Druckartikel: Samba ist nicht der einzige Tanz in Brasilien

Samba ist nicht der einzige Tanz in Brasilien


Autor: Sarah Seewald

Forchheim, Donnerstag, 10. Juli 2014

Vorname brasilianisch, Nachname deutsch: Tenilde Steinel ist gebürtige Brasilianerin. Vor Jahren hat es sie, der Liebe wegen, nach Forchheim verschlagen. Die Leidenschaft zu Tanzen hat sich die Wahl-Forchheimerin bewahrt.
Wie ein Paradiesvogel im Regenwald - das Kostüm von Tede ist extra für sie angefertigt.  Foto: Barbara Herbst


Das Interview ist das Eine, die Präsentation das Andere. Tenilde Steinel, Tede genannt, schlüpft exklusiv für den FT in ihr ganz persönliches Samba-Kostüm. Obwohl nicht wirklich viel Haut bedeckt ist, braucht sie dafür mindestens 15 Minuten. Profi-Strumpfhosen ohne störende Nähte, ein plissiertes Cape, im schillernden grün-gelb, ein handgefertigtes Drahtgestell, das sich um ihre Brust und den Hals schlingt: Die Krönung des Outfits ist buchstäblich der Kopfschmuck. Knallig-orange federt die Krone in alle Himmelsrichtungen.

Die professionelle Samba-Tänzerin lebt seit über 15 Jahren in Deutschland, ist zweifache Mutter und obwohl sie noch mit der Sprache zu kämpfen hat, erfüllt die Wahl-Forchheimerin schon das eine oder andere deutsche Klischee: "Wenn ich koche, dann konzentriere ich mich nur auf den Rührlöffel", sagt sie. Kurz mal zwischen durch getanzt wird nicht.

Tanzen ist für Tede: "Gefühl, Rhythmus und Lebensfreude."


Brasilien hat mehr zu bieten

Als ihr Mann vor 16 Jahren in Brasilien im Urlaub war, hat es gefunkt. Allerdings war nicht gleich klar, dass sich beide ineinander verliebt haben - er sprach kein portugiesisch, sie kein deutsch. Aber über Freunde, die als Botschafter fungierten, kam es zum Happy-End, noch bevor die erste Brasilienreise zu Ende war. Bis zum Wiedersehen drei Monate später holte ihr heutiger Gatte das Sprachdefizit auf.

Nach ihrem Aufenthalt in Deutschland war Tede schnell klar, dass Franken ihr neuer Lebensmittelpunkt sein soll. Ihrem Ehemann war diese Entscheidung natürlich recht, aber er beharrte darauf, dass sie auch in ihrer neuen Heimat ihr Talent nicht vernachlässigte. "Er hat immer gesagt: Du bist eine Brasilianerin und Samba-Tänzerin, also tanzt du auch. Und wenn jemand irgendetwas dagegen hat, dann sage ich, dass du meine Frau bist", sagt Tede. Über den Brasilianisch-Deutschen Kreis Erlangen lernte sie Kollegen kennen.

Gemeinsam mit anderen Samba-Tänzerinnen oder ganz alleine - in der Tanzmoral liegt der Unterschied zwischen den Kulturen: "In Deutschland brauchen alle immer was zum Trinken, bevor sie sich mal trauen zu tanzen", sagt Tede. Samba ist zwar die bekannteste Formation aus Brasilien, lange aber nicht der einzige Volkstanz. "Die Leute wollen immer nur Samba. Das finde ich schade", sagt Tede. Denn ob Geburtstag, Familienfest oder Firmenfeier: Das, was die Leute aus dem TV vom Karneval in Rio kennen, wollen sie dann auch hier auf der Bühne sehen. Dabei machen die imposanten Kostüme alleine noch keinen guten Auftritt aus: "Ausstrahlung, Hüftschwung, schnelle Tippel-Füße" - und viel Respekt vor dem, wie man sich als Frau in einem dermaßen knappen Kostüm bewegt.