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S-Bahnhalt Forchheim-Nord: Sondersitzung zu Lärmschutz und Schulweg


Autor: Pauline Lindner

Forchheim, Dienstag, 20. November 2018

In einer Sondersitzung diskutierten die Forchheimer Stadträte über Lärmbelastung, Schutzmaßnahmen und den Fußweg der Schüler.
Rechnerisch wird nach dem viergleisigen Ausbau alle drei Minuten ein Zug direkt an der Jean-Paul-Straße vorbeifahren. Foto: Ekkehard Roepert/Archiv


Der S-Bahnhalt im Norden Forchheims kommt. Zu seiner Realisierung ist ein Planfeststellungsverfahren nötig, in dem Bürger und Institutionen ihre Einwände vorbringen können. Auch die Stadt Forchheim. Deswegen traf sich der Stadtrat am Montag zu einer Sondersitzung. Diskussionsbedarf herrschte bei zwei Punkten: Lärm und Erschütterung und die Idee, einen zweiten Fußweg für die Schüler entlang der Bahnlinie anzulegen.

Überprüfung der Pläne: Misstrauen gegenüber DB

Die Stadt hat zum ersten Punkt die Angaben der DB durch das unabhängige Fachbüro IBAS in Bayreuth überprüfen lassen. "Im Umgang mit der Bahn ist gesundes Misstrauen angebracht", kommentierte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein die Einschaltung der Fachleute. Stefan Hanrieder erläuterte dem Stadtrat, wie komplex Schallberechnungen sind. Sein Resümee: Der Lärm durch vorbeifahrende Züge wird durch die technischen Maßnahmen der Bahn geringer. Dafür aber häufiger, weil deutlich mehr Güterzüge bis zu 700 Metern Länge die ausgebaute Strecke befahren sollen.

140 Züge am Tag und 118 in den acht Nachtstunden sollen es werden. Das sind dann rechnerisch alle drei Minuten ein Zug. Für Erwin Held (FW) ist das eine "enorm steigende Belastung, eine Dauerbelastung".

2019 will die DB mit den "Ingenieurarbeiten" beginnen. Der Gleisbau soll von West nach Ost bis 2024 fertig sein. Ob der Neubau der Piastenbrücke in das Zeitfenster zwischen dem Annafest 2019 und dem im Jahr 2020 passt, ist aber ungewiss. In der Bauphase wird aber ein Wendelturm die Benutzung der Behelfsbrücke auch für Radler, Kinderwagen und Rollstühle ermöglichen.

Die DB wird außer den Schallschutzwänden ein sogenanntes überwachtes Gleis bauen. Das bedeutet nach Hanrieder, die Gleise werden in Abständen nachgeschliffen, so dass weniger Reibung und damit weniger Lärm entsteht. Nur: Diese Technik wirkt sich auf die alten Güterwagen, die immer noch im Einsatz sind, kaum verbessernd aus. Die zweite Maßnahme sind elastische Schwellen; die Schwellenbesohlung mit einem die Erschütterung dämpfenden Material wirkt sich vor allem günstig auf das Mitvibrieren anliegender Gebäude aus. Die Mauern beginnen zu schwingen, was zusätzlichen Lärm im Inneren erzeugt. Gegen ihn helfen Schallschutzfenster gar nicht.

Bahn zahlt Balkon-Wintergärten oder Entschädigung

Bei Außenwohnbereichen wie Balkone bietet die DB den Hauseigentümern an, sie zu Wintergärten umzubauen oder eine Entschädigung zu zahlen. Für Thomas Werner (CSU) heißt das: "Der Eigentümer kassiert die Entschädigung und der Mieter muss den Lärm ertragen." Der laut den DB-Vertretern in der Sitzung allerdings um 10 dB geringer und damit nur mehr halb so laut sein soll.

Trotz der Feststellung Hanrieders, dass die Berechnungen seines Hauses nahezu zu den gleichen Ergebnissen gekommen sind wie die seitens der Bahn, reagierte Ludwig Preusch (FW) heftig, ob der nun nicht mehr 500 sondern 700 Meter langen Güterzüge: "Die Bahn bescheißt, was Anderes ist das nicht."

Udo Schönfelder (CSU) hat das Rammen von Bauteilen in die Erde im Forchheimer Süden noch im Ohr. Deshalb fragte er schon jetzt an, ob die Bahn sicherstellen könne, dass nicht nächtelang durchgearbeitet werde. Das könne man nicht zusagen, aber es werden für solche Phasen Hotelübernachtungen für die betroffenen Anlieger angeboten, hieß es von der Bahn.

"Es wird mal wieder das Kräfteverhältnis Bahn-Bürger deutlich", kommentierte Annette Prechtel (FGL) die Antworten der Bahn-Beauftragten. Einstimmig stellten sich die Stadträte hinter die Einwendungen, wie sie die Verwaltung ausgearbeitet hat.

Neuer Schulweg aus Kostengründen abgelehnt

Der zweite Hauptpunkt der Ratssitzung im Feuerwehrschulungssaal war der zusätzliche Fußweg vom Bahnhof Forchheim-Nord zur Realschule. Die Idee: Ein Weg entlang den Schallschutzwänden hätte einen Teil der täglichen Schülerströme nicht über die Bammersdorfer Straße lenken sollen. Es dürften künftig gut 500 Schüler täglich den Haltepunkt bei der Bonhoeffer-Unterführung nutzen. 1160 Ein- und Ausstiege hat man für den neuen Bahnhof zugrunde gelegt. Der Weg müsste vom Niveau der Unterführung mit einer Treppe oder einer Rampe auf die normale Geländehöhe geführt werden. Das ist baulich nicht so einfach. Mehr Schulwegsicherheit sollte das Vorhaben bieten. Es fand letztlich aber nur acht Befürworter unter den 36 anwesenden Stadträten. Abgelehnt wurde das Projekt aus Kostengründen.

Zuerst wollte die Bahn trotz mehrerer Nachfragen aus dem Rat keine Zahlen in den Raum stellen. Nach der Sitzungspause nannten die DB-Vertreter aber Vergleichszahlen aus Baiersdorf. Dort wäre eine Treppe auf 100.000 Euro gekommen und die Rampe auf 500.000 Euro. Beträge, die die Stadt aufbringen muss, denn die Bahn ist nur zur Wiederherstellung bestehender Anlagen und Straßen im ursprünglichen Zustand verpflichtet. Alles weitere muss von der Bahn "verlangt" werden und die Kosten bleiben dem, der das "Verlangen" ausspricht.

Verbreiterung statt neuem Weg

Beim zweiten Schulweg hieße das Minimum 100.000 Euro plus den eigentlichen Wegebau plus eine Beleuchtung, damit der nur 1,5 Meter breite Weg keine dunkle Ecke würde. Eine Beschluss auf Vorrat, wie Held vorschlug, verwarf man, da die Stadt auf jeden Fall die Planungskosten an der Backe hätte. Die Lösung heißt nun: Verbreiterung des bestehenden barrierefreien Schulwegs entlang der Bammersdorfer Straße.