ist, die wir nicht beeinflussen können."

Pro Gast mehr als ein Euro

Um 1,18 Euro, hat der Bäderchef Walter Mirschberger ausgerechnet, würde sich der Saunabesuch verteuern. Doch er ist sich mit dem Deutschen Sauna-Bund absolut einig: "Einem nackten Mann greift man nicht in die Tasche."

Diese Ansicht vertreten mittlerweile auch die Mitglieder des Bayerischen und Deutschen Städtetages, unterstreicht Walter Mirschberger. Er ruft die Sauna-Besucher dazu auf, mit der eigenen Unterschrift ihrem Unmut über die höhere Besteuerung kund zu tun. Bis 15 . Januar sollen möglichst viele Unterschriften gesammelt werden. Listen sollen künftig nicht nur im Königsbad, sondern auch in der Tourist-Information ausgelegt werden.
Und Mirschberger will auch die Bundestagsabgeordneten mit ins Boot holen. Immerhin kommt die Entscheidung aus Berlin. Dort werde spätestens Mitte kommenden Jahres beschlossen, ob in Zukunft sieben oder 19 Prozent Mehrwertsteuer für einen Saunabesuch erhoben werden müssen. "Da sollten sich die örtlichen Abgeordneten positionieren", findet der Forchheimer Bäder-Chef.

Meinung
von Josef Hofbauer

Die Entscheidung der Politik, was in welchem Umfang besteuert wird, ist für uns Otto Normalverbraucher völlig undurchschaubar. Warum wird Obst nur mit sieben, der Apfelsaft aus der Fränkischen Schweiz aber mit 19 Prozent besteuert? Warum müssen Menschen mit Laktose-Intoleranz für die Sojamilch 19 Prozent berappen, während bei Kuhmilch nur sieben Prozent fällig sind. Warum werden Luxusgüter wie Gänseleber, Wachteleier und Froschschenkel nur mit sieben Prozent besteuert, das Mineralwasser aber mit 19? Und wo sehen Politiker den Unterschied zwischen einem Bad-Besuch, der bei sieben Prozent Mehrwertsteuer bleibt, und einem Sauna-Besuch, der 19 Prozent für den Staatshaushalt bringen soll. Jeder Politker, der diese Erhöhung befürwortet, sollte zuerst jedem seiner Wähler die Sinnhaftigkeit seiner Entscheidung erklären.