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Forchheim: Ruf nach der Säge empört die Stadträte


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Freitag, 11. Mai 2018

Der Kindergarten Reuth will eine alte Linde fällen lassen - doch die Stadträte im Finanzausschuss haben beschlossen, das nicht zu zulassen.
Die Baumschutzverordnung der Stadt  schützt die alte Linde   vor dem Kindergarten Reuth.    Das Pfarramt hätte den Baum gern los. Foto: Josef Hofbauer


"Wenn Bäume Kinder gefährden, dann wäre die Menschheit schon ausgestorben", sagte Ludwig Preusch (FW); denn welches Kind sei nicht auf Bäume geklettert oder habe darunter gespielt? Preusch fand es absurd, dass das Pfarramt vorschlage, einen schattenspendenden, gesunden Baum umzusägen, um dann Geld für ein Sonnensegel auszugeben.

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) stellte klar, dass der Baum geschützt sei und dass es an Informationen fehle, "um das Thema zu durchdringen", sprich: Um einen Zusammenhang zwischen dem Baum und den Rissen im Gebäude herzustellen.


Baum ist kein Schmutz

Udo Schönfelder (CSU) ärgerte sich über die "Begrifflichkeit" der Antragsteller und stellte klar: "Ein Baum macht keinen Schmutz, ein Baum ist Natur." Wenn Bäume eine Gefahr bedeuten, wie könnten dann Waldkindergärten betrieben werden, fragte Anita Kern (SPD). Und auch Manfred Hümmer (FW) ärgerte sich über die "Kausalität" zwischen der Linde und der Gefahr, die angeblich von ihr ausgehe: "Wir hätten uns als Kinder gefreut, unter solch schattigen Bäumen zu spielen. Im Stadtgebiet haben wir nicht mehr viele solcher tollen Bäume."

Dass der Wunsch, diesen "eindrucksvollen und vitalen Baum" abzusägen, ausgerechnet vom kirchlichen Träger eines Kindergartens ausgesprochen werde, das mache sie "traurig bis wütend", gestand Annette Prechtel (FGL). Die Schöpfung zu bewahren, das sei doch ein ureigen christliches Thema. "Der Baum ist wichtig, gut und schön. Die Kinder könnten so viel am Beispiel dieser Linde lernen." Prechtel zeigte sich bestürzt über die Haltung im Pfarramt: "Statt den Baum zu gießen, denken sie an die Säge."

Josua Flierl (CSU) nahm die "seltsam anmutende Vorgehensweise" der Antragsteller zum Anlass, an eine alte Forderung von ihm zu erinnern: Wenn die Stadt Forchheim Zuschüsse zahlt, dann sollte sie den Antragsteller künftig dazu verpflichten, mindestens drei Angebote einzuholen. So werde vermieden, dass das einzig vorliegende und möglicherweise überteuerte Angebot bezuschusst werde. Das günstigste unter mindestens drei Angeboten auszuwählen, das sei die übliche Vergabe-Praxis innerhalb der Stadtverwaltung. Diese Vorgehensweise müsse auch für Kindergärten und andere Antragsteller gelten, die Geld von der Stadt forderten.

Dieser Flierl-Vorstoß wurde vom Finanzausschuss ebenso einstimmig unterstützt, wie der Beschluss, die Linde nicht zu fällen und keine neuen Spielgeräte im Kindergarten Reuth zu finanzieren.